Kurier

Waldbrand führt zu Kompetenz-Debatte

Behörde schickte angeforder­te Bundesheer-Soldaten wieder unverricht­eter Dinge nach Hause. Die Feuerwehr beharrt beim größten Waldbrand Österreich­s auf das alleinige Kommando

- VON PATRICK WAMMERL

Hunderte Feuerwehrl­eute leisten seit Tagen beim größten Waldbrand, den Österreich je erlebt hat, eine unglaublic­he Leistung. Das ist von allen beteiligte­n Organisati­onen unbestritt­en. Reinreden lässt sich deren Führung aber in so einem fordernden Katastroph­enfall freilich nur ungern.

Das ist vermutlich auch der Grund, weshalb Störgeräus­che die Zusammenar­beit mit den anderen Einsatzorg­anisatione­n trüben. Bundesheer und Bergrettun­g stehen bei dem Großereign­is zwar Seite an Seite mit Hunderten Feuerwehrl­euten, bei den Entscheidu­ngen der Einsatzlei­tung und der zuständige­n Behörde allerdings im Schatten. Anders ist es wohl nicht zu erklären, was in den vergangene­n Tagen 36 Soldaten des Bundesheer­es widerfahre­n ist.

Auf Wunsch der Bergrettun­g wurden alpinerfah­rene Soldaten zur Unterstütz­ung und Sicherung der Einsatzkrä­fte im steilen Gelände angeforder­t und der Assistenze­insatz von der Behörde auch beantragt. Via Presseauss­endung verkündete Verteidigu­ngsministe­rin Klaudia Tanner am Sonntag die Verlegung der Truppe. Es wurden zehn Soldaten der Alpingrupp­e West vom Jägerbatai­llon 12 in Amstetten, zehn Soldaten der Alpingrupp­e Ost der Theresiani­schen Militäraka­demie und 20 Soldaten vom ABC-Abwehrzent­rum aus Korneuburg nach Hirschwang entsendet.

Umkehr

Kaum angekommen, mussten die Soldaten schnurstra­cks wieder umkehren. Ihre Hilfe war nicht mehr erwünscht. Laut Feuerwehr-Einsatzlei­ter Josef Huber war die Anforderun­g mit dem Führungsst­ab nicht abgesproch­en und im Sinne der „Ökonomie der Kräfte“auch nicht erforderli­ch. Deshalb schickte die Bezirkshau­ptmannscha­ft Neuntenzei­nsatz

die Soldaten wieder unverricht­eter Dinge nach Hause. Die Reaktionen fielen wenig erfreut aus. Die Neunkirchn­er Bezirkshau­ptfrau Alexandra Grabner-Fritz erklärt die Entscheidu­ng so: „Dank des massiven Fortschrit­ts und Löscherfol­ges aufgrund der großen Anzahl der Lufteinsat­zmittel konnte nach Rücksprach­e der Assisdaten

des Bundesheer­es widerrufen werden.“Die Zusammenar­beit aller Einsatzkrä­fte funktionie­re hervorrage­nd, anders könnte der Einsatz in dieser Dimension gar nicht bewerkstel­ligt werden, so Grabner-Fritz.

Bereits kurz nach Ausbruch des Feuers am 25. Oktober hatte das Bundesheer die Hilfe von über 100 Solkirchen

im Krisengebi­et angeboten. Gebrauch wurde davon zunächst nicht gemacht. Zu dem Zeitpunkt war man noch der Meinung, den Waldbrand im Schneeberg-RaxGebiet auch ohne zusätzlich­e Hilfe in den Griff zu bekommen. Aber bereits am Dienstag hatte das Feuer ein ungeahntes Ausmaß angenommen. „Die Lage änderte sich laufend. Es war ein sehr dynamische­s Geschehen“, erklärt Huber. Eine Prognose sei anfangs sehr schwierig gewesen.

Weder Bundesheer noch Bergrettun­g wollen die Kritikpunk­te zum jetzigen Zeitpunkt öffentlich kommentier­en. Wie nach solchen Großereign­issen üblich, hofft man auf eine spätere Evaluierun­g des Katastroph­enfalles. Den eingesetzt­en Feuerwehrl­euten, die im steilen Gelände körperlich an ihre Leistungsg­renzen kommen, zolle man jedenfalls größten Respekt.

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