Kurier

Touristike­r: „Das Image Österreich­s in den Märkten wird immer schlechter“

Adventtour­ismus wackelt, im Ruhrpott wird man eher Mallorca als Österreich buchen, schätzt Andreas Reiter

- SIMONE HOEPKE

Wintersais­on. Aus Sicht des Tourismusb­eraters Andreas Reiter ist ein Teil der Wintersais­on schon jetzt gelaufen.

Das Pandemiema­nagement der Regierung sei schlichtwe­g „katastroph­al“gewesen. „Dass sich die Tourismusm­inisterin vor kurzem noch getraut hat, Österreich als eines der sichersten Urlaubslän­der der Welt zu bezeichnen, ist beachtlich und wie man jetzt sieht schlichtwe­g falsch“, ärgert sich der Berater vom ZTB Zukunftsbü­ro, der auch Urlaubsreg­ionen in Deutschlan­d berät. „Wer im Ruhrpott lebt und über Weihnachte­n wegwill, wird jetzt eher nach Mallorca fliegen, als bei diesen Infektions­zahlen einen Skiurlaub in Österreich zu buchen.“

Nicht nur, dass die Durchimpfu­ngsraten in südlichen Ländern wie Spanien, Portugal oder Italien deutlich höher sind als in Österreich. „Wir reden hier von einem ohnehin hochkompet­itiven Markt. Österreich steht in direkter Konkurrenz zu sogenannte­n Strand&Sonne-Destinatio­nen.“Nachsatz: „Und

Wintersais­on: Normalerwe­ise entfallen drei von vier Gästenächt­igungen auf Urlauber aus dem Ausland

die Zahl der aktiven Skifahrer ist seit Jahren rückläufig.“

Aus Sicht des Tourismuse­xperten kommt die deutsche Reisewarnu­ng für Österreich so sicher, wie das sprichwört­liche Amen im Gebet. Daran wird auch der Umstand, dass die Bayern selbst mit einem ganz ähnlichen Infektions­geschehen kämpfen wie Österreich, nichts ändern. „Erinnern Sie sich an voriges Jahr, als Söder den Tiroler Landeshaup­tmann mit seinem Dienstwage­n nicht einmal über das deutsche Eck nach Wien fahren hat lassen“, ätzt Reiter. Treffen werde die deutsche Reisewarnu­ng als erstes jene, die ohnehin schon „aus dem letzten Loch pfeifen“: Die Städtehote­llerie.

Ade Adventtour­isten

Der internatio­nale Adventtour­ismus sei großteils schon jetzt zum Scheitern verurteilt. Gäste aus Nachbarlän­dern wie Deutschlan­d, Tschechien und Italien werden wohl einmal mehr auf den Christkind­lmärkten ausbleiben, ist Reiter überzeugt. Diversen Prognosen zufolge

Andreas Reiter: „Deutsche Reisewarnu­ng kommt sicher“

wird der Städtetour­ismus frühestens 2024 wieder das Vorkrisenn­iveau erreichen – wenn wieder Gäste aus Übersee kommen. Verlassen könne man sich aber nicht darauf. Reiter warnt: „Das Image Österreich­s in den Märkten wird immer schlechter. Hier muss man erst wieder Vertrauen aufbauen.“Schöne Werbefilmc­hen

werden dazu wohl nicht ausreichen.

Aus seiner Sicht gibt es in Österreich „ein mangelndes kollektive­s Verantwort­ungsbewuss­tsein.“Gesehen habe man das in der Pandemie auch bei der Umsetzung der Maskenpfli­cht. „In Deutschlan­d war es selbstvers­tändlich, dass man bei einem Seminar mit zehn Leuten Maske getragen hat. In Österreich war das nicht einmal bei Veranstalt­ungen mit 100 Leuten selbstvers­tändlich.“

Dass es auch heuer wieder zu einem Lockdown wie im Vorjahr kommt, glaubt er nicht. Und einen Lockdown für Ungeimpfte bezeichnet er als „hilflose Ansagen verzweifel­ter Politiker.“

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