wie Elsbeere
E ... wie bitte was? Elsbeeren sind recht unbekannt. Obwohl die Früchte – auch Adlitzbeeren genannt – roh und getrocknet gut schmecken, sie zu edlem Schnaps gebrannt werden und sich gut verkochen lassen. Noch ein Vorteil: Sie wachsen in Österreich, und da
Elsbeeren muss man sich verdienen. Wer die fingernagelgroßen Früchte pflücken will, kraxelt über fünfzehn Meter langen Leitern auf die hohen Bäume. Damit ist die Arbeit nicht zu Ende: Die Adlitzbeere, ein anderer Name für die Köstlichkeit, muss abgerebelt, von den Stängeln gelöst, werden. Jede einzeln. Odlatzbia oröwen, wie man im Wiesenwienerwald in Niederösterreich sagt. Der Ausdruck oröwen wurde vergangenes Jahr in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.
Einmal fertig, hat man „etwas Besonderes in der Hand“, sagt Norbert Mayer, Obmann des Vereins Elsbeere. Eine Delikatesse – vergleichbar mit Trüffel oder Kaviar. Wer sie genießen will, muss das bezahlen. „Kosten Sie“, sagt Veronika Mayer, die Frau von Norbert Mayer, und reicht getrocknete Beeren. Sie sind sauer, süß, mit Marzipangeschmack, anders – und sehr gut.
Eigenwillige Bäume
Der Familienbetrieb der Mayers wird seit drei Jahren von Sohn Jakob geführt und liegt in Michelbach, fünfzehn Minuten von der A1-Abfahrt Böheimkirchen entfernt. Der Hof steht auf einem Berg. Es duftet nach Wiese, nach Obst. Hier, in dieser Idylle, genannt ElsbeeReich, wachsen die Elsbeeren. Die Bäume sind eigenwillige Wesen. Heuer etwa tragen sie nur wenige, manche keine Früchte. Warum, das weiß Mayer nicht. Das weiß niemand. Es ist ein Zyklus.
Vergangenes Jahr gab es eine reiche Ernte. Die Beeren wurden zu Schnaps weiterverarbeitet – einem der teuersten Edelbrände Österreichs. Seit Generationen wird hier gebrannt. Doch die Familie wollte nicht beim Schnaps alleine bleiben. Die Früchte werden getrocknet und kommen etwa in Schokolade oder Gebäck. Sie lassen sich gut naschen. Veronika Mayer bereitet Chutney aus den Beeren zu – unter anderem. Im Haus der Elsbeere, angeschlossen an den Hof der Mayers, findet man das alles (elsbeere.at).
Wer vom Profi Zubereitetes kosten will, sollte im Landgasthaus Schwarzwallner in Michelbach vorbeischauen (schwarzwallner.at). „Seit dreißig Jahren koche ich mit der Elsbeere“, sagt der Wirt, Franz Schwarzwallner. Vor zwanzig Jahren pflanzte er fünfzehn Bäume. Bei acht hatte er bereits eine volle Ernte. Aus den Beeren wird auch hier Schnaps. Der Gastronom stellte uns zwei Rezepte zur Verfügung. Guten Appetit.