Die Liebe hört niemals auf
Morgen ist Valentinstag. Der Tag der Liebenden. So viele Paare durfte ich bereits als Dompfarrer begleiten, in den unterschiedlichsten Stadien ihrer Liebe.
Zum Beispiel in der beginnenden Liebe. Martin und Anna lernten einander über Tinder kennen, wie fast ein Drittel der Paare, die ich traue oder segne, eionline nander mittlerweile kennenlernen. Schon bald sind sie sich sicher, dass sie heiraten wollen. Im Gegenüber sehen sie die Schönheit, die Klugheit, die Talente. „Die Liebe ist gütig.“So steht es im Hohelied der Liebe. Der Blick auf das Gute im anderen soll für alle Paare immer im Mittelpunkt stehen.
Dann begleite ich auch viele Menschen in den Prüfungen der Liebe. Franz und Regina waren überfordert nach der Geburt ihrer Kinder, der Alltag mit seinen Aufgaben ließ immer weniger Platz für Zweisamkeit. Ich riet zum Reden miteinander, denn da war nur mehr Schweigen. Schließlich heißt es: „Wer nicht spricht, zerbricht“. Wieder schenkt uns der Korintherbrief große Hoffnung: „Die Liebe erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand.“
Das bewiesen mir auch Traude und Willi. 67 Jahre waren sie ein Paar. Zuletzt pflegte sie ihn viele Monate lang, mit viel Geduld und dem selbstverständlichen Da-Sein, das Liebe auch bedeuten kann. Jetzt nach seinem Tod heißt es für sie, die Trauer zu bewältigen. Und die Gewissheit zu erlangen, dass unsere lieben Verstorbenen über uns wachen, so wie wir sie im Herzen tragen. Denn, das ist ganz sicher: „Die Liebe hört niemals auf.“
Morgen darf ich wieder hunderte Paare, auch Singles, die sich eine Beziehung wünschen, zur „Segnung der Liebenden“um 20 Uhr im Stephansdom empfangen. Sie alle sollen nicht vergessen: „Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; doch am größten unter ihnen ist die Liebe.“
Der Autor ist Dompfarrer zu St. Stephan