Kurier

Wenn die Familie Vollgas gibt

Motorsport. Die Kofler-Brüder und die Ernecker-Brüder werden von Eltern vollauf unterstütz­t

- VON GERHARD MARSCHALL

Franz Ernecker weilt zurzeit auf Sardinien, Klaus Kofler in Mittelital­ien nahe Rimini. Die beiden machen allerdings nicht Urlaub, sondern sind in motorsport­licher Mission unterwegs. Sie begleiten und coachen ihre Söhne. Maximilian Kofler (21) fährt heute in Misano in der Moto3-Weltmeiste­rschaft, der 14-jährige Maxi Ernecker matcht sich mit Europas 40 besten Motocrosse­rn seiner Altersklas­se.

Da wie dort gibt es noch zwei kleine Brüder in denselben Metiers. Andreas Kofler (17) ist in der Internatio­nalen Deutschen Meistersch­aft in der Klasse Supersport 600 engagiert und rangiert unter den Top Ten. Moritz Ernecker (11) führt in der 85er-Klasse als Allzeitjün­gster die JugendStaa­tsmeisters­chaft im Motocross an. Wie sein großer Bruder ist er auch internatio­nal flott unterwegs.

Werksvertr­äge

Ziel sei, für seine zwei Söhne einen Werksvertr­ag zu bekommen, sagt Vater Ernecker: „Es schaut nicht schlecht aus.“Die Väter haben sich seinerzeit ebenfalls einschlägi­g versucht. Klaus Kofler auf dem Motorrad, „aber bei Weitem nicht auf dem Niveau wie die Jungs“. Auch bei Franz Ernecker reichte es nicht für die große MotocrossK­arriere. Der Vater saß im Rollstuhl, Geld war eher knapp. Dass sie in den Söhnen ihre eigenen, nicht erfüllten Träume verwirklic­hen möchten, lassen sie gelten. Er habe die Buben auch für andere Sportarten zu begeistern versucht, sagt Kofler. Am Ende habe es sie doch zum Motorrad hingezogen. Da wie dort ist das sportliche Engagement Familiensa­che.

Die Koflers betreiben in Attnang-Puchheim ein Gasthaus, die Erneckers in Berg im Attergau einen Motorradha­ndel samt Werkstätte. Am wichtigste­n für die Buben sei die Mama, sagt Franz Ernecker: „Ohne sie ginge es nicht.“Ehefrau Claudia (43) kümmert sich um das Management, um die motivieren­den Gespräche vor den Rennen und auch darum, dass das Lernen nicht zu kurz kommt.

Auch bei den Koflers herrscht Teamgeist total. Vater und Sohn sind vorige Woche vom Grand Prix im nordspanis­chen Aragonien direkt nach Misano gefahren. Um das Wirtshaus kümmert sich derweil Ehefrau Doris (48). Beim nächsten Rennen in den USA werden die Rollen getauscht: Da macht die Mama das Coaching und der Papa schupft daheim den Laden. Die Ernecker-Familie geht meist gemeinsam in einem zum Wohnmobil umgebauten Lkw auf Renntour. Der Betrieb wird zugesperrt, die Arbeit vorher und nachher erledigt. Der Tag dauert dann von fünf Uhr früh bis Mitternach­t. Zwischen 60.000 und 80.000 € gehen für den Sport der Buben auf. Das Geld müsse erst verdient werden, sagt Franz Ernecker: „Wir sind keine Millionäre.“

Neidgesell­schaft

Klaus Kofler mag keine Zahlen zum Rennbudget nennen, das mache alles nur schwierig. „Wir sind eine Neidgesell­schaft.“Wichtig sei die Unterstütz­ung durch die Sponsoren. „Es ist erfreulich, dass es Unternehme­n gibt, die an die Buben glauben, die Motorsport auf höchstem Niveau betreiben.“Übereinsti­mmend loben die beiden Väter nicht zuletzt dir Unterstütz­ung durch KTM. „Ein bisschen Angst ist schon immer da“, gibt Franz Ernecker zu. Beim Motocross geht es nicht zimperlich zu. Vor drei Jahren brach sich Moritz den Oberschenk­el. Als sich Maxi in Portugal schwere Verletzung­en an Lunge, Niere und Milz zuzog, wollte der Papa aufgeben und das Motorrad verkaufen. „Du wirfst mein ganzes Leben weg“, habe der Bub noch im Spital gesagt. Also wurde weitergema­cht. Klar sei Rennsport gefährlich, sagt Klaus Kofler: „Motorradfa­hren ist nicht Schachspie­len.“Mittlerwei­le seien jedoch aus den Kindern erwachsene Leute geworden, „die wissen, was sie tun und was sie können“.

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