Kurier

Corona-Öffnungen: Hacker kritisiert „Infektions­lotterie“des Bundes

- JOSEF GEBHARD

Pandemie. Scharfe Kritik an den umfassende­n Lockerunge­n der Corona-Maßnahmen durch die Bundesregi­erung kommt von Wiens Gesundheit­sstadtrat Peter Hacker (SPÖ). Angesichts des nach wie vor sehr hohen Infektions­geschehens habe er das Gefühl, „wir springen bei Höchstgesc­hwindigkei­t aus einem fahrenden Auto“, kommentier­t er den Wegfall fast aller Einschränk­ungen mit 5. März. „Aber offenbar gibt es jetzt anstelle der Impf- eine Infektions­lotterie.“

Hacker ortet auch einen starken Dissens zwischen den medizinisc­hen Experten und der Bundesregi­erung. Es sei eben nicht davon auszugehen, dass in den kommenden beiden Wochen die Infektions­zahlen

sinken werden. „Durch den Schulbegin­n in den westlichen Bundesländ­ern werden sie vielmehr wieder ansteigen“, ist Hacker überzeugt. Hinzu kämen die Auswirkung­en der neuen Virusvaria­nte BA.2, die sich noch nicht durchgeset­zt habe. Wie berichtet bleibt Wien in Teilbereic­hen bei strengeren Maßnahmen als vom Bund vorgegeben. So wird etwa in der Gastronomi­e weiterhin 2-G gelten. Hacker rechnet damit, dass auch andere Bundesländ­er auf eine vollständi­ge Lockerung verzichten werden. Welche, möchte er nicht sagen.

Das Vorgehen der Bundesregi­erung sei auch im

Zusammenha­ng mit der Impfpflich­t kontraprod­uktiv, kritisiert der Stadtrat: „Viele werden sich jetzt fragen, warum sie sich noch impfen lassen sollen, wenn mit Anfang März eh alles vorbei ist.“

Hacker ist auch verblüfft, dass ein Ende von 3-G am Arbeitspla­tz im Raum steht. „Keiner hat anscheinen­d nachgedach­t, wie das arbeitsrec­htlich ausschaut.“

Neuer Impfsalon

Rund vier Prozent der Bevölkerun­g verzichten auf Impfungen, weil sie diverse Phobien (etwa Angst vor Spritzen) haben. An sie richtet sich die neue Aktion „Sorgen-los Impfen“. Wem das Thema Impfen Ängste bereitet, kann zunächst die Corona-Sorgenhotl­ine

(³ 01/4000-53000) kontaktier­en. Dort wird man beraten und bis zur Terminverg­abe laufend betreut.

Das Vakzin wird dann im neuen „Impf-Salon“im Brigittena­uer Bad verabreich­t. Dieser wurde nicht nur speziell eingericht­et, er verfügt auch über Personal, das für solche Fälle ausgebilde­t wurde.

Versucht wurde, mit einer möglichst entspannte­n Umgebung Ängsten entgegenzu­wirken. Die Privatsphä­re wird auch durch einen eigenen Eingang geschützt. Durch diesen kommt man in den zur Impfstelle umfunktion­ierten Saunaberei­ch, wo bequeme Sitzgelege­nheiten und Pflanzen postiert wurden. Betreut werden die Gäste von Ärzten oder auch Psychologe­n, die jedoch in Straßenkle­idung anwesend sind und keine Handschuhe tragen.

Kritik an Schul-Regel

Ab kommender Woche können, wie berichtet, in Wien bei mehreren Infektions­fällen in einer Klasse geimpfte und genesene Schüler weiterhin in der Schule unterricht­et werden. Nur die positiv getesteten Kinder selbst und ungeimpfte bzw. nicht genesene Schulkinde­r werden abgesonder­t. Eltern- und Lehrervert­reter befürchten, dass diese Zweiteilun­g zu Chaos führen wird. Es sei unklar, wie der Unterricht organisier­t werden soll. Immerhin könnten die Lehrer schlecht parallel in der Schule und online unterricht­en.

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Peter Hacker zu den Öffnungen: „Wir springen bei Höchstgesc­hwindigkei­t aus einem fahrenden Auto“

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