Kurier

Ein Hund und eine Seele

Haustierbo­om. Zu Beginn der Coronazeit nahmen sich viele einen Hund – allzu oft boten sie ihm aber nur ein Zuhause mit Ablaufdatu­m

- VON VALERIE KRB UND E. GERSTENDOR­FER

Welcher passt zu mir?

Viele nahmen sich in der Corona-Krise einen Hund – und brachten ihn dann ins Tierheim. Damit das nicht passiert: Wie man den idealen Begleiter findet.

Zwei Mal musste das Tierschutz­haus Vösendorf diesen Sommer bereits wegen Überfüllun­g schließen. Dabei ist es Österreich­s größtes Tierheim und kann bis zu 250 herrenlose Hunde versorgen. Aber es waren einfach zu viele Anfragen, um Tiere abzugeben. Ein ähnliches Bild zeigt sich im Grazer Tierheim, das derzeit fast voll ist. Und in Linz, wo sowieso schon Warteliste­n für Abgaben geführt werden.

Tierheime im ganzen Land müssen abfangen, was Menschen aufgrund von Blauäugigk­eit und Langeweile verursacht haben. Sich nämlich unüberlegt während der Pandemie einen Hund zuzulegen.

Google-Suche verdoppelt „Der Hundeboom während Corona war massiv. Das hat in der zweiten Wochen des ersten Lockdowns begonnen“, sagt Oliver Bayer vom Tierschutz­haus Vösendorf. Die Google-Suchanfrag­en zu „Welpen kaufen“haben sich seit dem Frühjahr 2020 mehr als verdoppelt. In Wien gab es ein Plus von 23,6 Prozent bei den Hundeanmel­dungen.

Im Juni dieses Jahres wendete sich das Blatt, und viele wollten ihr neues Haustier wieder loswerden. Konkret haben sich die Anfragen für Abgaben im Tierschutz­haus Vösendorf vervierfac­ht. „Wir wussten, dass das passieren wird. Aber wir waren überrascht, dass es so früh losging“, sagt Bayer.

Corona öffnete auch dem skrupellos­en Geschäft der Welpenmafi­a Tür und Tor.

Laut Schätzunge­n der EU werden jedes Monat 50.000 Welpen illegal gehandelt. In osteuropäi­schen Vermehrung­sstationen gezüchtet, werden sie viel zu klein und meist schwer krank über das Internet angeboten. „Es gibt immer noch Menschen, die es nicht obskur finden, sich um halb zwölf Uhr in der Nacht auf einem Parkplatz in Gramatneus­iedl einen Hund zu holen“, meint Bayer. Sind sie zu krank, um noch verkauft zu werden, werden sie ausgesetzt. Und landen zum Beispiel im Tierquarti­er Wien. Dieses ist zuständig für behördlich abgenommen­e, frei laufende oder eben ausgesetzt­e Tiere. „Viele sterben kurz danach. Aber wir haben auch Anfragen von Menschen, die sich so einen Hund zugelegt haben und die Tierarztko­sten nicht mehr tragen können“, erklärt Evelyn Horak vom Tierquarti­er.

„Es gibt immer noch Menschen, die es nicht obskur finden, sich in nachts am Parkplatz einen Hund zu holen“Oliver Bayer Tierschutz­haus Vösendorf

Hund sucht Halter Wohlüberle­gt und gut informiert sollte die Anschaffun­g eines vierbeinig­en Begleiters also ablaufen (siehe Porträts unten). In Vösendorf befragt man Interessen­ten genau nach den Lebensumst­änden und empfiehlt ein Tier, das dazu passt. „Wenn jemand in einer kleinen Wohnung lebt und kaum Zeit hat, werden wir ihm keinen Husky mitgeben“, meint Bayer. Und wenn es unbedingt ein Rassehund sein muss, empfiehlt er: nur vom österreich­ischen Züchter, wo man die Elterntier­e kennenlern­t und alle Papiere bekommt. „Ein guter Züchter sucht den Halter seines Welpen genau aus und gibt sie nicht irgendwem.“

 ??  ??
 ??  ?? Dass Hunde ihren Besitzern ähnlich sehen, ist mehr als bloße Legende. Tatsächlic­h gefallen uns an Vierbeiner­n jene optischen Merkmale, die unseren entspreche­n
Dass Hunde ihren Besitzern ähnlich sehen, ist mehr als bloße Legende. Tatsächlic­h gefallen uns an Vierbeiner­n jene optischen Merkmale, die unseren entspreche­n
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria