Kurier

Schreckges­penst CO2-Steuer

Ab dem 1. Jänner 2022 soll in Österreich CO2 einen Preis bekommen. Der KURIER analysiert die Folgen

- VON BERNHARD GAUL

Ab dem 1. Jänner 2022 soll in Österreich CO2 einen Preis bekommen. Das heißt, dass die fossilen Energieträ­ger Benzin, Diesel, Heizöl, Erdgas und Kohle jedes Jahr teurer werden.

Ziel ist, dass die fossilen Energieträ­ger ab 2040 gar nicht mehr verkauft werden, bzw. nicht mehr zum Einsatz kommen. Schließlic­h geht es um das große Ziel, Österreich bis 2040 „klimaneutr­al“zu gestalten. Also unterm Strich sollen wir nicht mehr Treibhausg­ase ausstoßen, als wir in CO2Senken wie den Wäldern wieder aus der Atmosphäre holen. Das Ziel hatte Bundeskanz­ler Sebastian Kurz im Jänner 2020 verkündet. Doch die Reform ist derzeit noch ein großes Schreckges­penst, das viele Fragen aufwirft. Der KURIER versucht, die Wesentlich­en zu beantworte­n.

CO2 soll einen Preis bekommen. ? Was heißt

das?

Um die Energiewen­de zu beschleuni­gen, werden fossile

Brennstoff­e jedes Jahr teurer, damit die Bürger auf alternativ­e, erneuerbar­e Energieträ­ger umsteigen, also etwa EAutos oder Wärmepumpe­n. Allerdings müssen die meisten Häuser vor dem Umstieg auf Wärmepumpe­n erst thermisch saniert werden.

Wie viel ist eigentlich ? eine Tonne CO2?

Fossile Energieträ­ger wandeln sich beim Verbrennen unter anderem in CO2 um. Umgerechne­t erzeugen rund 325 Liter Diesel oder 370 Liter Benzin oder 300 Liter Heizöl oder 365 m3 Erdgas eine Tonne CO2. Eine Flugreise Wien–Mallorca–Wien wird mit rund 550 kg CO2 berechnet.

Warum soll CO2 besteuert ? werden?

Österreich hat sich, gemeinsam mit allen anderen Staaten der Welt, bei der Klimakonfe­renz 2015 in Paris dazu verpflicht­et, alles zu tun, damit die Erderwärmu­ng auf 1,5 °C begrenzt wird. Dazu müssen die Staaten aufhören, Treibhausg­ase wie CO2 in die Atmosphäre zu blasen. CO2 entsteht vor allem beim Verbrennen von fossilen

Brennstoff­en. Für 2030 wurde bereits fixiert, die Emissionen im Vergleich zu 1990 um 55 Prozent zu senken.

Was wird konkret durch ? die CO2-Steuer teurer werden, welche Energieträ­ger betrifft das?

Konkret treffen wird das Benzin, Diesel, Erdgas, Erdöl und Kohle.

Was heißt das für den ?

Preis von Benzin und Diesel?

Die Preiserhöh­ung hängt vom CO2-Preis ab, und wird anfangs (bei einem kolportier­ten Startpreis von maximal 30 Euro pro Tonne) weniger als 10 Eurocent pro Liter ausmachen (siehe Grafik).

Wie soll die CO2-Bepreisung ? konkret aussehen? Möglich wäre eine einfache Steuer oder eine Abgabe oder eine Bepreisung im Rahmen eines CO2-Handelssys­tems. Das hat die Regierung offenbar auch noch nicht entschiede­n.

Die CO2-Bepreisung soll ? „aufkommens­neutral“sein, was heißt das?

Das durch die CO2-Bepreisung eingenomme­ne Geld soll wieder vollständi­g zurückgeza­hlt werden und soll nicht im Budget verschwind­en. Unklar ist, wie: Die Grünen wollen einen „Klimabonus“, bei dem alle Menschen, also auch die Kinder, den gleichen Teil an den Einnahmen zurückbeko­mmen. Wer also mehr CO2 verursacht, zahlt drauf, wer weniger verursacht, profitiert.

Sind wir die ersten, die ? eine CO2-Steuer einheben?

Nein. Das erste Land, das eine CO2-Steuer einführte, war 1990 Finnland. Bis Ende der 1990er-Jahre gab es sie in sechs europäisch­en Staaten. Bis Ende 2019 haben 29 Staaten oder Regionen eine CO2-Steuer eingeführt.

Wenn der Preis noch umstritten ? ist, was sagt die Wissenscha­ft?

Das deutsche Umweltbund­esamt sagt, dass die durch den CO2-Ausstoß verursacht­en Kosten einen CO2-Preis von 200 Euro/Tonne erfordern. Alles andere wäre eine verdeckte Subvention­ierung fossiler Brennstoff­e.

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