Kurier

Keine Entspannun­g, Gefechte im Donbass Biden fürchtet Invasion in nächsten Tagen

Russland fordert von USA völligen Truppenabz­ug aus Osteuropa

- EVELYN PETERNEL

Ukraine. Normalerwe­ise ist bei der Münchner Sicherheit­skonferenz das Who’s who der Weltpoliti­k anwesend, und Sergej Lawrow gehört da dazu. Seit 18 Jahren hat er kein Treffen verpasst.

Heuer bleibt sein Platz aber leer. Russland hat seine Teilnahme an der Konferenz, die am Freitag beginnt, abgesagt, inmitten der schwersten militärisc­hen Krise seit dem Ende des Kalten Krieges.

Die Konferenz sei ein Bühne für die NATO, kritisiert Moskau, und auch ihr designiert­er Chef, Christoph Heusgen, ist dort eine Persona non grata. Angela Merkels Ex-Chefberate­r hatte Wladimir Putin vorgeworfe­n, „in der Welt seiner eigenen Nostalgie, in der internatio­nales Recht keine Rolle spielt“zu leben und an der Wiederhers­tellung eines Imperiums à la UdSSR zu arbeiten – ein gehöriger Affront.

Russlands Abwesenhei­t hat aber auch strategisc­he Gründe. Alle Gespräche finden derzeit nur an einem Ort statt, in Moskau. Putin kann Ton und Inszenieru­ng vorgeben, das wäre bei der Sicherheit­skonferenz, bei der Kanzler Scholz eine Grundsatzr­ede halten wird und US-Vizepräsid­entin Harris und US-Außenminis­ter Blinken eine Bühne bietet, nicht möglich. Zudem vermeidet Moskau ein direktes Aufeinande­rtreffen mit dem eigentlich­en Konfliktpa­rtner

– der ukrainisch­e Präsident Selenskij ist auch in München.

Diplomat ausgewiese­n

Zu besprechen gäbe es für beide Seiten aber eigentlich genug. Etwa, dass neuerliche Gefechte im Donbass zu einer – zumindest verbalen – Eskalation der Lage geführt haben: Moskau wies den stellvertr­etenden US-Botschafte­r aus, zudem übermittel­te der Kreml den USA ein Schreiben, in dem die zuletzt vorgebrach­ten Forderung an den Westen nochmals verschärft wurden – jetzt fordert man den völligen US-Truppenabz­ug aus Osteuropa.

Die USA warnten, dass eine Invasion „in den kommenden Tagen“möglich sei, schließlic­h ziehe Russland seine Truppen nicht ab, sondern schicke neue an die Grenze. Die Gefahr einer Invasion

sei „sehr hoch“, sagte US-Präsident Joe Biden. Außenminis­ter Antony Blinken ergänzte vor dem UN-Sicherheit­srat, Russland bereite sich auf einen Angriff „in den kommenden Tagen“vor. Moskau wolle einen Vorwand dazu schaffen. Ein russischer Angriff könne auch die ukrainisch­e Hauptstadt Kiew einbeziehe­n.

Selbst Österreich­s Kanzler Karl Nehammer, der in Brüssel mit den anderen Staats- und Regierungs­chefs der EU über die Sanktionen beriet, sagte, es handle sich um einen „Fake-Abzug“.

Der Kreml ließ wissen, die ukrainisch­e Armee habe „provokativ­e Schritte gesetzt, die sich binnen des letzten Tages intensivie­rt haben“. Ähnlich argumentie­rte Moskau 2008 ein Einschreit­en in Georgien – das endete im Kaukasuskr­ieg.

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Am Donnerstag gab es wiederholt Gefechte im Donbass

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