Orkantief „Zeynep“forderte mindestens vierzehn Tote
Hunderttausende Haushalte ohne Strom
nicht mehr weit, es galt, den Wähler zu verführen und Vertrauen zu gewinnen.
Wie man das macht? Am besten tut man so, als wäre man ihm nahe. Neben Familienfotos eignen sich dazu Haustiere. Sie bringen augenblicklich Volksnähe. So, wie das einfache Volk, geht auch der Ranghöchste im Staate mit seinem Hund Gassi, streichelt seine Katze und reinigt den Hamsterkäfig. Er zeigt Herz und Verantwortung.
Danke, ganz lieb
Die Entwicklung der sozialen Netzwerke leistete dem Hang zum Haustier weiteren Vorschub. Hund und Katz’ bringen Klicks, Quote und Stimmen. Zur Macht der „Schau, wie lieb“-Bilder gesellt sich die Authentizität. Eine begehrte Marketing-Währung – selbst dann, wenn sie künstlich ist. Auf jeder Industriemarmelade klebt heutzutage ein „Wie hausgemacht“-Pickerl. Das Tier gilt als Quintessenz von Authentizität. Es lügt nicht und kann nicht so tun, als ob. Keiner kann einen Hund zwingen, mit dem Schwanz zu wedeln.
Was für eine Gelegenheit für die Politik, der doch das Image anhaftet, ständig so zu tun, „als ob“.
Kann man davon ableiten, dass Demokraten Tiere zur Volksverführung nutzen, während Despoten via Vierbeiner ihre Überlegenheit unterstreichen wollen? Ja, obwohl es natürlich Ausnahmen gibt, sagt Autor Jacubowicz. Denn auch ein demokratisch legitimierter Herrscher muss von Zeit zu Zeit zeigen, dass er an der Spitze der Pyramide steht.
Freundliche, ruhige Tiere lassen einen Menschen vertrauenswürdig und sympathisch wirken – dieser sogenannte „Biophilie-Effekt“liege in unserer Natur, erklärt Verhaltensforscher Kurt Kotrschal. Für einen Politiker habe ein Haustier abgesehen von der positiven Inszenierung auch ganz persönliche Vorteile: „Studien zeigen, dass gerade ein Hund eine große soziale und emotionale Unterstützung ist. Er ist ein Puffer gegen Alltagsstress.“
Obendrauf kommt der Faktor „bedingungslose Zuneigung“: „Mit einem Hund muss man nicht diskutieren, es ist ihm egal, was man sagt und wie man ausschaut – solange man nett ist zu ihm. Das kann für Menschen, die sich im Beruf permanent beweisen müssen, wohltuend sein.“
In den USA gab es seit zwei Jahrhunderten keinen tierlosen Präsidenten. Bis auf Donald Trump, der, wie semantische Untersuchungen seiner Tweets zeigen, Tieren gegenüber kritisch eingestellt ist. „Hunde“ist eines seiner beliebtesten Schimpfwörter.
Nach vier Jahren Tierpause zogen mit Joe Biden wieder Hunde ins Weiße Haus. Die Schäferhunde, die in den wahlentscheidenden „Swingstates“besonders beliebt sind, kamen im Wahlkampf oft zum Einsatz. Dass einer davon aus dem Tierheim stammte, hat auch nicht geschadet. „Gerettete Tiere“, wie auch jener von ÖVP-Ministerin Edtstadler oder Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, stehen besonders hoch in der Wählergunst. Macron war zudem der erste Präsident, der einen NichtRassehund zum Premier Chien machte, den LabradorMischling Nemo. Apropos
Labrador: Seit Charles de Gaulle hatten alle französischen Präsidenten ein Exemplar dieser Rasse. Zufall? Der Labrador gilt als beliebtester Hund in Frankreich. Im Gegensatz zu Macrons früherem Haustier, einer Argentinischen Dogge, die als Kampfhund eingestuft wird. Dogge Figaro wurde diskret in der Familie zugunsten des Sympathieträgers Nemo weitergegeben. „Macron wollte das Image des kalten Bankers gegen das eines empathischen Familienmenschen tauschen,“sagt Autor Jacubowicz.
Cat-Content von Rechts
Ob man mit Hund oder Katze Wählerherzen erobern will, ist grundsätzlich egal. Beide Tiere sollen die Halter freundlicher wirken lassen. Was allerdings auffällt, ist, dass die extreme Rechte einen besonderen Hang zu Katzen hat. Weil sie als „süß“gelten und so das harte Image der Rechten weichzeichnen sollen.
Vor allem aber sind Katzenbilder ein Renner in den sozialen Medien. Das weiß auch Lega-Nord-Politiker Matteo Salvini, dessen InstagramProfil vor Cat-Content eine Zeit lang geradezu überging. Auch Front-National-Chefin Marine Le Pen ist Katzenfan. Le Pen, deren Vater Jean-Marie sich gerne mit Dobermännern zeigte, ist übrigens geprüfte Katzenzüchterin.
Ein Haustier hat auch SPÖ-Chefin Pamela RendiWagner. Fotos davon gibt es nicht, das Tier sei privat, sagt ihre Pressesprecherin auf KURIER-Anfrage. Sie versichert aber, dass Hündin Button „ein sehr süßer Familienhund“sei.
Der gewaltige Sturm „Zeynep“hat in weiten Teilen Europas große Verwüstungen angerichtet. 14 Menschen kamen in Deutschland, Belgien, Großbritannien, Irland, den Niederlanden und Polen bis Samstagmittag ums Leben, zumeist durch auf Fahrzeuge gestürzte Bäume.
Hunderte Flüge, Züge und Fährverbindungen fielen wegen des Sturms „Zeynep“mit seinen gebietsweise orkanartigen Böen aus, der in anderen Ländern „Eunice“heißt.
Rekordgeschwindigkeit
Der über Irland entstandene Sturm war am Freitag über Teile des Vereinigten Königreichs, dann über Nordfrankreich und die Beneluxstaaten gezogen, bevor er in der Nacht auf Samstag auf Dänemark, Deutschland und später Polen traf. Rekordwindgeschwindigkeiten – an die 200 km/h in Großbritannien – und Starkregen entwurzelten Bäume, beschädigten Dächer und sorgten für Sturzfluten.
In Norddeutschland galt am Samstag die höchste Alarmstufe. In den betroffenen Ländern fielen zahlreiche Zugverbindungen aus, etwa der Thalys zwischen Amsterdam und Brüssel und große Teile des Fernverkehrs der Deutschen Bahn. Besonders an den bedeutenden Londoner Flughäfen wurden zahlreiche Flüge gestrichen.
Auch der Fährverkehr über den Ärmelkanal war stark beeinträchtigt. In Großbritannien waren am Samstag mehr als 400.000 Haushalte weiterhin ohne
Strom, wie der Netzbetreiber mitteilte.
In Polen waren nach Angaben der örtlichen Behörden 194.000 Haushalte betroffen, in Frankreich 37.000. Die britischen Versicherer schätzen den dort entstandenen Schaden auf mehr als 300 Millionen Pfund (360 Millionen Euro). Bisher die meisten Toten gab es in den Niederlanden, wo vier Menschen starben. In Großbritannien und Deutschland starben drei Menschen, zwei in Polen und jeweils ein Mensch in Belgien und Irland.
Weiterhin stürmisch
Mindestens bis Montag soll es stürmisch bleiben, wie es vom Deutschen Wetterdienst (DWD) heißt. „Es kehrt einfach keine Ruhe ein“, sagte ein Meteorologe. Schwerpunkt der aktuellen Unwetterlage sollte den Experten zufolge bis Samstagfrüh die Nordhälfte Deutschlands sein.
Auch wenn dies nicht für Mitteleuropa gilt: Klimaforscher sagen voraus, dass Hurrikane, Zyklone oder Taifune in höhere Breitengrade vordringen werden. Somit seien größere Siedlungsräume gefährdet. Bisher wurden die Riesenstürme meist durch Jetstreams (starke Höhenwinde) davon abgehalten, weiter in Richtung der Erdpole zu wandern.
Die steigende Erderwärmung führt nun dazu, dass die Temperaturunterschiede zwischen dem Äquator und den Polen sinken. Dadurch wird die Barriere schwächer, wie in einer neuen Studie aufgezeigt wird.