Kurier

Klimawande­l beschert der Welt mehr Stürme

Meteorolog­ie. Durch den Klimawande­l sind mehr Menschen von tropischen Wirbelstür­men betroffen. Künftig könnte es auch in Österreich heftiger stürmen

- VON DAVID KOTRBA

In Zukunft werden mehr Menschen denn je von tropischen Wirbelstür­men betroffen sein. Klimaforsc­her sagen voraus, dass Hurrikane, Zyklone oder Taifune in höhere Breitengra­de vordringen. Somit sind größere Siedlungsr­äume gefährdet. Bislang wurden die Riesenstür­me meist durch Jetstreams (starke Höhenwinde) davon abgehalten, weiter in Richtung der Erdpole zu wandern. Die steigende Erderwärmu­ng führt nun dazu, dass die Temperatur­unterschie­de zwischen dem Äquator und den Polen sinken. Dadurch wird die Barriere

schwächer, wie in einer neuen Studie aufgezeigt wird.

Aktueller Eindruck trügt

Österreich befindet sich in der glückliche­n Lage, davon nicht betroffen zu sein, erklärt Klaus Haslinger von der Zentralans­talt für Meteorolog­ie und Geodynamik (ZAMG). Auch wenn Hurrikane im Atlantik weiter nach Norden ziehen, in Zentraleur­opa kommen sie als gewöhnlich­e Tiefdruckg­ebiete an. „Da haben wir wenig Gefahrenpo­tenzial. Was uns räumlich näher ist, sind sogenannte ‚Medicanes‘.“Dabei handle es sich um hurrikanar­tige Stürme im Mittelmeer­raum. „Die sind aber nicht vergleichb­ar mit Ereignisse­n im Nordatlant­ik und außerdem sehr selten.“

Momentan mag es vielleicht so wirken, dass die Häufigkeit und Stärke von Stürmen in Österreich zunimmt. Dafür verantwort­lich ist ein Jetstream, der gerade direkt über dem Land liegt. In 9 bis 15 Kilometer Höhe pfeift der Wind mit 300 km/h, was sich auch auf die Luftbewegu­ng darunter auswirkt. Im Allgemeine­n schwanken die Windgeschw­indigkeite­n in Österreich aber um ein relativ gleichblei­bendes Niveau. Der Klimawande­l sorgt zwar für andere extreme Wetterphän­omene wie Hitze, Dürre und heftige Niederschl­äge, für ein vermehrtes Auftreten von Stürmen gebe es bisher aber keine eindeutige­n Anzeichen.

Stürme aus Gewittern

„Es gibt aber einen Unterschie­d zwischen Winterstür­men, die mit großräumig­en Tiefdrucks­ystemen gekoppelt sind, und Sturmböen, die durch Gewitter im Sommer entstehen“, meint Haslinger. Gewitter können in Zukunft stärker ausfallen, weil durch die wärmere Luft mehr Wasserdamp­f entsteht. „Wasserdamp­f in der Atmosphäre ist nichts anderes als gespeicher­te Energie.“Kommt es zu stärkeren Entladunge­n von Gewitterwo­lken, kann es auch zu höheren Windgeschw­indigkeite­n kommen.

Dass Gebäude diesen zeitweise höheren Windgeschw­indigkeite­n nicht mehr standhalte­n, darum müsse man sich keine Sorgen machen. „Normale Stürme halten unsere meist massiv gebauten Häuser aus – nur das Dach fliegt vielleicht weg, oder ein Baum stürzt drauf.“Es sei aber wichtig, mehr Bewusstsei­n für die Gefahren von Stürmen in der Bevölkerun­g zu schaffen. „Wir geben daher seit Kurzem bei den Wetterwarn­ungen auf unserer Webseite konkrete Handlungse­mpfehlunge­n.“Unter warnungen.zamg.at heißt es dann etwa bei einem Klick auf Wien, dass man auf herabstürz­ende Äste achten und langsamer fahren soll.

Dinge im Freien befestigen Wenn es eine Sturmwarnu­ng gibt, ist man in Innenräume­n meist sicher aufgehoben. Herumflieg­ende Teile sind bei Stürmen die größte Gefahr. Um andere nicht zu gefährden, sollte man daher darauf achten, dass im Garten oder auf dem Balkon keine losen Gegenständ­e liegen, die davongeweh­t werden können

Sicher gebaut

Welcher Windstärke Gebäude standhalte­n müssen, ist in einer ÖNORM geregelt. Je nach Standort sind die Anforderun­gen unterschie­dlich. Besonders windfest müssen z. B. Gebäude im Nordosten Österreich­s gebaut sein. Über große flache Regionen bläst der Wind stärker. Gebäude und Wälder erhöhen die Rauigkeit des Bodens und bremsen den Wind

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Derzeit stürmt es heftig (Bild: Hannover), die österreich­ischen Durchschni­ttswerte verändern sich aber kaum
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