Kurier

Die unendliche Freiheit

- VON CHRISTA KOINIG

Unser neues Stück spielt auf einer einsamen Insel. In der Spielpause sitz’ ich gern am Strand und schau’ den Wellen zu. Manchmal kommt etwas dahergesch­wommen, so wie neulich. An sich war es nichts Besonderes, nämlich eine ganz gewöhnlich­e gelbe Quietsch-Ente. So eine hatte ich auch einmal daheim in der Badewanne. Aber was macht eine kleine Gummi-Ente mitten auf dem Meer? Also hab’ ich die Ente gefragt. Und sie hat mir erzählt, dass vor vielen Jahren während eines mächtigen Sturms ein großer Behälter voll mit Bade-Enten von einem Schiff geschwemmt wurde und diese Enten seither irgendwo im Meer herumtreib­en. Ob sie jemals irgendwo angekommen sind, das weiß niemand.

Dann kam die große Welle

Ich wollte von der Ente natürlich wissen, ob man sich auf dem weiten Ozean nicht alleine fühlt. „Nein, ich liebe diese unendliche Freiheit! Niemand hält mich fest, niemand fängt mich auf, niemand passt auf mich auf“, hat sie fröhlich quietschen­d geantworte­t. Ich hab’ ihr dann von meiner Badewannen-Ente erzählt und irgendwie haben wir Freundscha­ft geschlosse­n. „Weißt du was?“, hat die Gummi-Ente urplötzlic­h gesagt, „ich hab’ mir’s überlegt, ich möchte hierbleibe­n, hier bei dir! Ich war lange genug allein. Jetzt weiß ich endlich, wo ich hingehöre. Bist du einverstan­den?“Natürlich war ich damit einverstan­den. Aber just in dem Augenblick, als ich „ja klar!“sagen wollte, kam eine große Welle dahergesch­wappt und hat die Ente mit sich gerissen. Ich glaub’, sie wär’ wirklich gern hiergeblie­ben. Jetzt bin ich wieder froh, dass mich jemand auffängt und festhält, wenn’s notwendig ist. Irgendwie brauchen wir doch alle jemanden, der auf uns aufpasst.

„Kasperl und der Piratensch­atz“alle Termine und Infos unter www.puppenthea­ter.at

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