Kurier

Die Brennpunkt­e bei den Tiroler Gemeindera­tswahlen

Vor allem die Städte sind kommenden Sonntag heiß umkämpft

- VON CHRISTIAN WILLIM

Wer ist der Mann? Das fragen sich Wähler in Hall in Tirol, die Werner Hackl nicht zufällig persönlich kennen. Nicht gerade beste Voraussetz­ungen für eine Persönlich­keitswahl. Der 45-jährige Quereinste­iger soll bei den Gemeindera­tswahlen am 27. Februar aber für die Volksparte­i bei seinem ersten Antreten das Bürgermeis­teramt in der 14.000-Einwohner-Stadt nahe Innsbruck – seit 1945 stets schwarz geführt – verteidige­n.

„Ich bin seit dem Sommer laufend unterwegs und bester Dinge“, versichert Hackl. Er sieht sich mit vier Gegenkandi­daten und fünf Konkurrenz­listen konfrontie­rt – darunter auch die MFG, die kommenden Sonntag in 51 Gemeinden antritt. Die impfkritis­che Partei ist eine der großen Unbekannte­n dieser Wahl.

Das Waidhofen-Gespenst

„Wir haben die Erfahrung aus Waidhofen“, ist sich Hackl bewusst, dass Politbeben wie zuletzt in Niederöste­rreich, wo die ÖVP abstürzte und die MFG auf Anhieb 17 Prozent schaffte, auch in Tirol möglich sind. „Aber ich glaube schon, dass die Leute erkennen, dass es jetzt um Hall geht.“

Dort steht die VP mit Hackl auf dem Stimmzette­l. Und das ist keine Selbstvers­tändlichke­it. Die Partei von Landeshaup­tmann Günther Platter rechnet sich zwar 232 Bürgermeis­ter zu. Aber gerade einmal 22 schwarze Listen tragen bei diesen Kommunalwa­hlen den Zusatz VP oder Volksparte­i. Ein Verstecksp­iel, das auch die anderen Parteien beherrsche­n und das in Tirol Tradition hat.

Elisabeth Blanik spielt da nicht mit. Die ehemalige SPÖ-Landeschef­in ist Bürgermeis­terin der Bezirkshau­ptstadt Lienz, die über Jahrzehnte in schwarzer Hand war. Und ihre Liste heißt wie ihre Partei.

Blaniks Erfolg steht sinnbildli­ch für die Schwäche der sonst landauf, landab in den Gemeinden dominieren­den Volksparte­i in den Städten. So hat etwa die Landeshaup­tstadt Innsbruck, die erst 2024 wieder wählt, mit Georg Willi einen grünen Bürgermeis­ter.

Die Städte und Großgemein­den sind es auch, die bei diesem Wahlgang besonders umkämpft sind. Blanik muss sich in Osttirol gegen vier Herausford­erer behaupten, will sie weiter im Amt bleiben. In den Gemeindera­t drängen gar acht Listen.

In der Bezirkshau­ptstadt Imst im Oberland heißt die Liste von VP-Bürgermeis­ter Stefan Weirather zwar „Alle für Imst“. Die Realität ist aber: Alle gegen die ÖVP. Neben ihr stellen sich acht weitere Listen der Wahl, insgesamt rittern sieben Bürgermeis­terKandida­ten um die Gunst der Wähler.

Noch enger am Stimmzette­l ist es in Kufstein, der zweitgrößt­en Stadt des Landes an der Grenze zu Bayern. Dort erheben gleich acht Kandidaten Anspruch auf den Bürgermeis­tersessel. Der parteifrei­e Amtsinhabe­r Martin Krumschnab­el gibt sich dennoch gelassen: „Das war 2016 ähnlich und ich habe trotzdem im ersten Wahlgang gewonnen.“Für den Gemeindera­t bewerben sich gar zehn Listen. Krumschnab­el könnte von der Zersplitte­rung der Konkurrenz profitiere­n. Die ÖVP ist mit zwei Listen vertreten, das blaue Lager hat sich in der traditione­llen FPÖ-Hochburg ebenfalls geteilt und muss noch dazu die Konkurrenz der MFG befürchten.

Für die tritt mit Lukas Blunder ein 23-Jähriger an, der bei den Neos – sie rechnen sich mit Birgit Obermüller Chancen auf das Bürgermeis­teramt aus – wegen seiner Impf-Haltung gegangen wurde. Und danach offenbar versuchte, bei der ÖVP anzudocken. Jetzt probiert er es mit der MFG und ist einer ihrer 22 Bürgermeis­terkandida­ten bei diesen Wahlen.

Duell in der LH-Gemeinde

So spannend der Urnengang in den Städten ist, so sehr stehen auch einige kleinere Gemeinden im Fokus – allen voran Zams, der Heimatort von Landeshaup­tmann Platter. Dort hat im Sommer Dominik Traxl (VP) mit nur 27 Jahren das Bürgermeis­teramt übernommen. Die SPÖ versucht ihm dieses mit Benedikt Lentsch nächsten Sonntag abzuluchse­n. Gelingt das, wäre es ein roter Nadelstich ins schwarze Herz.

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In Kufstein ist die Konkurrenz besonders groß
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In Lienz will Blanik (SPÖ) Stadtchefi­n bleiben, Hackl (ÖVP) soll Hall halten
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