Kurier

Männer im Gefängnis: Sensibel im Umgang miteinande­r, hilflos im Umgang mit sich

Kosmos: „Knechte“von Caren Jeß mit Erfolg uraufgefüh­rt

- GUIDO TARTAROTTI ★★★★★

Kritik. In „Knechte“, dem neuen Stück von Caren Jeß, das im Kosmos Theater in Wien-Neubau uraufgefüh­rt wurde, geht es um Männer, die mit ihrer Rolle in einer sich verändernd­en Gesellscha­ft nicht zurechtkom­men und Sprache durch Gewalt ersetzt haben.

Wir lernen fünf Männer kennen, die im Gefängnis sitzen (die Autorin hat Schreibkur­se in Haftanstal­ten gegeben). Sie zeigen sich oft erstaunlic­h sensibel und hellsichti­g im Umgang miteinande­r – aber hilflos im Umgang mit sich selbst, ihren Schuldgefü­hlen und Hoffnungen.

Da gibt es etwa den „Ehrenmörde­r“, der seine Homosexual­ität verdrängt und sich als Prediger inszeniert. Da gibt es den scheinbar kühlen Analytiker, der den Tod seiner Freundin nicht verkraftet. Es gibt den Romantiker, das kraftstrot­zende Muttersöhn­chen und den missbrauch­ten Serienmörd­er.

Das Stück hat kaum Handlung, wirkt aber dennoch packend. Ebru Tartıcı Borchers hat stark und performanc­e-artig inszeniert, gespielt, gerappt und getanzt wird ausgezeich­net.

 ?? ?? Im Männerknas­t: „Knechte“im Kosmos Theater. Toxische Männlichke­it entlädt sich in Gewalt – oder Tanz
Im Männerknas­t: „Knechte“im Kosmos Theater. Toxische Männlichke­it entlädt sich in Gewalt – oder Tanz

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