DNA-Spuren liefern weitere Puzzleteile zur Terrornacht
Gutachten. Spur eines 20-Jährigen auf der Sprengstoffattrappe des Attentäters
Bekannt war der 20-jährige radikalislamische Kosovare den Ermittlern schon länger. Er hatte vor dem Anschlag an Treffen mit dem Attentäter Kujtim F. in Wien teilgenommen.
Neu ist, dass der 20-Jährige vielleicht sogar an der Planung und Ausführung des Anschlags beteiligt war. Wie das Profil am Samstag berichtete, gibt es neue Erkenntnisse zur Terrornacht vom 2. November 2020 in Wien, bei der vier Menschen getötet wurden, ehe die Polizei den Attentäter ausschaltete.
Auf der selbst gebauten Attrappe des Sprengstoffgürtels, die der Attentäter beim Anschlag am Leib trug, wurden die DNA-Spuren des in Deutschland lebenden Islamisten entdeckt. Dem DNAGutachten zufolge, fand sich auf Klebebandstücken, die am Gürtel angebracht waren, nicht nur der genetische Fingerabdruck von Kujtim F. (20), sondern auch eine DNA-Mischspur. Diese ist laut der Expertise mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit dem 20-jährigen Kosovaren zuzuordnen. Diese Erkenntnis ist ein weiteres Puzzlestück für die Klärung der Frage, wer den Attentäter bei seinen Vorbereitungen unterstützt hat und auch eingeweiht war.
Die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Wien, Nina Bussek, bestätigte den Sachverhalt. Sie wies jedoch darauf hin, dass längst bekannt sei, dass der 20-jährige Kosovare mit weiteren mutmaßlich radikalen Islamisten aus Deutschland und der Schweiz nach Wien gereist sei. Dort habe sich die Gruppe der Gleichgesinnten auch mit dem Attentäter getroffen. Möglicherweise sei die Attrappe bei dieser Gelegenheit im Sommer vor dem Anschlag gebastelt worden.
Gegen den 20-Jährigen wird laut Staatsanwaltschaft deshalb auch ermittelt.
Haar am Polster Außerdem wurde auf einem Couchpolster in der Wohnung von Kujtim F. ein Haar entdeckt, welches laut DNAGutachten einem weiteren Islamisten zugeordnet wurde. Neu sind auch bisher nicht bekannte Verbindungen zwischen dem Umfeld des Attentäters und europäischen Dschihadisten. Zwei Tage vor dem Anschlag in Wien soll demnach im belgischen Eupen ein Attentatsplan vereitelt worden sein. Zwei junge Männer wurden festgenommen, eine Verbindung nach Österreich wird geprüft. Eine entsprechende Ermittlungsanordnung aus Belgien zu drei in Österreich bekannten Islamisten erging Ende September an die Oberstaatsanwaltschaft Wien.
Befragt werden soll unter anderem ein 17-Jähriger, der den Wiener Attentäter kannte, in der Wiener Terrornacht festgenommen wurde und sich seit Mai wieder auf freiem Fuß befindet. Er soll mit einem belgischen Terrorverdächtigen gechattet haben.