Zentralasiens Energiequelle liefert politischen Sprengstoff
Der österreichische Konzern Andritz modernisiert den tadschikischen Nurek-Damm
Tadschikistan. 314 Meter hoch: Die Staumauer des Nurek-Damms in den Bergen Tadschikistans ist bis heute die höchste der Welt. Das gigantische Prestigeprojekt aus den Tagen der Sowjetunion versorgte einst die Sowjetrepubliken Zentralasiens mit Strom. Damals diktierte Moskau, wer den Strom von hier zu bekommen hatte – und wer das Erdgas aus den anderen zentralasiatischen Sowjetrepubliken wie Turkmenistan.
Heute modernisiert der österreichische Weltkonzern Andritz das längst veraltete Kraftwerk und Außenminister Linhart lässt es sich nicht nehmen, den alten sowjetischen Damm und die neuen heimischen Turbinen zu besichtigen.
Doch während am Nurek-Staudamm dank der Leistungen österreichischer Ingenieure vor Ort neue, dringend benötigte Energiereserven für das von Strommangel und Blackouts geplagte Tadschikistan geschaffen werden, braut sich am Oberlauf des VakhschFlusses 52 Kilometer stromaufwärts neuer Konfliktstoff für das ohnehin chronisch instabile Zentralasien zusammen: Der RoghunStaudamm, an dem einst die Sowjetunion gescheitert war, wird seit Jahren vom tadschikischen Diktator Emomalij Rahmon zu seinem Prestigeprojekt hochstilisiert.
Doch so gigantisch wie das Projekt – es soll noch größer werden als der Nurek-Damm –, so groß ist die politische Sprengkraft, die von ihm ausgeht.
Denn der Nachbar Usbekistan, dessen Baumwollfelder das Wasser des Vakhsch versorgt, fürchtet um seine
Wasserversorgung. So lässt das politische Tauziehen inklusive immer wieder auftauchender Kriegsdrohungen das Roghun-Projekt ständig stocken.
Und während der tadschikische Präsident wiederholt mit Pomp und Trara Teile des Baus einweihte, liefert der Roghun-Damm bisher statt Strom nur negative politische Energien. Das Staudamm-Projekt wird so zu einer weiteren Kampfzone im ohnehin ständig köchelnden Konflikt um Wasser in Zentralasien.