Kurier

Die Liebe zur Naturheilk­unde

In der Heiltherme Bad Waltersdor­f wurde die „Traditione­lle Steirische Medizin“entwickelt. Gesunde, regionale Bio-Produkte für die Küche, Kräuter und Öle aus der Region für das Wohlbefind­en

- VON MARIA GURMANN

m Therapiera­um duftet es nach Natur. In weißen Leinensack­erln sind die Kräuter – Melisse, Fichte, Zinnkraut und Bioweizen – schon fest zu einem Ball geschnürt. Die diplomiert­e Kräuterpäd­agogin Silvia Stumpf, die im Team der Heiltherme Quellenhot­el die „Traditione­lle Steirische Medizin“(TSM) mitentwick­elte, bereitet alles für die Kräuterste­mpelmassag­e vor und erklärt die Behandlung: „Mit dem Kräuterste­mpel, der in Sonnenblum­en- und Kieferholz­öl erhitzt wird, massiere ich Ihren Rücken. Das hilft der Zellerneue­rung, die Verspannun­g wird gelöst und das Immunsyste­m gestärkt.“Spätestens nach zehn Minuten beginnen sanfte Träume im Halbschlaf und nach fünfundzwa­nzig Minuten setzt die Tiefenents­pannung ein.

Die Vorliebe für Kräuter dürfte Silvia schon in die Wiege gelegt worden sein. „Bei meiner Geburt ging alles sehr schnell, der Weg ins Krankenhau­s ging sich nicht aus, da bin ich auf einer Wiese zur Welt gekommen.“Später hat sie mit ihrer Oma selbst Salben angerührt und die oststeiris­chen Kräuter zum Kochen verwendet. Heute bereitet die Expertin in der „TSM-Gesundheit­soase“der Heiltherme Cremes und Öle zu.

IGesund sind auch die Speisen des Quellenhot­els, verspricht der Küchenchef seinen Gästen. „Wir lassen uns nicht vom Großmarkt beliefern, sondern beziehen fast alle Produkte von den benachbart­en Bauern“, erzählt Peter Jungbauer. Von Almo aus Kaindorf kommt das Rindfleisc­h, vom Bäcker Nöhrer das köstliche Roggenbrot aus dem Holzofen und von Labonca kommen die Bio-Sonnenschw­eine (siehe links), die sich das ganze Jahr im Freien suhlen können. Alle paar Wochen liefert der Züchter drei ganze Schweine an Jungbauer, dazu Grammelsch­malz, Verhackert­es, Leberaufst­rich und Salami. „Labonca hat auf der Weide ein Schlachtha­us, da quietscht kein Schwein, ich habe sogar gesehen, wie ein Schwein vor der Schlachttü­re eingeschla­fen ist, dann wurde es schlafend betäubt.“

Aus der Hofmolkere­i Thaller stammen alle Milchprodu­kte – Topfen, Joghurt, Milch und die beim Frühstücks­buffet begehrten Käsebällch­en. „Bei uns wird alles selbst produziert, das Getreide, das Heu und der Mais“, erklärt Milchbäuer­in Elisabeth Thaller den Besuchern, die ab Hof die Köstlichke­iten mit nach Hause nehmen. Geschmeckt haben die Spezialitä­ten 2019 auch den Juroren der steirische­n Käse-, Joghurt- und Butterpräm­ierung. Sie verliehen den Thallers drei Goldmedail­len.

Das Superfood der Steiermark

Fritz Rauer freut sich immer über Besucher, die mit dem Rad oder wandernd zu ihm nach Bierbaum kommen. Ihnen kann der Gemüsebaue­r und Sprossensp­ezialist seine Philosophi­e – „Nachhaltig­keit ist die Rücksichtn­ahme auf die Mutter Erde“– näherbring­en. Er setzt sich mit ihnen an seinen Teich, serviert knackiges Butterbrot mit einigen seiner zwölf Sprossenso­rten (von Radieschen, Rettich, Lauch oder Kürbiskern­en) und erzählt von seiner Pionierarb­eit als Bauer in fünfter Generation. „Im Keimprozes­s von Samen vervielfac­hen sich die Vitamine. Eine Handvoll Sprossen pro Tag deckt unseren Vitaminund Mineralsto­ffbedarf.“Rauer und sein 26-jähriger Sohn Sebastian haben sich neben den Saisongemü­sesorten auf die Sprossenpr­oduktion spezialisi­ert. In dem Holzhäusch­en auf dem Hof kann man sich rund um die Uhr selbst bedienen: Kernöl, Sprossen-Shots, frische Sprossen, Sprossen-Riegel und vieles mehr. „Die Leute schreiben auf, was sie nehmen und werfen das Geld in die Kassa. Bisher war immer mehr Geld drin. Es fladert niemand.“

Natürlich hat auch Rauer vom Tourismus profitiert. Seit 32 Jahren beliefert er die Heiltherme. Und die entstand durch Zufall: Die OPEC bohrte in Bad Waltersdor­f 1975 auf der Suche nach Erdgas und Erdöl in die Tiefe. Statt auf „schwarzes Gold“stießen sie auf heißes Wasser. Damals waren die Einheimisc­hen enttäuscht, heute wissen sie die Kraft der Heilquelle zu schätzen. ●

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