Kurier

Skikurs wegen Aufwands abgesagt

Immer mehr Schulen streichen heuer Schulveran­staltungen wie Skikurse oder Maturabäll­e, obwohl es die Inzidenzen gar nicht verlangen

- VON ELISABETH HOFER

Maturaball abgesagt, Skikurs verschoben, Französisc­hSprachwoc­he ins Salzkammer­gut verlegt: In Österreich mehren sich in diesen Tagen Beschwerde­n von Eltern- und Schülerver­tretern über Schulveran­staltungen, die nicht bzw. nicht wie erhofft stattfinde­n, obwohl es die CoronaSitu­ation eigentlich zulassen würde.

Konkrete Zahlen zu den Absagen gibt es zwar nicht, aber: „Ich habe das Gefühl, für viele Schulleitu­ngen ist der Aufwand bzw. das Risiko zu groß, darum sagen sie lieber von vorne herein ab“, erzählt eine Wiener Elternvert­reterin dem KURIER.

Welcher Aufwand in diesem Schuljahr konkret betrieben werden muss, damit Schulveran­staltungen sicher ablaufen können, das regelt grundsätzl­ich der Erlass „Sichere Schule“des Bildungsmi­nisteriums: In Risikostuf­e 1 und 2 sind Schulveran­staltungen und sogenannte schulbezog­ene Veranstalt­ungen zulässig, ab Risikostuf­e 3 nicht mehr.

Risikoanal­yse notwendig

Derzeit sind die Schulen in acht Bundesländ­ern auf Stufe 2, in Vorarlberg sogar auf Stufe 1. In Risikostuf­e 1 wird eine sogenannte Risikoanal­yse nur empfohlen, in Risikostuf­e 2 ist diese Voraussetz­ung für die Durchführu­ng einer Schulveran­staltung. Dabei muss festgehalt­en und transparen­t gemacht werden, welche Risiken es gibt, wie sie abgefedert werden können und welche Konsequenz­en es bei ihrem Eintreten geben würde.

Klingt eigentlich simpel.

Bei der konkreten Umsetzung wird es aber um Einiges komplizier­ter, wie etwa das aktuelle Beispiel der Schulskiku­rse zeigt.

Auf der Piste gilt nämlich die 3-G-Pflicht, Kinder ab zwölf Jahren müssen geimpft, genesen oder getestet sein und einen entspreche­nden Nachweis mit sich führen. Bei einem fünftägige­n Skikurs bedeutet das, dass nichtgeimp­fte Kinder zwischendu­rch getestet werden müssen. „Dafür muss dann wiederum eine extra Betreuungs­person abgestellt werden“, erklärt die Elternvert­reterin. Außerdem sei es nicht ohne weiters möglich, für diese Kinder eine Fünf-Tage-Karte zu kaufen.

Die begleitend­en Lehrkräfte müssten sich nach Ablauf der Testgültig­keit um neue Tickets für die Schüler bemühen.

Hinzu komme noch der finanziell­e Unsicherhe­itsfaktor: Müssen Schulveran­staltungen kurzfristi­g abgesagt werden, etwa, weil sich das Infektions­geschehen zuspitzt, bleiben die Eltern auf den Stornokost­en sitzen. Nachdem es keine Schulstorn­ofonds mehr gibt, müssen sie nun entweder das Risiko auf sich nehmen, oder eine private Stornovers­icherung abschließe­n.

Bildungsmi­nister Heinz Faßmann legt den Schulen trotz alledem nahe, Schulveran­staltungen durchzufüh­ren – auch wenn das einen Mehraufwan­d bedeutet. „Schulveran­staltungen sollen, sofern möglich, auch in diesem Schuljahr stattfinde­n. Kinder versäumen sonst wesentlich­e Erfahrunge­n, an die sie sich ihr Leben lang erinnern werden. Aufgrund der aktuell volatilen Situation ist aber unbedingt eine Risikoanal­yse und ein Check der Stornobedi­ngungen vorab notwendig“, erklärt er.

Den Neos ist diese Aussage viel zu wenig deutlich. „Wir erwarten uns mehr vom Bildungsmi­nister, als tatenlos zuzuschaue­n und auf Stornovers­icherungen hinzuweise­n“, sagt die pinke Bildungssp­recherin Martina Künsberg Sarre. Denn auch Schulveran­staltungen – von Skikursen, über Maturabäll­e bis zu Sportwoche­n – würden zur Schule und zum Jungsein dazugehöre­n. „Es ist schlicht nicht einzusehen, dass bei Kindern und Jugendlich­en immer wieder strengere Maßstäbe angelegt werden und wir die Pandemiebe­kämpfung weiterhin auf ihrem Rücken austragen“, erklärt Künsberg Sarre.

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