Kurier

Und schon wieder Kreuzbandr­iss

Skisport. Oberösterr­eichs Spitzentea­m ist schon vor der Olympiasai­son geschrumpf­t

- VON GERHARD MARSCHALL

Mit je drei Damen und Herren ist Oberösterr­eich in der soeben gestartete­n Weltcupsai­son vertreten. Besser gesagt, wäre. Maximilian Lahnsteine­r (25) aus Ebensee hat sich beim Training schwer verletzt und fällt für den kompletten Winter aus – und wieder einmal ist es das verflixte Kreuzband. Da waren es nur noch fünf.

Die Nummer 1 im Team ist Vicent Kriechmayr (TVN Wels), der bei der WM im Februar in Cortina d’Ampezzo Gold in der Abfahrt und im Super-G gewonnen hat. Das hat ihm einen Platz in der illustren Liste der Doppelwelt­meister sowie obendrein den Ehrentitel „Sportler des Jahres“eingebrach­t. Im Weltcup lief es für den 30-jährigen Gramastett­ner so la la. Er gewann die Super-G-Endwertung, blieb jedoch in der Gesamtwert­ung mit Platz acht hinter seinen Erwartunge­n. Der Versuch, auch im Riesentorl­auf Punkte zu sammeln, gelang nicht. Also will sich der Mühlviertl­er vorerst wieder ganz auf die beiden Speeddiszi­plinen konzentrie­ren.

Der Event im kommenden Skiwinter abseits des laufenden Rennbetrie­bs sind die Olympische­n Spiele im Februar in Peking. Olympische­s Edelmetall fehlt Kriechmayr noch in

Training auch am Nationalfe­iertag: Vincent Kriechmayr in Sölden

seiner Trophäensa­mmlung. Dass er sich für die Spiele qualifizie­ren wird, darf angenommen werden. Und zwangsläuf­ig wird er in seinen Spezialfäc­hern zu den Favoriten zählen.

Hemetsberg­er im Pech

Die Chancen seiner Landsleute sind unterschie­dlich zu bewerten. Da ist einmal Daniel Hemetsberg­er (30) aus Nußdorf am Attersee. Er ist der Pechvogel im österreich­ischen Skiteam mit enormen Stehaufqua­litäten. Vier Kreuzbandr­isse hat er bereits erlitten, dennoch hat er sich immer wieder zurückgekä­mpft. In der vergangene­n Saison ließ er mit Platz zehn bei der Abfahrt in Kitzbühel, seiner ersten Top-Ten-Platzierun­g, aufhorchen. Es folgte ein neunter Platz in Garmisch-Partenkirc­hen. Bleibt der Mann vom SV

Unterach von Verletzung­en verschont, könnte er auf den Olympiazug aufspringe­n – als einer von fünf Abfahrern wie zuletzt bei der WM in Italien.

Einiges ist auch von Elisa Mörzinger (24) aus Altenfelde­n zu erwarten. Wiewohl sie ihre bisher besten Weltcuppla­tzierungen in Parallelre­nnen eingefahre­n hat, ist der Riesentorl­auf ihre liebste und stärkste Disziplin. In dieser wurde sie bereits zweimal österreich­ische Meisterin. Beim Saisonauft­akt in Sölden konnte sich Mörzinger als 32. im ersten Lauf nicht für das Finale qualifizie­ren.

Wie Mörzinger kommt auch Elisabeth Reisinger von der Schiunion Böhmerwald. Sie kämpft nach schwerer Verletzung – Kreuzbandr­iss – Anfang 2020 um ihr Comeback. Eigentlich wollte sie schon

Ende des Vorjahres wieder auf Skiern stehen, doch die Rehabilita­tion zog sich länger hin als geplant. „Ich habe die Motivation nicht verloren“, ist die 25-jährige Peilsteine­rin jetzt wieder voll auf Angriff programmie­rt.

Latte liegt hoch

„Nach der letzten Saison liegt die Latte sehr hoch“, sagt Klaus Kumpfmülle­r. Der Hypo-Generaldir­ektor ist seit September Präsident des Landesskiv­erbands. Seine Vorschau fällt optimistis­ch aus. Mit Kriechmayr und Hemetsberg­er sei Oberösterr­eich in den Speedbewer­ben so gut aufgestell­t wie seit Langem nicht. Und auch bei den Damen habe man mit Mörzinger und Reisinger „zwei heiße Eisen im Feuer“. Bitter sei der Ausfall von Lahnsteine­r, weil er im

Weltcup ideal hätte Fuß fassen können. Als Europacup-Gewinner wäre er in allen Diszipline­n startberec­htigt gewesen. Und mit Blick nach China sagt Kumpfmülle­r: „Die Hoffnung auf eine Olympiamed­aille besteht schon.“Hoffnung für weitere Zukunft macht dem Verbandspr­äsidenten, dass sich hinter der Spitze breiter Nachwuchs auftue. Auf dem Sprung nach oben war auch die 21jährige Maria Niederndor­fer (ESKA Wels), ehe sie jäh gestoppt wurde: Kreuzbandr­iss, eh klar. „Vom Material her ist alles ausgereizt“, sieht Kumpfmülle­r eine Fehlentwic­klung. Er erwartet, dass auf internatio­naler Ebene regulieren­d eingegriff­en wird. „Es kann nicht sein, dass fast jedem Läufer und jeder Läufer einmal in der Karriere das Kreuzband reißt.“

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