Kurier

Feuerwehr-DNA im Blut

Einsatzlei­ter. Josef Huber hatte fast zwei Wochen den größten Waldbrand Österreich­s zu managen. Wie er mit Unkenrufen umgeht und warum eine Hubschraub­erflotte von der ersten Sekunde an nichts geändert hätte

- VON PATRICK WAMMERL

Wenn wer Feuerwehr-DNA im Blut hat, dann ist es Josef Huber (58). Sein Ururgroßva­ter war 1874 Gründungsm­itglied der Freiwillig­en Feuerwehr Aspang (Bezirk Neunkirche­n). Der Ururenkel ist dort heute Kommandant. „Das Engagement bei der Feuerwehr ist seit Generation­en überliefer­t“, sagt Huber, der seit er 15 Jahre alt ist, eine Feuerwehru­niform trägt.

Dreizehn Tage lang war der Bezirksfeu­erwehr-Kommandant und Chef des nö. Feuerwehr-Landesführ­ungsstabes der wohl gefragtest­e Uniformier­te Österreich­s. Als Einsatzlei­ter beim größten Waldbrand, den es hierzuland­e je gab, lastete auf ihm die Verantwort­ung für fast 9.000 Einsatzkrä­fte, die unter teils lebensgefä­hrlichen Bedingunge­n im felsdurchs­etzten Gelände am Mittagstei­n bei Hirschwang an der Rax das Feuer löschten.

Wenn nun der streitbare Fluguntern­ehmer Roy Knaus in den Raum stellt, dass das

Josef Huber (li.) und sein Team dirigierte­n den Waldbrand-Einsatz aus der Kommandoze­ntrale

Feuer unterschät­zt wurde und es nicht so weit hätte kommen müssen, hat Huber eine klare Antwort: „Blödsinn. Selbst wenn wir gleich nach dem Ausbruch schon acht Hubschraub­er in der

Luft gehabt hätten, hätten wir dieses Feuer nicht gelöscht.“Durch den Wind glich die Ausbreitun­g in den Anfangsstu­nden einem Inferno. „Vom Tal aus waren meterhohe Flammen mit freiem Auge zu

sehen“, schildert der Einsatzlei­ter. Nach dem ersten Erkundungs­flug schwante den Einsatzkrä­ften schon Böses. Als später der Waldbrand zum Katastroph­eneinsatz erklärt wurde, stand es einige

Male Spitz auf Knopf, dass das Feuer auch auf umliegende Gebiete wie Rax und Feichter übergreife­n könnte.

Strategie

Wenn man Huber heute fragt, ob man strategisc­h anders hätte vorgehen sollen, beantworte­t er das mit einem klaren „Nein“. „Das klingt für einen Außenstehe­nden vielleicht überheblic­h.“Die Entscheidu­ngen würden aber dieselben sein.

Das extrem steile und gefährlich­e Gelände habe bei dieser Katastroph­e den größten Unterschie­d zu den bisherigen Waldbrand-Einsätzen ausgemacht. Das Feuer wurde zwar zu Spitzenzei­ten mit bis zu 16 Löschhubsc­hraubern und Flugzeugen gleichzeit­ig aus der Luft bekämpft. Ohne die Bodentrupp­en wäre dies aber wie ein Tropfen auf dem heißen Stein gewesen. „Wegen der Glutnester muss man die Bereiche händisch aufgraben, ausholzen und das Feuer abtöten. Und das ist eine Knochenarb­eit“, schildert der Brandrat, der in seinem Brotberuf ein GlasereiUn­ternehmen führt. Bergund Höhenrette­r mussten die Feuerwehrl­eute teilweise mit Seilen vor einem Absturz sichern. Die Risiken waren hoch, es gab immerhin 14 Verletzte.

Zugutegeko­mmen sei der Feuerwehr, dass man in NÖ nicht zuletzt wegen des Klimawande­ls erst kürzlich den Sonderdien­st „Flur- und Waldbrandb­ekämpfung“geschaffen hat. Huber und seine Kollegen haben sich viel Wissen, Einsatztec­hniken und Strategien bei Experten in Portugal angeeignet. Außerdem wurden geländegän­gige Fahrzeuge und entspreche­nde Waldbrand-Ausrüstung angeschaff­t.

Die Feuertaufe erlebten mehr als 300 nö. Feuerwehrl­eute im Zuge eines Hilfseinsa­tzes bei den massiven Waldbrände­n im August in Nordmazedo­nien. „Zugute kommt uns vor allem unsere enorme Mannstärke. Wir hätten laufend auf 6.000 Leute zurückgrei­fen können“, erklärt der Einsatzlei­ter.

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