Holzpaletten als teures Gut
Seit Pandemiebeginn haben sich die Preise für Paletten zwischenzeitlich fast verdreifacht. Jetzt kosten sie noch immer mehr als das Doppelte. Die Gründe für diese Entwicklung
Holzpaletten sind für Transport und Lagerung in Handel, Industrie und sonstigen Wirtschaftszweigen kaum wegzudenken. Ein Beispiel: Die niederösterreichische Molkerei NÖM hat rund eine Million dieser Holzpaletten im Umlauf, rund 100.000 davon müssen pro Jahr getauscht, also neu gekauft werden, weil sie sich nicht mehr reparieren lassen. Bei solchen Mengen wiegt finanziell durchaus schwer, was seit Pandemiebeginn passiert ist: Die Preise für Paletten haben sich zwischenzeitlich fast verdreifacht. Nach einem PreisHöchststand im Sommer liegt das Niveau jetzt noch immer bei mehr als dem Doppelten, verglichen mit dem Vor-Pandemie-Wert.
„Seit 2000, seit ich bei der NÖM tätig bin, ist der Palettenpreis bei sechs bis acht Euro gelegen. Jetzt sind es 18 Euro“, erklärt NÖM-Chef Alfred Berger gegenüber dem KURIER. Zwischenzeitlich waren es auch schon 23 Euro. Günstigere Alternativen zu heimischen Paletten aus dem Ausland gebe es für sein Unternehmen nicht, sagt Berger. „Die Qualität passt bei ausländischen Produkten nicht. Und der Handel fordert zu Recht eine sehr gute Qualität.“
Aktueller Preis „fair“
Eine Preisentwicklung, die heimische Palettenhersteller wie Franz Winter, Chef beim niederösterreichischen Produzenten Paletten Winter, bestätigt. Sein Unternehmen produziert jährlich rund sieben Millionen Euro- und Einwegpaletten. Man sei in den vergangenen Jahren „eigentlich zu billig“gewesen, sagt er. Der starke Preiswettbewerb mit dem Osten habe die Hersteller gezwungen, zu niedrigen Preisen anzubieten. Der aktuelle Palettenpreis sei „durchaus fair“, sagt Winter. Wichtig sei jetzt vor allem eins: „Die Kunden brauchen Stabilität.“
„Seit 2000, seit ich bei der NÖM tätig bin, ist der Palettenpreis bei sechs bis acht Euro gelegen. Jetzt sind es 18 Euro“Alfred Berger, Vorstand NÖM
Als Hauptgrund für die große Preissteigerung führt Winter den Holzpreis an. Begonnen habe diese Entwicklung bereits im April des Vorjahres. Vorzeichen gab es sogar bereits im Februar 2020.
Konkurrenzverhältnis
Und jetzt? Die Indexpreise für Holz seien zwar gesunken. Aber: „Fakt ist, dass die Hauptwaren stagnieren. Die Seitenware ist in der Palettenindustrie gefragt, aber die Menge ist eben einfach nicht da.“Die Aufträge an die Sägeindustrie sind nach den Rekorden wieder zurückgegangen, dadurch wird auch weniger Seitenware produziert. Aus dieser Seitenware werden Paletten
hergestellt. Aber nicht nur, sondern auch etwa Pellets – ein Konkurrenzverhältnis.
Da tun sich Hersteller, die ein eigenes Sägewerk betreiben, leichter. Ein Beispiel ist die steirische Schafler GmbH. Hier werden pro Jahr rund eine Million Paletten verkauft, rund ein Drittel davon kommt aus eigener Produktion. Auch hier bestätigt man die stark gestiegenen Preise.
Die Gründe sind altbekannte – eben der Holzpreis, knappe Rohstoffe, der Pandemie-bedingte Eigenheim-Renovierungs-Boom und ein Einpendeln auf ein Preisniveau, das angesichts des Überangebots der vergangenen Jahre (Stichwort Käferkalamitäten)
ohnehin gestiegen ist. Dass sich das Preisniveau dort einpendelt, wo es war, schließt Firmenchef Bernd Schafler aus. Eher werde es bei rund dem doppelten Preis wie vor der Pandemie bleiben.
Spiegelbild
Beim Fachverband der Holzindustrie Österreich heißt es auf Nachfrage des KURIER zu diesen Preissteigerungen: „Grundsätzlich ist die Palettenproduktion ein Spiegelbild der wirtschaftlichen Entwicklung allgemein. Springt die Konjunktur an und nehmen die internationalen Handelsaktivitäten zu, steigen auch Bedarf an und Preise der Paletten
sowie weiterer Holzpackmittel.“
Trotz der starken Preisanstiege bei Paletten sei dieses Thema aber nicht das einzige, das der Industrie finanziell zu schaffen mache, betont NÖMChef Berger. „Die Paletten sind da sogar noch unsere geringste Sorge.“Strom, Plastikflaschen, Becher und Platinen, zählt Berger auf – hier hätten sich die Preise teilweise verdoppelt.
Ein weiterer Preisanstieg bei Milch und Milchprodukten sei daher „unvermeidbar“. Die letzte Milchpreiserhöhung gab es übrigens erst Anfang Dezember, hier stieg der Milchpreis um 2,25 Cent auf 40 Cent pro Kilo netto an.