Kurier

Morde in verbrannte­r Erde mit großer Bildermach­t

Giuseppe Verdis „Macbeth“in der Salzburger Felsenreit­schule

- VON HELMUT CHRISTIAN MAYER

Erde bedeckt den gesamten Boden der riesigen Breitwandb­ühne der Felsenreit­schule. Ständig ziehen Rauchschwa­den über diese verbrannte Erde: Ein starkes Symbol, denn hier treibt „Macbeth“sein Unwesen oder besser gesagt, seine machtgieri­ge Frau, die Lady Macbeth, die ihn in einen blutigen Reigen von Mord und Intrigen treibt. Hier wird gemordet, hier werden die Leichen vergraben, hier kochen die Hexen ihren Trank.

Blutig und düster

Macbeth erscheint auch gleich beim Vorspiel mit blutversch­mierten Händen und irrem Blick aus einer der vielen kleinen Öffnungen. In dieser dampfenden, düsteren, ja gruseligen Atmosphäre mit großer Bildmacht zeigt Amélie Niermeyer Giuseppe Verdis Oper als Produktion des Landesthea­ters Salzburg.

Die schwarzbek­leideten Hexen lungern von Anfang an entlang von kalten, kupferfarb­enen Wänden auf der ansonsten leer geräumten Bühne (Alexander Müller-Ellmau) herum und kriechen über kleine, bodennahe Öffnungen rein und raus. Sie bringen dem Titelhelde­n auch den Dolch, die spätere Mordwaffe aber ebenso auch das Wasser zum Reinwasche­n.

Psychologi­sch gedacht

Die Story über den schottisch­en König wird von der deutschen Regisseuri­n, die hier am Landesthea­ter schon mehrfach inszeniert hat, voll von Dämonie und Spannung aber auch psychologi­sch durchdacht gezeigt. Fasziniere­nd ist auch, wie sie die Manipulati­on von Macbeth durch seine Lady in ihrer auch sonst sehr detaillier­ten Personenfü­hrung darstellt. Entbehrlic­h erscheinen jedoch die Projektion­en über Bombardeme­nts und Ruinen von bombardier­ten Städten beim bekannten Chor „Patria oppressa“.

Extrem Spannendes ist auch aus dem Orchesterg­raben

zu hören: Dort agiert ganz exzellent der für den erkrankten Chefdirige­nten kurzfristi­g eingesprun­gene, erste Kapellmeis­ter Gabriel Venzago. Er lässt mit enormem Einsatz aus dem Mozarteumo­rchester nicht nur gewaltige Ausbrüche und mitreißend­e Steigerung­en vernehmen, sondern auch feine, wunderbar austariert­e Lyrismen.

Präsent und intensiv

Simon Neal ist ein sehr präsenter, intensiver, recht derb dargestell­ter Titelheld, den er mit einem voluminöse­m, aber sehr weichen etwas zu wenig prägnanten Bariton singt. Annemarie Kremer als

Lady Macbeth hat alle Spitzentön­e. Sie wirkte zwar anfänglich recht blass, konnte sich jedoch bis zur „Nachtwandl­erszene“steigern, die sie mit ganz wunderbare­n Piani sang.

Tadellos und bejubelt

Raimundas Jazuitis ist ein Banquo mit kultiviert­em, etwas zu kleinem Bass. Luke Sinclair singt den Macduff mit höhensiche­rem Tenor. Auch die kleineren Partien und der stimmgewal­tige Chor singen tadellos. Und das Publikum jubelte uneingesch­ränkt!

Weitere Termine gibt noch bis 27. November. KURIER-Wertung: āāāāā es

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