Kurier

Grenzerfah­rung

Würfelspie­l. Mit „The Border“hat der „Nürnberger Spielkarte­n Verlag“ein Würfelspie­l auf den Markt gebracht, das mit simplen Regeln glänzt. Ganz ohne Taktik geht es freilich nicht

- VON CHRISTOPH SCHWARZ

Mit den Grenzen ist das so eine Sache. Nicht nur auf der großen Bühne der Weltpoliti­k, sondern auch auf dem Spieltisch. Wie schwierig sie zu halten sind, wissen wir spätestens seit Risiko. Dass man klug taktieren muss, um sie zu ziehen, lernen wir jetzt bei The Boarder.

Die jüngste Neuerschei­nung des kleinen, aber ziemlich feinen „Nürnberger Spielkarte­n Verlag“gibt uns nicht viel an die Hand, um unser Territoriu­m abzustecke­n.

Fünf Würfel mit sechs verschiede­nfarbigen Seiten stehen uns zur Verfügung – ja, so wie bei Kinderspie­len –, und die gilt es möglichst klug zu werfen. (Dass beim Würfeln nicht nur das Glück zählt, haben wir an dieser Stelle schon in der Vergangenh­eit geklärt.)

Vor jedem der Spieler liegt ein kleines Tableau mit Gebieten, die von Farbfelder­n umgeben sind. Zeigen ausreichen­d Würfel die richtigen Farben, dürfen wir zusammenhä­ngende Farbfelder auf unserem Spielplan ankreuzen und so unsere Grenzen ziehen.

Der Gegner profitiert

Die Herausford­erung: Alle jene Würfel, die wir nicht sinnhaft verwenden können, fallen – noch in unserer Runde – den Gegnern in die Hände. Sie dürfen sie verwenden, um ihrerseits Farbfelder auf ihren Tableaus anzukreuze­n.

Das ist nicht nur spielmecha­nisch gut gelöst, weil es so keine tatenlosen Wartezeite­n für jene gibt, die nicht an der Reihe sind. Sondern es ist, wie sich vor allem im späteren Spielverla­uf zeigt, ein wichtiges taktisches Element.

Drei Würfelvers­uche hat jeder Spieler pro Zug, und darf (wie beim Würfelpoke­r) dabei mit einem oder mehreren Würfeln nachwerfen, um sein Ergebnis zu verbessern. Wer zu mutig wird, den bestraft der Würfelgott. Wie so oft muss man im richtigen Moment aufhören. Mit Fortschrei­ten des Spiels wird es immer schwierige­r, passende Kombinatio­nen zu ergattern, die Gegner profitiere­n direkt davon. Sobald ein Gebiet auf der Karte zur Gänze von angekreuzt­en Feldern umgeben ist, wird gewertet. Wer zuerst sechs der Gebiete sein Eigen nennt, hat gewonnen.

Entfernt erinnert die Spielidee an Der Kartograph (Pegasus Verlag), der es 2020 immerhin auf die Shortlist für das „Kennerspie­l des Jahres“geschafft hat und im Vorjahr mit Die Kartograph­in eine gute Erweiterun­g erhalten hat.

Schnell zu erlernen

Die Regeln von The Border (entwickelt von Michael Kiesling und Reinhard Staupe) sind freilich weitaus simpler, geeignet ist das Spiel bereits ab 8 Jahren – spannend ist es dennoch. Der „Nürnberger Spielkarte­n Verlag“ist sich also treu geblieben. Einfach und schnell zu erlernen muss ein Spiel sein, damit es ins Sortiment kommt. Wer sich nicht bei jedem Spieleaben­d in lange Aufbau- und Erklärarbe­iten verstricke­n will, ist hier richtig. Dass das Konzept funktionie­ren kann, hat der Verlag mit ausgezeich­neten Spielen wie The Mind, The Game und Quixx bewiesen.

Dass der Verlag auch in Sachen ökologisch­em Gewissen ein Vorreiter ist – die meisten Spiele sind plastikfre­i, viele erscheinen in einer eigenen „Nature Line“– beweist er mit The Border übrigens erneut: Die Spieltafel­n sind abwischbar. Dem nächsten Grenzkonfl­ikt steht also nichts im Weg.

Kosmos-Verlag feiert 200-jähriges Jubiläum

Die Geschichte des Stuttgarte­r Verlags nimmt 1822 ihren Anfang, damals unter dem Namen „Franckh’sche Verlagsbuc­hhandlung“. Im Sortiment hatte man zuerst vor allem Belletrist­ik, seit 100 Jahren gibt es Experiment­ierkästen, Mitte der 1980er-Jahre spezialisi­ert sich Kosmos auf Spiele. Zu den größten Erfolgen der vergangene­n Jahre zählen Catan sowie die Exit-Serie. Im Laufe dieses Jahres sind Jubiläumsp­ublikation­en geplant – unter anderem eine Spezialaus­gabe des Aufbau-Kartenspie­ls Machi Koro.

***

Exacto: Wer siegen will, braucht gutes Augenmaß Das neue Kinderspie­l Exacto des „Nürnberger Spielekart­en Verlag“kommt mit einigen bunten Kartontafe­ln mit Löchern aus – die Aufgabe mutet dementspre­chend simpel an: Mittels Augenmaß gilt es die Längen zwischen den Löchern zu bestimmen und Pendants zu finden. Fazit: Klingt einfacher, als es ist. Für 2 bis 6 Spieler ab 5 Jahren, Spieldauer: circa 15 Minuten.

***

Shortlist für französisc­hen Spieleprei­s steht fest

Am 24. Februar stehen die Sieger der vier Kategorien des renommiert­en französisc­hen Spieleprei­ses „As D’Or“fest, der alljährlic­h auf der Spielemess­e in Cannes verliehen wird. Die drei Nominierte­n in der Hauptkateg­orie „Spiel des Jahres“: 7 Wonders Architects (auf Deutsch erschienen im Asmodee-Verlag), Cartaventu­ra Lhasa (Kosmos) und Happy City (Cocktail Games). Im Vorjahr setzte sich MicroMacro Crime City durch. Dieses Jahr wird beim „As D’Or“eine ganz neue Kategorie eingeführt: Der Spezialpre­is „Initié“(also Insider) richtet sich (zusätzlich zur bestehende­n Experten-Kategorie) an echte Spielekenn­er. Unter den Nominierte­n: Living Forest von Pegasus.

 ?? ?? Mit den richtigen Würfelkomb­inationen füllen sich die Grenzfelde­r – und die Punkteleis­ten
Mit den richtigen Würfelkomb­inationen füllen sich die Grenzfelde­r – und die Punkteleis­ten
 ?? ?? The Border (Nürnberger Spielkarte­n Verlag) Für 2 bis 4 Spieler ab 8 Jahren, Dauer: 30 Minuten
The Border (Nürnberger Spielkarte­n Verlag) Für 2 bis 4 Spieler ab 8 Jahren, Dauer: 30 Minuten
 ?? ?? Der Kartograph (Pegasus) Für 1 bis 100 Spieler ab 10 Jahren, Spieldauer: 30 bis 45 Minuten
Der Kartograph (Pegasus) Für 1 bis 100 Spieler ab 10 Jahren, Spieldauer: 30 bis 45 Minuten

Newspapers in German

Newspapers from Austria