Kurier

Die Liebe hört niemals auf

- VON TONI FABER dompfarrer@stephansdo­m.at

Morgen ist Valentinst­ag. Der Tag der Liebenden. So viele Paare durfte ich bereits als Dompfarrer begleiten, in den unterschie­dlichsten Stadien ihrer Liebe.

Zum Beispiel in der beginnende­n Liebe. Martin und Anna lernten einander über Tinder kennen, wie fast ein Drittel der Paare, die ich traue oder segne, eionline nander mittlerwei­le kennenlern­en. Schon bald sind sie sich sicher, dass sie heiraten wollen. Im Gegenüber sehen sie die Schönheit, die Klugheit, die Talente. „Die Liebe ist gütig.“So steht es im Hohelied der Liebe. Der Blick auf das Gute im anderen soll für alle Paare immer im Mittelpunk­t stehen.

Dann begleite ich auch viele Menschen in den Prüfungen der Liebe. Franz und Regina waren überforder­t nach der Geburt ihrer Kinder, der Alltag mit seinen Aufgaben ließ immer weniger Platz für Zweisamkei­t. Ich riet zum Reden miteinande­r, denn da war nur mehr Schweigen. Schließlic­h heißt es: „Wer nicht spricht, zerbricht“. Wieder schenkt uns der Korintherb­rief große Hoffnung: „Die Liebe erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand.“

Das bewiesen mir auch Traude und Willi. 67 Jahre waren sie ein Paar. Zuletzt pflegte sie ihn viele Monate lang, mit viel Geduld und dem selbstvers­tändlichen Da-Sein, das Liebe auch bedeuten kann. Jetzt nach seinem Tod heißt es für sie, die Trauer zu bewältigen. Und die Gewissheit zu erlangen, dass unsere lieben Verstorben­en über uns wachen, so wie wir sie im Herzen tragen. Denn, das ist ganz sicher: „Die Liebe hört niemals auf.“

Morgen darf ich wieder hunderte Paare, auch Singles, die sich eine Beziehung wünschen, zur „Segnung der Liebenden“um 20 Uhr im Stephansdo­m empfangen. Sie alle sollen nicht vergessen: „Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; doch am größten unter ihnen ist die Liebe.“

Der Autor ist Dompfarrer zu St. Stephan

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