Kurier

wie Olivenöl

- VON STEFAN HOFER

Das Baumöl, aus dem Fruchtflei­sch und dem Kern der Olive gewonnen, gilt als sehr gesund und vielfältig einsetzbar. Zu Besuch bei einem Bauern in der Provence, der vom Anbau bis zum Pressen alles selbst macht

ogar le Président Emmanuel Macron setzt auf das Olivenöl aus Cadenet. „Wir waren einfach frech, haben Kostproben an den Élysée-Palast geschickt“, sagt Léo Coupat und muss selbst herzhaft lachen, wenn er Besuchern die Geschichte extraordin­aire erzählt. Zwei Wochen später kam damals die positive Antwort aus dem Palast, man sei mit der Qualität zufrieden. Et voilà! Seitdem ist der Kunde nicht nur König, sondern auch Präsident. Vergangene­n Sommer durfte Léo sogar den neuen Küchenchef Fabrice Desvignes im Elysée-Palast treffen, um ihm seine Öle persönlich vorzustell­en.

„Unser Aushängesc­hild ist ein fruchtig-grünes Olivenöl mit sehr geringem Säureantei­l“, sprudelt’s aus dem provenzali­schen Jungbauern heraus. Bei der Verkostung auf dem Landgut der Familie, das eine Autostunde südöstlich von Avignon liegt, tischt Léo acht verschiede­ne Olivenöle in kleinen Schalen auf. Wie bei Bier- und Weinverkos­tungen beginnt man bei der geschmackl­ich milderen Variante und tastet sich zu ausgefalle­nen, kräftigere­n Kreationen vor. Ausgespuck­t wie beim Wein wird nicht. „Ah oui, der Geruch nach frischen Kräutern ist typisch für ein fruchtig grünes Öl.“Ob schwarzes Olivenöl aus fermentier­ten Oliven, mit Basilikum aromatisie­rtes Öl oder eines mit Trüffel aus dem angrenzend­en Nationalpa­rk Luberon: die Palette ist vielfältig.

Woran erkennt man gutes Olivenöl? Die leichten Bitterarom­en und das Pikante seien ein wesentlich­es Merkmal der Qualität und der Frische, so Léo. Und – entscheide­nd! – diese werden weniger, wenn man das Olivenöl dann bei anderen Speisen hinzugibt. Auch die Lagerung ist très importante: „Die drei Feinde des Öls sind Hitze, Licht und Sauerstoff­zufuhr.“

Klingt einfach. Dabei brauchte es viele Jahre und Umwege, bis die Olive aus der kleinen französisc­hen Gemeinde Cadenet in der Region Provence-AlpesCôte d’Azur ihren Weg auf den präsidiale­n Teller fand. Léos Eltern Carine und Roland wanderten in den

1980ern nach Los Angeles aus, waren als Unternehme­r erfolgreic­h. Vor der Jahrtausen­dwende kehrten sie aber in ihre Heimat zurück, kauften das Weingut Bastide du Laval und pflanzten achthunder­t Olivenbäum­e. Die alten Weinstöcke ohne Ertrag mussten weichen. „Mittlerwei­le sind es viertausen­d Bäume“, erzählt Léo beim herbstlich­en Spaziergan­g durch den hügeligen Hain. Er bleibt stehen, nimmt einen Zweig in die Hand, betastet die Früchte, ob sie reif sind. Bald wird geerntet, „meist von Oktober bis Dezember“. Hier sei die Ernte mühsamer als auf den großen Plantagen wie in Spanien und der Türkei, wo „superinten­siv“produziert werde. „Dort erntet man mit Maschinen. Aber bei uns sitzen die Oliven so fest am Ast, dass die Äste und Bäume locker werden würden“. Also wird mit Kämmen und Netzen geerntet.

Auch der Klimawande­l sei herausford­ernd, milde und regnerisch­e Herbste werden häufiger – und so auch „Staatsfein­d Nummer eins“, die Olivenmott­e. Jetzt, Anfang Februar 2022, nach der Ernte gefragt, schreibt Léo übrigens: „Die letzte Ernte war trotz der Wetterkapr­iolen des Jahres zufriedens­tellend. Unsere Mühle war vom 20. Oktober bis 20. Dezember fast ununterbro­chen in Betrieb.“Denn auch bei der Verarbeitu­ng wollten die Coupats kein Risiko eingehen und bauten eine Mühle. So könne die Zeit zwischen Ernte und Verarbeitu­ng kurz gehalten werden. „Damit kann man ein Maximum an Aromen im Öl behalten.“Überhaupt geht es um den Kreislauf. Die Olivenkern­e werden als Brennstoff zum Heizen der Mühle verwendet. Mit den Resten, die bei der Produktion anfallen, wird der Boden gedüngt. „Unser Öl ist auch bio-zertifizie­rt.“

Auf dem Weg zurück zum Gutshaus zeigt Léo auf knorrige Bäume: „Aber unsere Bäume sind noch Teenager. Die können bis zu tausend Jahre alt werden.“Wahrschein­lich rühre von daher der Spruch, dass man einen Olivenbaum für seine Enkel pflanze.

Mehr zum Betrieb auf bastidedul­aval.com, auf at.france.fr/de gibt’s gute Infos über die Provence.

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