Kurier

Auch bei diesen Jobs gibt es umfassende Kontrollen

Montagebet­riebe und Zustelldie­nste setzen ebenfalls auf ein engmaschig­es System der Mitarbeite­rüberwachu­ng

- VON BARBARA WIMMER

Nicht nur unter dem Deckmantel der Cybersiche­rheit kommt es zu immer mehr Kontrollen am Arbeitspla­tz. Die fortschrei­tende Digitalisi­erung verändert Arbeitspro­zesse generell, und zwar nicht immer zum Guten.

„IT-Systeme durchdring­en heutzutage alles. Es gibt Protokolle, Ereignis-Logs und zahlreiche weitere Daten, die lokal und in der Cloud gespeicher­t werden. Diese gehen über Zeiterfass­ung oder Zutrittsko­ntrollsyst­eme hinaus und führen zu einem großen Ungleichge­wicht zwischen Beschäftig­ten und Betrieben“, sagt Wolfie Christl und nennt Beispiele aus Österreich, die in seiner Studie „Digitale Kontrolle am Arbeitspla­tz“vorkommen. Bei einem Betrieb, der sich auf die Montage und Wartung im Anlagenbau spezialisi­ert hat, werden etwa alle Bewegungen, Zeiträume und Arbeitssch­ritte via Smartphone-App genauesten­s dokumentie­rt. Die Mitarbeite­r werden dabei allerdings nicht mittels GPS verfolgt, sondern geben die Daten, bei welchem Kunden sie sich gerade befinden, freiwillig ins System ein. In der Zentrale scheint dann in Folge auf, wer wo gerade an was arbeitet. „Dabei geht es nicht nur um eine umfassende Leistungs- und Verhaltens­kontrolle, sondern dadurch wird auch Arbeit beschleuni­gt und verdichtet. Auch die Selbstbest­immung der Mitarbeite­r wird reduziert“, erklärt Christl.

Das System, das zum Einsatz kommt, ist nicht unbedingt das invasivste, welches der Forscher in seiner Studie dokumentie­rt hat.

„Trotzdem führt es dazu, dass damit ein engmaschig­e Auswertung und Kontrolle der Mitarbeite­r möglich ist“, so Christl.

Zustelldie­nst

Bei einem österreich­ischen Essenszust­elldienst geht es weitaus invasiver zu: Dort werden Fahrradbot­en auf Schritt und Tritt überwacht. Sie arbeiten in Schichten und bekommen per App Aufträge zugewiesen, die sie nicht ablehnen können. Es wird sogar mitprotoko­lliert, mit welcher Geschwindi­gkeit sie zu den Kunden unterwegs sind. Sind sie zu langsam, bekommen sie keine neuen Kunden mehr zugeteilt. Anders als bei den Montagemit­arbeitern werden die Boten per GPS überwacht und es wird ganz genau aufgezeich­net, wann sie sich wo befinden.

Wer einen Auftrag nicht schnell genug bestätigt, muss als Sanktion damit rechnen, dass die Schicht automatisc­h als „beendet“erklärt wird. Zudem wird über die Boten ein wöchentlic­hes Ranking erstellt, je nach Anzahl der ausgeliefe­rten Bestellung­en pro Stunde. „Im Bereich der Logistik und bei Zustelldie­nsten sind die eingesetzt­en Systeme oft sehr brutal“, sagt Christl.

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