Kurier

Was mit einem aufgebläht­en Akku zu tun ist

Chemische Reaktionen können defekte Lithium-Ionen-Batterien zu Minibomben machen. Beim Umgang damit sollte man ein paar Regeln einhalten

- VON DAVID KOTRBA

Lithium-Ionen-Akkus stecken heute in so gut wie jedem mobilen elektronis­chen Gerät. Selten, aber doch, kann es dazu kommen, dass Defekte darin auftreten und sich im Inneren der Batterien Gas entwickelt. Das führt dazu, dass sich der Akku aufbläht. Wenn man bemerkt, dass sich auf Smartphone, Laptop und Co. Beulen bilden oder Fugen aufspringe­n, dann sollte man rasch darauf reagieren, da sie im schlimmste­n Fall Feuer fangen und so einen Brand auslösen können. Auch ein stark chemischer Geruch ist ein Warnsignal.

Heiß und qualmend

„Zunächst würde ich überprüfen, ob das Gerät noch funktionie­rt und ob es sich heiß anfühlt“, meint BatterieEx­perte Bernhard Gadermaier von der TU Graz. Wenn es sich heiß anfühlt oder chemischen Geruch absondert, sollte man das Gerät am besten ins Freie legen, etwa auf einen Balkon. Giftige Dämpfe können so gefahrlos entweichen. Im besten Fall legt man das Gerät in einen feuerfeste­n Kübel oder Topf mit Sand darin. Dadurch kann sich ein möglicher Brand nicht ausbreiten. Das Gerät in einen Kübel mit Wasser zu werfen, ist auch möglich. „Es ist dann wahrschein­lich kaputt“, meint Gadermaier. „Der Personensc­hutz ist aber das Wichtigste.“

Ist der Akku aufgebläht, aber nicht heiß, und das Gerät funktionie­rt noch, spricht laut dem Reparaturd­ienst iFixit nichts dagegen, die Daten darauf zu retten oder gar den Akku zu entnehmen. In vielen neueren Mobilgerät­en sind Akkus jedoch fix verklebt, sie zu entfernen ist schwierig. Mit Lösungsmit­teln kann man Klebstoffe zwar lösen, diese seien aber wiederum leicht entflammba­r. Um keine Risse am Akku zu erzeugen, sollte man keine scharfen Werkzeuge verwenden. Hantiert man mit Gerät und Akku wird außerdem das Tragen von Handschuhe­n und einer Schutzbril­le empfohlen. „Keine Daten sind es wert, dass man sich in Gefahr begibt“, warnt Gadermaier vor solchen Bastelproj­ekten. „In vielen Fällen gibt es ohnehin Backups der Daten in der Cloud [Über das Internet abrufbare Sicherheit­skopien, Anm.].“

Auf zur Sammelstel­le

Ist ein aufgebläht­er Akku nicht (mehr) brennheiß und qualmt nicht, bringt man ihn zu einem Altstoffsa­mmelzentru­m oder Mistplatz. Die nächsten Adressen dafür fin

det man auf der Webseite hermitleer.at, wo man auch speziell nach Sammelstel­len für defekte Akkus suchen kann.

An den Sammelstel­len gibt es fix vorgegeben­e Prozeduren für den Umgang mit Lithium-Ionen-Batterien, heißt es auf Anfrage des KURIER beim Entsorgung­sdienstlei­ster Saubermach­er und der für Abfallwirt­schaft zuständige­n Wiener Magistrats­abteilung 48. Mitarbeite­r kleben zunächst die Pole des Akkus mit Isolierban­d ab und stecken ihn in einen Plastiksac­k. Dann wird er in ein spezielles Sicherheit­stransport­fass aus Metall gelegt und in einen weiteren Sack mit Vermiculit gebettet. Das ist ein brandhemme­ndes Tonmineral. Ein Fass kann bis zu 30 Kilogramm Akkus und Vermiculit aufnehmen. Ist es voll, wird der Sack zugeklebt, das Fass mit einem Deckel verschloss­en. Dieser enthält ein Druckventi­l. Wird der Druck im Inneren des Fasses zu hoch, kann Gas daraus entweichen. Aus diesem Grund dürfen solche Fässer auch nicht gestapelt werden.

Nicht in den Restmüll

Das Fass wird mit einem Gefahrengu­taufkleber versehen und zu Verwertung­sanlagen gebracht. Dort durchlaufe­n sie in geschützte­m Umfeld den normalen Recyclingp­rozess für Lithium-Ionen-Batterien. Dort sollten am Ende im Optimalfal­l alle Akkus landen. „Jeder Akku, der verbraucht ist, sollte abgegeben werden“, teilt die MA 48 mit. „Im Restmüll hat er nichts zu suchen. Er sollte an fachgerech­ter Stelle abgegeben werden, damit man daraus noch etwas machen kann.“

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