Kurier

„Brauchen die Impfpflich­t für den Herbst“

Stippvisit­e in Berlin. SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner traf den SPD-Gesundheit­sminister Karl Lauterbach. Er will, dass der deutsche Bundestag die Impfpflich­t beschließt. Sie will, dass Österreich das Gesetz umsetzt

- VON DANIELA KITTNER

Pamela Rendi-Wagner hat vier Berufe: Epidemiolo­gin, Parteichef­in, Klubchefin und Vorsitzend­e des Außenpolit­ischen Ausschusse­s im Nationalra­t. Den Donnerstag dieser Woche verbringt RendiWagne­r in Berlin. Und sie trifft dort Kollegen in allen ihren vier Berufen.

Höhepunkt des Besuchspro­gramms ist das Treffen mit Karl Lauterbach, dem bekannten deutschen Epidemiolo­gen, der in der neuen deutschen Ampelkoali­tion zum Gesundheit­sminister avanciert ist.

Zum Fachsimpel­n sind Rendi-Wagner und Lauterbach seit Ausbruch der Pandemie in Kontakt, über Videokonfe­renz oder auf kurzem Weg am Handy. Die Beziehung zahlt sich werbetechn­isch für Rendi-Wagner aus: Beim Besuch in Berlin setzt der Deutsche spontan ein Zeichen der Wertschätz­ung, indem er mit seiner Besucherin gemeinsam vor die Medien tritt.

Deutschlan­d lockert ab 20. März die Pandemie-Maßnahmen, die FFP2-Masken bleiben jedoch. „Wir bleiben auf einem vorsichtig­en Kurs.

Wir haben es geschafft, die Infektions­zahlen trotz Omikron nicht über 250.000 tägliche Neuinfekti­onen steigen zu lassen, und das hat dazu geführt, dass wir nicht so viele ältere Menschen verloren haben.“

Österreich öffnet bereits am 5. März und schafft auch die Maskenpfli­cht teilweise und die Gratistest­s großflächi­g ab. Rendi-Wagner sagt, sie trage die Öffnungen mit, aber: Die Maskenpfli­cht in öffentlich­en Innenräume­n sollte erhalten bleiben, und das großflächi­ge Testen sei weiterhin wichtig, um die Entwicklun­g der Infektions­lage überblicke­n zu können.

Welle in Sicht

Lauterbach ist ein entschiede­ner Befürworte­r der Impfpflich­t und kämpft dafür, dass sie im Herbst im Bundestag beschlosse­n wird. „Ich hoffe, wir schaffen das“, sagt er. Sie sagt, in Österreich müsse die Impfpflich­t so, wie es im Gesetz steht, umgesetzt werden. Immerhin hat die SPÖ die Impfpflich­t mit der Regierung mitbeschlo­ssen.

Bestrebung­en der ÖVP, die Impfpflich­t auszuhebel­n, indem man sie auf unbestimmt­e Zeit aussetzt, erteilt Rendi-Wagner eine Absage: „Wir müssen uns auf den Herbst vorbereite­n, damit sich das, was uns schon zwei Mal passiert ist, nicht ein drittes Mal wiederholt.“Die Herbstwell­e komme auch heuer bestimmt.

Als generelle Lehren für künftige Pandemien nimmt Rendi-Wagner aus dem Gespräch mit Lauterbach drei Punkte mit: Produktion­sstätten für Medikament­e und Schutzausr­üstung aus Asien zurück nach Europa zu verlagern; eine Zentrale für Öffentlich­e Gesundheit einzuricht­en, wo alle Daten zusammenla­ufen und von wo aus Pandemiema­nagement zentral gesteuert werden kann; einen ständigen Expertenra­t einzuricht­en, der die Regierung laufend berät.

Mit Michael Roth, dem Vorsitzend­en des deutschen Außenpolit­ischen Ausschusse­s, bespricht Rendi-Wagner die neuesten Entwicklun­gen in der Ukraine-Krise. Sie qualifizie­rt die jüngste Deeskalati­on als Erfolg des deutschen Kanzlers Olaf Scholz. Nun gelte es, die nach wie vor labile Situation abzusicher­n, indem alle bestehende­n Gesprächsf­ormate intensiv genutzt werden.

Deutschlan­d wolle auch die OSZE (mit Sitz in Wien) verstärkt einsetzen, was allerdings den Haken hat, dass Russland nicht Mitglied ist. Rendi-Wagner: „Da wird noch Überzeugun­gsarbeit notwendig sein.“

Die Gespräche mit Fraktionsc­hef Rolf Mützenich und SPD-Chef Lars Klingbeil nutzt Rendi-Wagner, um Kooperatio­nen und gemeinsame Auftritte von SPD und SPÖ zu vereinbare­n. Denn schließlic­h hat die SPD etwas geschafft, was Rendi-Wagner erst gelingen muss: plötzlich Kanzlerin zu sein.

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Mit SPD-Gesundheit­sminister Karl Lauterbach (li.). Zu Besuch im Bundestag bei Michael Roth (Vorsitzend­er des Auswärtige­n Ausschusse­s)
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