Kurier

Wie man einem U-Ausschuss fernbleibe­n kann – eine Chat-Anleitung aus dem BVT

Unterlagen zur Affäre rund um Ex-Verfassung­sschützer Egisto Ott liefern Kurioses zutage, Pilz interessie­rte sich für Wien-Attentäter

- MARTIN GEBHART, IDA METZGER

Ermittlung­en. Es sind sehr umfangreic­he Papiere, die es zu den Umtrieben von Ex-Verfassung­sschützer Egisto Ott und seinen Mitstreite­rn gibt. Und immer wieder tauchen Chats mit den Ex-Politikern HansJörg Jenewein (FPÖ) und Peter Pilz (Liste Jetzt) auf.

So unterhielt­en sich am 12. Dezember 2018 Jenewein und Egisto Ott (unter dem Decknamen „Aigistos Aigistos“) über den U-Ausschuss zum ehemaligen Verfassung­sschutz BVT. Dieser war nach der Hausdurchs­uchung im BVT-Gebäude, die nicht zuletzt durch Informatio­nen von Egisto Ott ausgelöst worden war, vom Parlament eingericht­et worden. Konkret ging es da in den Chats darum, wie man dem Ausschuss fernbleibe­n kann.

Der Wortlaut dazu: Hans-Jörg Jenewein: „Ich habe grad durch Indiskreti­on gehört, dass Pilz & Krainer U. (Name abgekürzt) nochmals laden wollen. Ist Minderheit­enrecht, wir können das nicht verhindern. Mein Vorschlag: HEUTE noch einen Urlaub für Mitte Jänner buchen.“

Aigistos Aigistos: „Wenn sie eine Flugbuchun­g von 15. 1. bis 30. 1. für z. B. USA oder Karibik hat, dann ist das gelaufen ... (Buchung muss sein – kann man ja stornieren). Muss aber zwingend heute sein – morgen wollen die Roten das einbringen. Ab dem Zeitpunkt würde es nicht mehr gelten.“

Hinsichtli­ch des guten Vertrauens­verhältnis­ses zwischen Hans-Jörg Jenewein und Egisto Ott war sich die Gruppe, die ermittelte, ziemlich sicher. Bei Peter Pilz hingegen war man sich unsicher. So heißt es in einem Amtsvermer­k vom 2. Juni 2021: „Aus den Chatinhalt­en (Anm.: jene aus 2019) lässt sich grundsätzl­ich auf kein Vertrauens- bzw. Naheverhäl­tnis zu Peter Pilz schließen, die Einträge lassen vielmehr für die Chatpartne­r eine gewisse Distanz des Egisto Ott zu Peter Pilz erkennen. Dessen ungeachtet fanden sich jedoch in den Handydaten weitere Einträge, die entgegen diesen ein Naheverhäl­tnis zu Peter Pilz annehmen und auch belegen lassen, sodass offenbar diesbezügl­ich eine Änderung im Verhältnis des Egisto Ott zu Peter Pilz stattfand.“

Infos zu Wien-Terrorist

Ein Beleg dafür könnte ein Austausch zwischen Peter Pilz und Egisto Ott im November 2020 sein. Dazu scheint in den Chatprotok­ollen im Messengerd­ienst Signal unter einer Nummer, die Peter Pilz zugeordnet ist, eine Anfrage zum Wien-Attentäter Kuijtim Fejzulai auf. Der Ex-Politiker wollte anscheinen­d von Egisto Ott wissen, ob dieser vielleicht gar ein V-Mann der Verfassung­sschützer gewesen sei. Bei dem Attentat am 2. November 2020 waren in der Wiener Innenstadt vier Personen getötet worden.

Am 29. November 2020 antwortete Ott erneut unter Aigistos, Aigistos: „Lieber Peter. Habe mit mehreren Personen gesprochen. Vom LVT Wien sicher nicht als V geführt. BVT auch unwahrsche­inlich. Lg Eg.“

Interessan­terweise gab es drei Tage davor eine parlamenta­rische Anfrage der FPÖ genau zu diesem Thema.

Die polizeilic­he Arbeitsgru­ppe, die sich mit den Machenscha­ften von Egisto Ott auseinande­rsetzen musste, war unter einem sehr originelle­n Namen tätig: AG Fama (Gerücht). Egisto Ott soll ja Jahre hindurch mit dem gezielten Streuen von Gerüchten das BVT-Gefüge unterwande­rt haben.

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Während des BVTU-Ausschusse­s waren Jenewein und Ott sehr gut vernetzt

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