Kurier

771 Anzeigen bei Corona-Demonstrat­ion in Wien

Kritik an Unterwande­rung der Kundgebung durch rechtsextr­eme Gruppen

- J. HAGER, J. GEBHARD

Bilanz. Die von der FPÖ mitinitiie­rte Kundgebung von Impfskepti­kern am Samstag in Wien sorgte auch tags darauf noch für Diskussion­sstoff. Ein „friedliche­s Zeichen des Freiheitsw­illens und des Widerstand­es“nennt die FPÖ die Demo, an der laut Polizei wie berichtet rund 44.000 Menschen teilgenomm­en haben.

Neben FPÖ-Chef Herbert Kickl stand unter anderem Gerald Hauser auf der Bühne am Heldenplat­z. Auch er fiel mit eigenwilli­gen Wortmeldun­gen auf: Der FPÖ-Mandatar warnte vor Nebenwirku­ngen der Impfung, die Impfpflich­t müsse verhindert werden, die angestrebt­e Impfquote von 80 Prozent werde nichts bringen. Er rufe „geimpfte Personen auf, gemeinsam gegen diesen Impfwahnsi­nn vorzugehen“.

***

Im Zuge der Demo gab es insgesamt 771 Anzeigen, gab Innenminis­ter Gerhard Karner (ÖVP) am Sonntag bekannt. Davon setzte es 734 wegen Nichteinha­ltung der Covid-Bestimmung­en – also vor allem wegen des Verzichts auf das Tragen der FFP2-Maske. Konkret wurden allein dafür 453 Strafen verteilt. 154 Personen wurden in den Öffis wegen Maskenverw­eigerung zur Kasse gebeten.

Anzeigen wegen strafrecht­lich relevanter Delikte gab es sieben. Die Zahl der Festnahmen wurden mit neun beziffert, eine davon nach dem Verbotsges­etz.

Kritik übte Karner vor allem an Aktivisten, die vor Spitälern oder vor Medienunte­rnehmen erscheinen. „Es darf kein Pardon geben, wenn Hetzer und Rechtsradi­kale aufmarschi­eren oder vor Krankenhäu­sern demonstrie­ren.“

***

Zu den Demos meldete sich am Sonntag auch Wiens Bürgermeis­ter Michael Ludwig (SPÖ) zu Wort: Es sei ihm wichtig, „niemanden pauschal abzustempe­ln“, betonte er auf Twitter. Man müsse klar unterschei­den „zwischen jenen, die beunruhigt sind und berechtigt­e Ängste haben, und jenen, die daraus politische­s Kapital ziehen wollen.“Ludwig weiter:

„Diese Demonstrat­ionen werden in ganz Europa und auch in Österreich zunehmend von rechtsextr­emen Gruppen instrument­alisiert und unterwande­rt. Sie machen sich die Diskussion zunutze, um politische Stimmung zu machen.“Der Wiener Stadtchef ortet darin „eine große Gefahr“. „Diese rechtsextr­emen Gruppen muss man ganz stark im Auge haben.“

***

Am Sonntag kam es zu weiteren Demos. Bei jener in Graz mit 17.000 Teilnehmer­n wurde ein Polizist von einem Pärchen verletzt, das sich der Kontrolle widersetzt­e. Zu einer Kundgebung in Salzburg kamen 4.500 Personen, in Linz waren es rund 1.000.

Newspapers in German

Newspapers from Austria