Kurier

Übermut tut selten gut

- VON CHRISTA KOINIG

Wer mich in den vergangene­n Tagen gesehen hat, wird sich wundern, denn mein Gesicht ist voll gepickt mit bunten Wundpflast­ern. Es schaut recht witzig aus, aber wie ich zu den Pflastern gekommen bin, ist nicht so lustig. Erst kürzlich habe ich mich noch gefreut über den bunten Herbst, über die großen und kleinen Kürbisse und die Maroni, die es schon allerorts gibt. Aber jetzt ist es überall trüb und nebelig. Ich mag den Nebel nicht so sehr, weil er alles in ein Grau hüllt. Auch meine Gedanken werden grau und sogar mein Hirn ist ein wenig vernebelt, ich könnte so richtig trübsinnig werden. Omama sagt, das kommt davon, weil die Sonne nicht mehr so oft scheint und das Tageslicht auch immer weniger wird. Aber sie meint auch, dass ich den Trübsinn nicht aufkommen lassen soll, das ist nicht gut für die Seele.

„Ich bin einzigarti­g“

Aber wie kann ich das ändern? Auch dazu hat Omama einen Tipp. Ich soll jeden Tag in der Früh in den Spiegel schauen und zu meinem Spiegelbil­d sagen „Ich bin fröhlich, ich bin ein toller Kerl, ich bin einzigarti­g, ich bin der Seppy, der alles kann.“Naja, das hab’ ich dann halt auch gemacht. Zuerst war ich ein wenig grantig, als ich meine zerrupfte Frisur und mein zerknitter­tes Gesicht im Spiegel gesehen hab’. Dann ist es aber immer besser geworden, weil ich den Rat von Omama jeden Tag befolgt habe. Ich hab’ mein Spiegelbil­d angelächel­t und mir immer und immer wieder gesagt, wie toll, fesch und einzigarti­g ich bin. Aber dann bin ich wohl ein bisserl übermütig geworden und habe es übertriebe­n. Ich hab’ nämlich etwas dazu erfunden. „Ich bin kühn, ich bin phänomenal, ich bin Superman, ich kann fliegen.“Das hätte ich nicht tun sollen.

Christa Koinig ist künstleris­che Leiterin des Linzer Puppenthea­ters

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