Auch bei diesen Jobs gibt es umfassende Kontrollen
Montagebetriebe und Zustelldienste setzen ebenfalls auf ein engmaschiges System der Mitarbeiterüberwachung
Nicht nur unter dem Deckmantel der Cybersicherheit kommt es zu immer mehr Kontrollen am Arbeitsplatz. Die fortschreitende Digitalisierung verändert Arbeitsprozesse generell, und zwar nicht immer zum Guten.
„IT-Systeme durchdringen heutzutage alles. Es gibt Protokolle, Ereignis-Logs und zahlreiche weitere Daten, die lokal und in der Cloud gespeichert werden. Diese gehen über Zeiterfassung oder Zutrittskontrollsysteme hinaus und führen zu einem großen Ungleichgewicht zwischen Beschäftigten und Betrieben“, sagt Wolfie Christl und nennt Beispiele aus Österreich, die in seiner Studie „Digitale Kontrolle am Arbeitsplatz“vorkommen. Bei einem Betrieb, der sich auf die Montage und Wartung im Anlagenbau spezialisiert hat, werden etwa alle Bewegungen, Zeiträume und Arbeitsschritte via Smartphone-App genauestens dokumentiert. Die Mitarbeiter werden dabei allerdings nicht mittels GPS verfolgt, sondern geben die Daten, bei welchem Kunden sie sich gerade befinden, freiwillig ins System ein. In der Zentrale scheint dann in Folge auf, wer wo gerade an was arbeitet. „Dabei geht es nicht nur um eine umfassende Leistungs- und Verhaltenskontrolle, sondern dadurch wird auch Arbeit beschleunigt und verdichtet. Auch die Selbstbestimmung der Mitarbeiter wird reduziert“, erklärt Christl.
Das System, das zum Einsatz kommt, ist nicht unbedingt das invasivste, welches der Forscher in seiner Studie dokumentiert hat.
„Trotzdem führt es dazu, dass damit ein engmaschige Auswertung und Kontrolle der Mitarbeiter möglich ist“, so Christl.
Zustelldienst
Bei einem österreichischen Essenszustelldienst geht es weitaus invasiver zu: Dort werden Fahrradboten auf Schritt und Tritt überwacht. Sie arbeiten in Schichten und bekommen per App Aufträge zugewiesen, die sie nicht ablehnen können. Es wird sogar mitprotokolliert, mit welcher Geschwindigkeit sie zu den Kunden unterwegs sind. Sind sie zu langsam, bekommen sie keine neuen Kunden mehr zugeteilt. Anders als bei den Montagemitarbeitern werden die Boten per GPS überwacht und es wird ganz genau aufgezeichnet, wann sie sich wo befinden.
Wer einen Auftrag nicht schnell genug bestätigt, muss als Sanktion damit rechnen, dass die Schicht automatisch als „beendet“erklärt wird. Zudem wird über die Boten ein wöchentliches Ranking erstellt, je nach Anzahl der ausgelieferten Bestellungen pro Stunde. „Im Bereich der Logistik und bei Zustelldiensten sind die eingesetzten Systeme oft sehr brutal“, sagt Christl.