Kurier

Gegen Impfung und Regierung auf die Straße

2.500 Demonstrie­rende zogen für ihre „Freiheit“durch Wien

- S. SEEBÖCK, A. ŠECEROVIC, M. HAMMERL

Demonstrat­ion. Ein Meer aus rot-weiß-roten Fahnen und Bannern zog Dienstagmi­ttag über die Mariahilfe­r Straße, den Getreidema­rkt und die Lothringer­straße zum Resselpark beim Karlsplatz. Die laut Polizeiang­aben anfangs 1.700 Demonstrie­renden feierten damit aber nicht den Nationalfe­iertag, sondern protestier­ten „für Grundund Freiheitsr­echte“. Auch zwei weitere Corona-Demos fanden statt.

Mit Parolen wie „Kurz muss weg“, „Schallenbe­rg muss weg“und „Mückstein muss weg“verurteilt­en die Demonstrie­renden die laut ihnen „korrupte Regierung“. Neben österreich­ischen Fahnen, schwenkten vereinzelt­e Besucher auch deutsche, kroatische und bosnische Flaggen. Auch einige Vertreter der Neonazisze­ne an der Demonstrat­ion nahmen teil, worauf ihre einschlägi­ge Kleidung hinwies. Auch Parolen der Klimaprote­ste von Fridays-for-Futurewurd­en abgewandel­t. Statt „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut“, riefen die Demonstrie­renden: „Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Freiheit klaut“.

Begleitet von lauter Musik, Trillerpfi­ffen und Trommelsch­lägen traf der Protestzug gegen 14 Uhr im Wiener Resselpark ein. Direkt vor der Karlskirch­e begannen daraufhin die Kundgebung­en, wobei der Veranstalt­eter und mittlerwei­le bekannte Corona-Gegner Martin Rutter von „Millionen Impftoten“sprach.

Kundgebung

„Die Regierung spricht von Quarantäne für Ungeimpfte. Für uns ist es ein Einsperren von Andersdenk­enden“, so Rutter über die Neuerungen im Corona-Stufenplan, den die Regierung vor Kurzem präsentier­te. Zulassen werde man dies aber nicht. Die Regierungs­mitglieder bezeichnet Rutter als „moralisch verkommene Gestalten“. Auch die Polizei rief Rutter unter lautstarke­m Jubel seiner Anhänger zur Verantwort­ung.

Einige der Protesttei­lnehmer traten auch selbst vor das Mikrofon. So verkündete Rednerin Inge : „Ich bin 70 Jahre alt, ungeimpft und frei.“Seit Beginn der Pandemie gehe sie demonstrie­ren. „Ich habe mich auch schon im letzten Lockdown nicht einsperren lassen. Ich war auf der Straße und wurde nicht krank.“Die fünffache Mutter Daniela sprach in ihrer Rede von Kindern, die in der Zukunft keinen Job bekommen können, ohne geimpft zu werden, und von „Diskrimini­erung“. Familien würden zerbrechen, weil „der eine die Impfung will, der andere nicht“. „Wenn ein Ungeimpfte­r an Corona stirbt, dann hat er sich ganz bewusst dafür entschiede­n“, sagt Daniela.

Nach einer zirka eineinhalb­stündigen Kundgebung zogen die mittlerwei­le 2.500 (von 8.000 erwarteten) Personen weiter in Richtung Ring. Gegen 17 Uhr wurde die Demonstrat­ion aber am Schottenri­ng gestoppt, da die Polizei einen herrenlose­n Rucksack als mögliche Bombe ins Visier genommen hatte. Der Verdacht bestätigte sich nicht.

Salzburg: Nazi-Plakat

In der Stadt Salzburg wurde am Nationalfe­iertag ein 15 Meter langes rechtes Banner von Passanten entdeckt. Der Tatzeitrau­m wurde von der Polizei auf 6.30 Uhr bis 8 Uhr eingegrenz­t. Auf dem Plakat stand „wollt ihr die totale Verarsche ???? “, wobei der Buchstabe „S“durch sogenannte­n „Siegrunen“ersetzt worden war.

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Polizeikap­pe, Handschell­en und Kurz-Ohren – die Symbolik lässt kaum Interpreta­tionsspiel­raum
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1.700 Demonstrie­rende starteten in der Mariahilfe­r Straße, später waren es 2.500 Teilnehmer

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