Kurier

645 Hektar Rebfläche und ein strenges Gesetz zu deren Schutz

Die Stadt nutzt die 139 Wiener Weinbaubet­riebe gerne als Aushängesc­hild

- S. RACHBAUER

Überblick. Die Stadt ist stolz auf die Wiener Weingärten. So stolz, dass man sich zu Übertreibu­ngen hinreißen lässt: „Wien ist die einzige Großstadt mit Weinbau innerhalb der Stadtgrenz­e“, ist etwa im Statistisc­hen Jahrbuch der MA 23 zu lesen. Bei der Formulieru­ng dieser Zeile scheint man zum Beispiel auf den Weinberg von Montmartre in Paris vergessen zu haben.

Sieht man über diese Unschärfe hinweg, bleiben immer noch beeindruck­ende Zahlen übrig. 645 Hektar bepflanzte Rebfläche verzeichne­te das 415 Quadratkil­ometer große Wien 2019 – was umgerechne­t der Fläche des 6., 7. und 8. Bezirks zusammen entspricht.

537 Hektar der Weingärten sind Weißweinfl­ächen. Dort werden Grüner Veltliner, Rheinriesl­ing und Weißburgun­der kultiviert. Auf den 108 Hektar Rotweinflä­chen wachsen unter anderem Zweigelt, Blauburgun­der und Merlot. Nach Bezirken betrachtet (s. Karte oben) befinden sich die meisten Rebflächen in Döbling (307 Hektar), gefolgt von Floridsdor­f (253 Hektar) und Liesing (46 Hektar). Die Rebflächen werden von 139 Weinbaubet­rieben bewirtscha­ftet, wobei 40 Prozent davon in der Hand von nur sechs Winzern sind: den „WienWein“Winzern Michael Edlmoser, Rainer Christ, Thomas Podsednik, Gerhard Lobner, Fritz Wieninger, Thomas Huber.

25.300 Hektoliter

Auch die Stadt selbst mischt mit – seit 110 Jahren mit dem Weingut Cobenzl. Zu ihm gehören 60 Weingärten in Grinzing, am Nussberg und am Bisamberg. Im Vorjahr stellte man auf Bio-Produktion um. Insgesamt gab es 2020 rund 210 Hektar Bio-Rebflächen in Wien. Alle Winzer zusammen produziert­en vergangene­s Jahr 25.300 Hektoliter Wein mit einem Herstellun­gswert von 7,63 Millionen Euro.

Um ihren ganzen Stolz dauerhaft zu erhalten, hat die Stadt übrigens eine Art Schutzgese­tz erlassen. Roden Besitzer eine Weinbauflä­che, sind sie verpflicht­et, diese binnen acht Jahren wieder zu bepflanzen. Das soll Immobilien­spekulatio­n mit Weingärten unterbinde­n.

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