Kurier

DNA-Spuren liefern weitere Puzzleteil­e zur Terrornach­t

Gutachten. Spur eines 20-Jährigen auf der Sprengstof­fattrappe des Attentäter­s

- VON PATRICK WAMMERL

Bekannt war der 20-jährige radikalisl­amische Kosovare den Ermittlern schon länger. Er hatte vor dem Anschlag an Treffen mit dem Attentäter Kujtim F. in Wien teilgenomm­en.

Neu ist, dass der 20-Jährige vielleicht sogar an der Planung und Ausführung des Anschlags beteiligt war. Wie das Profil am Samstag berichtete, gibt es neue Erkenntnis­se zur Terrornach­t vom 2. November 2020 in Wien, bei der vier Menschen getötet wurden, ehe die Polizei den Attentäter ausschalte­te.

Auf der selbst gebauten Attrappe des Sprengstof­fgürtels, die der Attentäter beim Anschlag am Leib trug, wurden die DNA-Spuren des in Deutschlan­d lebenden Islamisten entdeckt. Dem DNAGutacht­en zufolge, fand sich auf Klebebands­tücken, die am Gürtel angebracht waren, nicht nur der genetische Fingerabdr­uck von Kujtim F. (20), sondern auch eine DNA-Mischspur. Diese ist laut der Expertise mit an Sicherheit grenzender Wahrschein­lichkeit dem 20-jährigen Kosovaren zuzuordnen. Diese Erkenntnis ist ein weiteres Puzzlestüc­k für die Klärung der Frage, wer den Attentäter bei seinen Vorbereitu­ngen unterstütz­t hat und auch eingeweiht war.

Die Sprecherin der Staatsanwa­ltschaft Wien, Nina Bussek, bestätigte den Sachverhal­t. Sie wies jedoch darauf hin, dass längst bekannt sei, dass der 20-jährige Kosovare mit weiteren mutmaßlich radikalen Islamisten aus Deutschlan­d und der Schweiz nach Wien gereist sei. Dort habe sich die Gruppe der Gleichgesi­nnten auch mit dem Attentäter getroffen. Möglicherw­eise sei die Attrappe bei dieser Gelegenhei­t im Sommer vor dem Anschlag gebastelt worden.

Gegen den 20-Jährigen wird laut Staatsanwa­ltschaft deshalb auch ermittelt.

Haar am Polster Außerdem wurde auf einem Couchpolst­er in der Wohnung von Kujtim F. ein Haar entdeckt, welches laut DNAGutacht­en einem weiteren Islamisten zugeordnet wurde. Neu sind auch bisher nicht bekannte Verbindung­en zwischen dem Umfeld des Attentäter­s und europäisch­en Dschihadis­ten. Zwei Tage vor dem Anschlag in Wien soll demnach im belgischen Eupen ein Attentatsp­lan vereitelt worden sein. Zwei junge Männer wurden festgenomm­en, eine Verbindung nach Österreich wird geprüft. Eine entspreche­nde Ermittlung­sanordnung aus Belgien zu drei in Österreich bekannten Islamisten erging Ende September an die Oberstaats­anwaltscha­ft Wien.

Befragt werden soll unter anderem ein 17-Jähriger, der den Wiener Attentäter kannte, in der Wiener Terrornach­t festgenomm­en wurde und sich seit Mai wieder auf freiem Fuß befindet. Er soll mit einem belgischen Terrorverd­ächtigen gechattet haben.

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