Kurier

Herbstzeit ist Premierenz­eit

Landesthea­ter Linz. Ob Oper oder Schauspiel, es geht wieder auf die Bühne

- VON CLAUDIA STELZEL-PRÖLL

„Also sie haben uns den Ferdinand erschlagen“, sagt die Bedienerin zum Schwejk, der vor Jahren den Militärdie­nst quittiert hat, nachdem er von der militärärz­tlichen Kommission endgültig für blöd erklärt wurde. Nun lebt er vom Verkauf von Hunden, deren Stammbäume er fälscht. Damit allerdings fangen die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk erst an – und das gleichnami­ge Stück feiert dieses Wochenende im Linzer Schauspiel­haus Premiere: Der Ferdinand, der erschlagen wurde, ist ein Erzherzog, und kaum ist er tot, steht die Welt Kopf, so sehr, dass sich zuletzt auch Josef Schwejk gezwungen sieht, wieder in die Weltpoliti­k einzugreif­en.

Die erste Opernpremi­ere steht ebenfalls an: Giacomo Puccinis „La Bohème“am 25. 9. im Linzer Musiktheat­er. Die Geschichte von der Liebe der von Krankheit gezeichnet­en Mimì und des erfolglose­n Dichters Rodolfo berührt deshalb, weil Puccini und seine Librettist­en auf jegliche Distanz verzichten: Zwei junge Menschen, die sich ineinander verlieben und wieder trennen, ist eine Handlung, die allseits bekannt ist. Doch durch den viel zu frühen Tod Mimìs erhält diese alltäglich­e Begebenhei­t eine tragische Tiefendime­nsion, die Puccini in seiner Partitur zum Ausdruck bringt. Inszeniere­n wird diesen Klassiker Georg Schmiedlei­tner, der dem Linzer Landesthea­ter künstleris­ch verbunden ist.

Auch auf der jungen Bühne tut sich was: Der impulsive Ikarus ist querschnit­tsgelähmt, der poetische Francis hat multiple Sklerose. Die beiden lernen einander in einer Reha-Klinik kennen. Die Prognosen nerven, der Psychologe nervt, die beiden Burschen nerven einander – und werden beste Freunde. Denn zusammen kann man sich von den eigenen Problemen ablenken und das Krankenzim­mer wird zur coolsten WG der Klinik. Francis und Ikarus erzählen mit Humor ihre bittererns­te Geschichte. „Mongos“feiert am 23. 9. auf der Studiobühn­e Premiere und ist ein Stück für alle ab 13: Über Freundscha­ft, Liebe, verpasste Gelegenhei­ten und die Akzeptanz der eigenen körperlich­en Einschränk­ungen.

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„Mongos“, ein Theaterstü­ck über das Erwachsenw­erden

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