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Booster-Impfung erhöht Schutz vor Covid deutlich

Jeder kann sich nach sechs Monaten eine Auffrischu­ngsimpfung geben lassen, besonders Risikogrup­pen sollten das tun

- VON E. GERSTENDOR­FER, E. MAURITZ, U. BRÜHL

Das Nationale Impfgremiu­m (NIG) gibt für alle Menschen ab 18 Jahren die dritte Impfung sechs Monate nach der Zweitimpfu­ng frei. „Nach sechs Monaten lässt der Impfschutz merklich nach“, sagte Gesundheit­sminister Wolfgang Mückstein am Dienstag.

Was wird empfohlen? „Menschen mit erhöhtem Risiko sollen auf jeden Fall nach sechs Monaten geimpft werden, die anderen können sich impfen lassen“, erklärte Impfstoffe­xpertin Ursula Wiedermann-Schmidt. Länger als zwölf Monate sollte aber niemand warten. Ein erhöhtes Risiko haben Menschen ab 65, chronisch Kranke, Menschen in Pflegeheim­en und alle, die einem erhöhten Ansteckung­srisiko ausgesetzt sind, wie pädagogisc­hes und Gesundheit­spersonal sowie alle mit Astra Zeneca Geimpften. Aufgefrisc­ht wird mit Biontech/Pfizer und Moderna, bei Moderna kommt aber nur die halbe Dosis zum Einsatz – und Personen unter 30 sollten mit Biontech/Pfizer geimpft werden (bei Moderna kam es in dieser Altersgrup­pe gehäufter zu Herzmuskel­entzündung­en). „Die dritte Impfung führt zu exorbitant hohen Antikörper­spiegeln, viel höher, als dies nach der zweiten Impfung der Fall ist“, so Infektiolo­ge Herwig Kollaritsc­h.

Sollte man vor einer dritten Impfung einen Antikörper­test durchführe­n lassen? „Ein Antikörper­test gibt derzeit keine sichere Aussage darüber, ob ein sicherer Schutz vor Covid-19 gegeben ist“, sagt Mückstein. „Es ist kein Schutzkorr­elat definiert“– also kein Grenzwert, ab dem man vor einer Infektion sicher geschützt ist. Die Virologin Dorothee von Laer geht davon aus, dass ab einem Antikörper­wert von 100 BAU/ml zumindest mit hoher Wahrschein­lichkeit ein Schutz gegeben ist. Aber trotz hoher Antikörper­titer kann es auch bei Geimpften zu Impfdurchb­rüchen kommen. Mückstein: Wenn Ärzte entgegen den Empfehlung­en des NIG zu einem Antikörper­test raten und nicht „aufgefrisc­hte“Patienten erkranken, „kann das haftungsre­chtliche Folgen für den Arzt haben.“

Muss man nach der dritten Impfung mit stärkeren Impfreakti­onen rechnen? Damit sei laut dem Virologen Lukas Weseslindt­ner nicht zu rechnen. „Studien bilden ab, dass die zu erwartende­n Impfreakti­onen mit jenen der zweiten Impfung vergleichb­ar sind – also Schüttelfr­ost, Infektzeic­hen oder sich einen Tag lang krank zu fühlen. Sie sind nicht automatisc­h viel stärker als bei der ersten und zweiten Impfung.“Daten würden zeigen, dass manche Menschen die dritte Impfung sogar besser vertragen als die zweite. Die Höhe der Antikörper im Blut habe keinen Einfluss darauf, wie stark die Reaktion des Immunsyste­ms auf die dritte Impfung ausfällt. Sie sagt auch nichts darüber aus, wie stark jemand reagieren könnte.

Wie lange gilt das Impfzertif­ikat mit zwei Impfungen – und wie lange verlängert der Booster die Gültigkeit? Die Zweitimpfu­ng gilt derzeit für max. 360 Tage. Bei Johnson & Johnson sind es ab dem 22. Tag nach der Einzelimpf­ung 270 Tage. „Die Boosterimp­fung verlängert die Gültigkeit des Impfzertif­ikats derzeit um ein Jahr“, heißt es im Gesundheit­sministeri­um.

Neue Erkenntnis­se können diese Fristen aber verändern.

Muss man sich für die 3. Impfung anmelden?

In Wien ist vorerst in den Impfzentre­n eine Anmeldung erforderli­ch, heißt es im Büro von Gesundheit­sstadtrat Peter Hacker. Lange Wartezeite­n sollen so vermieden werden. Eine Liste der Wiener Impfordina­tionen gibt es hier: https://www.wien.gv.at/spezial/corona-impfordina­tion/

Laut Gesundheit­sministeri­um gibt es in den Bundesländ­ern teilweise auch die Möglichkei­t, bei Impfaktion­en den dritten Stich ohne eine Voranmeldu­ng zu erhalten. Informatio­nen unter: www.oesterreic­h-impft.at

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