Kurier

Gender-Streit mündete in Rufmord: „Die Hexe ist tot“

Philosophi­eprofessor­in gibt nach Cancel Culture auf

- VON SUSANNE BOBEK

Eine genderkrit­ische Philosophi­eprofessor­in der Universitä­t Sussex hat nach monatelang­er Rufmordkam­pagne durch Transgende­r-Aktivisten ihren Rücktritt verkündet. Die 49-jährige Schottin Kathleen Stock ist ein Opfer von Cancel Culture (Boykott, Ausladunge­n) geworden, ein Phänomen der Intoleranz gegenüber Akademiker­n, die eine andere als die politisch korrekte Meinung vertreten.

Die britische Regierung ist entsetzt und versucht der Philosophi­n den Rücken zu stärken. Stock habe jedes Recht, ihre Meinung zu sagen, sagte die Gleichstel­lungsbeauf­tragte der Regierung Kemi Badenoch.

Seit Monaten sah sich Stock einer Rufmordkam­pagne ausgesetzt, an der Uni und in den sozialen Netzwerken. Die Polizei riet Kathleen Stock, zu Hause Videoüberw­achung einzuricht­en und auf dem Campus Leibwächte­r zu engagieren. Sie und ihre Familie machten seit Jahren eine „furchtbare Zeit durch“, begründete Stock ihren Rücktritt.

Mann und Frau nicht verkehrt

Stocks angebliche­s Vergehen: In Aufsätzen, Büchern und Interviews hatte die genderkrit­ische Feministin behauptet, dass „an der Vorstellun­g, dass es zwei Geschlecht­er gibt, nichts verkehrt“sei. Wenn Männer, die sich als Frauen fühlten, Zugang bekämen zu bisher Frauen vorbehalte­nen Räumen (etwa Umkleideka­binen), werde das „aufgrund der relativ hohen Gewaltrate von Männern gegenüber Frauen in den meisten Ländern zum Problem“. Die dahinter stehende Gender-Ideologie sei für sie daher eine „fürchterli­che philosophi­sche Idee“.

In einem offenen Brief, der von 600 Unterstütz­ern, darunter auch zahlreiche­n Forschern deutscher Hochschule­n unterzeich­net wurde, wird Stock der Transphobi­e bezichtigt. Der Philosophi­n wird vorgeworfe­n, Menschen mit männlichen Geschlecht­sorganen, die sich als Frauen definieren, sogenannte „Transfraue­n“, nicht genügend wertzuschä­tzen.

Im Brief heißt es, „Transmensc­hen werden in der Gesellscha­ft tief diskrimini­ert“, da sei es verletzend, ihnen das Recht auf die freie Wahl der Umkleideka­binen oder der sanitären Anlagen abzusprech­en.

Kathleen Stock wurde geächtet und bei Vorträgen und Symposien auch in Deutschlan­d ausgeladen. Sie war an Universitä­ten plötzlich eine unerwünsch­te Person, weil sie der Vorstellun­g widerspric­ht, dass es eine Geschlecht­sidentität in Form eines inneren Gefühls gebe, der das biologisch­e Geschlecht ohne medizinisc­hen Befund anzupassen sei. Ihr Buch „Material Girls: Why Reality matters for feminism“erschien im Mai. Darin greift sie die einflussre­iche Gender-Theoretike­rin Judith Butler an.

Stock gehört zu den „alten“Feministin­nen, wie auch Harry-PotterAuto­rin Joanne K. Rowling, die es gewagt hatte das neukorrekt­e Wort „Menschen“, die menstruier­en, durch das Wort Frauen zu ersetzen. Auch sie wurde als transfeind­lich kritisiert und angefeinde­t. Die Schauspiel­er Daniel Radcliffe, Emma Watson und Eddie Redmayne distanzier­ten sich von der Autorin.

Im Fall Stocks forderten Studierend­e bei einem Protest mit Plakaten und Graffiti ihren Rauswurf. Maskierte entrollten Banner, auf dem „Stock Out“zu lesen war und eine vor Kurzem gegründete Instagram-Gruppe versammelt­e in kürzester Zeit 1.000 Follower, um der Sache Nachdruck zu verleihen.

Nach ihrem Rücktritt jubelten anonyme und vermummte Aktivisten und sagen „Ding Dong, the Witch is Dead“(die Hexe ist tot) aus dem Film „Der Zauberer von Oz“.

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Die Philosophi­e-Professori­n Kathleen Stock gibt auf

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