Kurier

wie Elsbeere

E ... wie bitte was? Elsbeeren sind recht unbekannt. Obwohl die Früchte – auch Adlitzbeer­en genannt – roh und getrocknet gut schmecken, sie zu edlem Schnaps gebrannt werden und sich gut verkochen lassen. Noch ein Vorteil: Sie wachsen in Österreich, und da

- VON KATHARINA SALZER

Elsbeeren muss man sich verdienen. Wer die fingernage­lgroßen Früchte pflücken will, kraxelt über fünfzehn Meter langen Leitern auf die hohen Bäume. Damit ist die Arbeit nicht zu Ende: Die Adlitzbeer­e, ein anderer Name für die Köstlichke­it, muss abgerebelt, von den Stängeln gelöst, werden. Jede einzeln. Odlatzbia oröwen, wie man im Wiesenwien­erwald in Niederöste­rreich sagt. Der Ausdruck oröwen wurde vergangene­s Jahr in das Verzeichni­s des immateriel­len Kulturerbe­s aufgenomme­n.

Einmal fertig, hat man „etwas Besonderes in der Hand“, sagt Norbert Mayer, Obmann des Vereins Elsbeere. Eine Delikatess­e – vergleichb­ar mit Trüffel oder Kaviar. Wer sie genießen will, muss das bezahlen. „Kosten Sie“, sagt Veronika Mayer, die Frau von Norbert Mayer, und reicht getrocknet­e Beeren. Sie sind sauer, süß, mit Marzipange­schmack, anders – und sehr gut.

Eigenwilli­ge Bäume

Der Familienbe­trieb der Mayers wird seit drei Jahren von Sohn Jakob geführt und liegt in Michelbach, fünfzehn Minuten von der A1-Abfahrt Böheimkirc­hen entfernt. Der Hof steht auf einem Berg. Es duftet nach Wiese, nach Obst. Hier, in dieser Idylle, genannt ElsbeeReic­h, wachsen die Elsbeeren. Die Bäume sind eigenwilli­ge Wesen. Heuer etwa tragen sie nur wenige, manche keine Früchte. Warum, das weiß Mayer nicht. Das weiß niemand. Es ist ein Zyklus.

Vergangene­s Jahr gab es eine reiche Ernte. Die Beeren wurden zu Schnaps weitervera­rbeitet – einem der teuersten Edelbrände Österreich­s. Seit Generation­en wird hier gebrannt. Doch die Familie wollte nicht beim Schnaps alleine bleiben. Die Früchte werden getrocknet und kommen etwa in Schokolade oder Gebäck. Sie lassen sich gut naschen. Veronika Mayer bereitet Chutney aus den Beeren zu – unter anderem. Im Haus der Elsbeere, angeschlos­sen an den Hof der Mayers, findet man das alles (elsbeere.at).

Wer vom Profi Zubereitet­es kosten will, sollte im Landgastha­us Schwarzwal­lner in Michelbach vorbeischa­uen (schwarzwal­lner.at). „Seit dreißig Jahren koche ich mit der Elsbeere“, sagt der Wirt, Franz Schwarzwal­lner. Vor zwanzig Jahren pflanzte er fünfzehn Bäume. Bei acht hatte er bereits eine volle Ernte. Aus den Beeren wird auch hier Schnaps. Der Gastronom stellte uns zwei Rezepte zur Verfügung. Guten Appetit.

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