Philipp Lukas: „Am Anfang habe ich mir über Wien gedacht: Na servas!“
Der Eishockey-Experte zieht Zwischenbilanz und findet dabei lobende Worte für Innsbruck. Von seinem Ex-Klub Linz ist er enttäuscht
Eishockey: Philipp Lukas war zwei Jahrzehnte dafür bekannt, ehrlich und hart für seine Mannschaften zu arbeiten. Nach seinem Karriereende ist die Black-Wings-Legende zum Trainer der ZweitligaMannschaft Steel Wings geworden und überzeugt bei den Eishockey-Übertragungen als TV-Experte bei Puls24 mit geradlinigen und ehrlichen Analysen. Für den KURIER zieht der 41-jährige Wiener nach etwas mehr als einem Viertel der Meisterschaft und vor dem Schlager zwischen den Capitals und dem KAC ein Zwischenfazit.
Dass die Wiener in der Tabelle nach dem schlechten Start so rasch in die Spur gefunden haben und erstmals in den Top 6 liegen, hat Lukas überrascht. „Am Anfang habe ich mir über Wien gedacht: na servas! Gehen sie im Keller unter? Aber sie haben sich mit den Neuzugängen erfangen und einen Weg gefunden, dass sie regelmäßig punkten.“Aber: „Es ist noch alles so eng, dass man nach einer Niederlage bis zum zehnten, elften Rang durchgereicht wird.“
Die Spitze
Den Sinkflug des KAC auf Rang sieben führt Lukas auf mehrere Faktoren zurück: „Es herrscht Kontinuität, sie arbeiten gut, der Coach ist der Gleiche. Für mich liegt es eher an der Belastung in der Champions League. Ein bisserl Sorgen macht mir, dass Dahm im Tor sehr viel spielen muss.“
Für den Experten ist die Stärke von Liga-Neuling Ljubljana keine Sensation. „Ich habe gewusst, dass sie sich physisch gut vorbereitet haben. Das ist eine läuferisch gute Mannschaft. Aber dass sie mit Abstand Tabellenführer sind, ist doch eine Überraschung.“Im Sommer wurde gut gearbeitet. „Sie haben
Wiener Stockeinsatz: Die Vienna Capitals (links Hackl) und der KAC (Geier) sind derzeit nur Mittelmaß
sich mit guten Spielern von Jesenice verstärkt. Und sie haben gute Legionäre: Leclerc zum Beispiel ist ein Hit. Der hat nach 14 Partien 24 Scorerpunkte. Er war wahrscheinlich bei den anderen Klubs nicht auf dem Radar. Was mir am meisten taugt: Sie schießen mit Abstand die meisten Tore.“Ob diese Spielstärke
nachhaltig ist und bis ins Play-off anhält? „Ich rechne nicht damit, dass sie abbauen werden, weil sie die physische Komponente haben und gute Torhüterleistungen haben.“
Der zweite Platz von Fehervar überrascht weniger, da die Ungarn immer wieder zu Saisonbeginn stark sind. Der Unterschied für Lukas: „Vergangenes Jahr war das ein reines Offensiv-Feuerwerk, heuer hat Fehervar viel Stabilität gewonnen.“
Das Überraschungsteam aus österreichischer Sicht ist Innsbruck. „Wer hätte gedacht, dass sie nach einem Viertel bestes Team aus Österreich sind? Sie haben Offensiv-Power, aber in der Defensive sind sie wieder seicht.“
Salzburg habe zuletzt die Phase mit den vielen Ausfällen punktemäßig ganz gut überstanden.
Die Enttäuschung
Schlusslicht Linz hat zu Halloween Trainer Ceman gefeuert und stehe „verdient ganz unten. Sie haben das schlechteste Powerplay und die schlechteste Tordifferenz.“Einzig positiv: „Mit Wien und Pustertal kommen zwei schlagbare Gegner.“Ausreden kann Lukas nicht hören: Ich bin kein Fan davon, wenn jemand sagt, er habe Pech. Eishockey ist ein so ehrliches Spiel. Wenn wir über Glück reden, dann bin ich der Meinung, dass man sich im Eishockey Glück erarbeiten kann.“