Kurier

Ausnahmezu­stand in Äthiopien, weil Rebellen angeblich auf Addis Abeba vorrücken

Appell des Präsidente­n an Einwohner: Verteidigt die Hauptstadt

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Afrika. Die Situation im bevölkerun­gsreichste­n Land Ostafrikas (rund 115 Millionen) droht nun vollends zu eskalieren. Hintergrun­d: Seit gut einem Jahr tobt in und um die äthiopisch­e Provinz Tigray ein blutiger Bürgerkrie­g – Regierungs­truppen von Premier Abiy Ahmet bekämpfen dort Rebellen. Und laut offizielle­n Angaben würden sich diese nun langsam der Hauptstadt Addis Abeba nähern. Aus diesem Grund wurde am Dienstag der Ausnahmezu­stand verhängt.

Bereits zuvor hatten die Behörden die Einwohner dazu aufgerufen, ihre Wohngegend­en im Konflikt gegen Aufständis­che der Volksbefre­iungsfront von Tigray (TPLF) zu verteidige­n. Die Menschen sollten innerhalb der nächsten zwei Tage Schusswaff­en polizeilic­h registrier­en lassen, sagte ein leitender Beamter der Stadtverwa­ltung am Dienstag. Alle Teile der Gesellscha­ft seien zur Kooperatio­n aufgerufen.

In dem Konflikt hatte sich das Militär in den vergangene­n Tagen angeblich aus wichtigen Städten in der Region Amhara, welche an die Kapitale grenzt, zurückzieh­en müssen. Gemeinsam mit den Rebellen der Oromo Liberation Army (OLA) hätte sich die TPLF Zugang zu einer der wichtigste­n Autobahnen im Land verschaffe­n können und rücke nun auf Addis Abeba vor.

Die Regierung hatte vor einem Jahr eine Militäroff­ensive gegen die TPLF begonnen, die bis dahin in der nördlichen Region Tigray an der Macht war. Die TPLF dominierte Äthiopien gut 25 Jahre lang, bis Abiy Ahmed 2018 an die Macht kam und sie verdrängte. Wegen seiner Aussöhnung mit Eritrea wurde er 2019 mit dem Friedensno­belpreis ausgezeich­net. Doch ein Jahr später stürzte er sich in das militärisc­he Abenteuer. Da der Regierung schwere Menschenre­chtsverlet­zungen vorgeworfe­n werden, wollen die USA ihr Handelsabk­ommen mit Äthiopien kündigen.

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