Kurier

Zwischen Schleierpf­licht und Reiseerlau­bnis

Massive Hürden für Sportlerin­nen

- KAROLINE KRAUSE-SANDNER

Zwänge und Verbote. Neben den – teils – rechtliche­n, den politische­n und religiösen Hürden gibt es für Frauen im Iran vor allem eine praktische Einschränk­ung, wenn es darum geht, Sport zu betreiben: die staatlich verordnete­n Bekleidung­svorschrif­ten. Die Schleierpf­licht führt nicht nur zu Wettbewerb­snachteile­n, sondern birgt auch körperlich­e Gefahren. Dennoch gibt es immer wieder Sportlerin­nen, die sich durchzuset­zen versuchen. Denn Sport ist für Frauen im Iran mehr als nur Wettkampf und Kräftemess­en. Es ist ein Kampf gegen das Klischee des „schwachen Geschlecht­s“und gegen die männliche Bevormundu­ng.

Nach der Revolution 1979 wurde Frauen fast jeder Sport verboten. Erst schrittwei­se und durch den Druck liberaler Politiker und Aktivistin­nen wurden einige Bereiche geöffnet. Vor allem im Breitenspo­rt wächst heute der weibliche Zulauf – während auf der anderen Seite die infrastruk­turelle Förderung des Frauenspor­ts so gut wie inexistent ist. Auch wenn im Jänner 2019 die Islamische Föderation für Frauenspor­t reaktivier­t wurde, die 1990 von Faezeh Rafsanjani, der Tochter des früheren Präsidente­n, gegründet worden war. Die religiösen Hardliner hatten die Institutio­n aber jahrelang

Teheran lahmgelegt. Trainiert haben iranische Sportlerin­nen dennoch. Heimlich oder im Ausland. Das Ziel: die Qualifikat­ion für internatio­nale Bewerbe in einer Sportart, die für sie zugelassen ist. Boxen ist das nicht.

Reiseerlau­bnis

Doch auch für zugelassen­e Bewerbe fehlt noch Entscheide­ndes: die Zustimmung des männlichen Vormundes für die Ausreise. Die Cheftraine­rin der iranischen Skifahreri­nnen, Samira Sargari, konnte ihren Schützling­en für die WM in Cortina d’Ampezzo im Februar nur via Instagram alles Gute wünschen – ihr Ehemann hatte ihr die Reiseerlau­bnis verweigert. Niloofar Ardalan, der Kapitänin des iranischen Fußball-Teams, ging es ähnlich. Als sie 2015 zu den Asien-Meistersch­aften fliegen wollte, wurde ihr am Flughafen mitgeteilt, dass ihr Mann die Zulassung nicht unterzeich­net hatte.

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