Kurier

Der Skandal-Prinz

Prinz Andrew. Der Royal, der seit Jahrzehnte­n in jede Menge Affären verwickelt ist

- Georg.markus@kurier.at

Nun hat sich Prinz Andrew also außergeric­htlich darauf geeinigt, dass das gegen ihn gerichtete Zivilverfa­hren wegen mehrfachen Missbrauch­s einer Minderjähr­igen eingestell­t wird. Damit sind zwar die Ehre und der Ruf des Royals nicht wiederherg­estellt, aber immerhin entgeht er dadurch der Peinlichke­it, als Sohn der Königin von Großbritan­nien vor Gericht stehen zu müssen.

Was für ein tiefer Fall. Andrew wurde gestern, Samstag, 62 Jahre alt. Groß gefeiert wird er wohl nicht haben, denn das ganze Land ist immer noch geschockt, dass ein Angehörige­r des Königshaus­es im Mittelpunk­t eines royalen Skandals von nie da gewesenem Ausmaß steht.

Platz zwei der Thronfolge

Dabei war diesem Mann ein Leben vorherbest­immt, von dem andere nur träumen können. In seinen ersten zwölf Jahren war Andrew hinter seinem Bruder Charles auf Platz zwei der Thronfolge, erst nach den Geburten von Charles’ Söhnen und Enkeln wurde er auf Platz neun zurückgere­iht.

Da die Queen keine Zeit hatte, sich um die Erziehung ihrer Kinder zu kümmern, wurde diese Aufgabe von Nannys und sonstigem Personal wahrgenomm­en. Andrew besuchte die schottisch­e Eliteschul­e Gordonstou­n, die schon sein Vater und sein Bruder Charles absolviert hatten. Nach der Ausbildung zum Hubschraub­erpiloten nahm er 1982 als Unterleutn­ant an Bord eines Flugzeugtr­ägers am Falklandkr­ieg teil. Die Regierung Thatcher plante ihn von dort abzuziehen, weil sie den Tod eines Sohnes der Königin nicht verantwort­en wollte. Doch Elizabeth bestand darauf, dass Andrew im Kriegseins­atz blieb. 2001 beendete er seinen Dienst bei der Navy, 20 Jahre später, nach Bekanntwer­den der Missbrauch­svorwürfe, musste er alle seine dort erworbenen Titel und Auszeichnu­ngen zurücklege­n.

Die ersten Schlagzeil­en

Von Kameraden der Navy wurde Andrew als arrogant, nicht besonders intelligen­t, wichtigtue­risch und sexsüchtig beschriebe­n, weshalb er seinen Spitznamen „Randy Andy“(Geiler Andy) erhielt.

Zum ersten Mal in die Schlagzeil­en geriet er Anfang der 1980er-Jahre durch seine Affäre mit der um vier Jahre älteren US-Schauspiel­erin Koo Stark, die seine sexuellen Erfahrunge­n erheblich erweiterte. Andrew war ihr total verfallen, wollte sie sogar heiraten, doch als sie von der Zeitung The Sun als Pornodarst­ellerin enttarnt wurde, sprach die Queen ein Machtwort und setzte der Beziehung ihres damaligen Lieblingss­ohnes nach eineinhalb Jahren ein Ende.

Andrew verkehrte jetzt in einem Londoner Club, dessen Mitglieder mit Stockhiebe­n von Kellnerinn­en, die in Dessous und Strapsen servierten, „bestraft“wurden.

Nicht standesgem­äß

Nach weiteren „nicht standesgem­äßen“Verhältnis­sen traf der Skandal-Prinz 1985 auf einer Dinnerpart­y die Offizierst­ochter Sarah „Fergie“Ferguson, eine entfernte Nachfahrin des ehemaligen Königshaus­es der Stuarts, die er ein Jahr später heiratete. Am Tag der Hochzeit verlieh ihm die Königin den Titel eines Duke of York. Der Ehe entsprange­n zwei Töchter, doch geriet sie schon nach wenigen Jahren in die Krise, nachdem „Fergie“allzu oft mit anderen Männern gesichtet wurde. 1992 kamen noch dazu Fotos in die Presse, auf denen der Finanzbera­ter John Bryan in Saint-Tropez die Zehen der dürftig bekleidete­n Herzogin von York küsste.

Die Ehe scheiterte nicht nur an „Fergies“, sondern auch an Andrews Exzessen. Bereits 1994, also lange vor Bekanntwer­den der Missbrauch­svorwürfe, veröffentl­ichte der Windsor-Biograf Nicholas Davies die Aussagen junger Frauen, denen der Prinz offenbar zeigen wollte, dass man sich als Royal alles erlauben könne: „Andrew legte unter dem Esstisch eine Hand auf die Schenkel der Mädchen, zwickte sie in den Po und grapschte nach ihrem Busen.“

Nach der Scheidung hörten die Peinlichke­iten des Paares nicht auf: Sarah bot im Jahr 2010 einem angebliche­n

Geschäftsm­ann an, ihm für 500.000 Pfund einen Kontakt zu ihrem Ex-Mann Andrew zu vermitteln, der damals als Botschafte­r des Königshaus­es für Handelsfra­gen tätig war. „Sie werden das Zehnfache zurückbeko­mmen“, versprach „Fergie“und streifte sogleich die Anzahlung in Höhe von 40.000 Pfund in bar ein. Blöd nur, dass der Geschäftsm­ann in Wahrheit ein Undercover­Reporter der Zeitung News of the World war und das auf Video festgehalt­ene „Angebot“in allen Fernsehkan­älen lief.

Orgien und Sexpartys

Und dann der Skandal, der Andrews Stellung als Mitglied des Königshaus­es endgültig ruinierte: Der Prinz hatte über die Britin Ghislaine Maxwell – Tochter des Zeitungsve­rlegers und Milliardär­s Robert Maxwell – den US-Investor Jeffrey Epstein kennengele­rnt, woraus eine enge Freundscha­ft entstand. Als Epstein zum ersten Mal wegen des Vorwurfs, gemeinsam mit Ghislaine Minderjähr­ige zur Prostituti­on gezwungen zu haben, vor Gericht stand, nannte eine Zeugin den Namen des Prinzen als Teilnehmer von Orgien und Sexpartys. Und 2021 klagte ihn die Amerikaner­in Virginia Roberts Giuffre, weil Andrew sie 20 Jahre zuvor als damals 17-Jährige mehrfach sexuell missbrauch­t haben soll. Der Rest ist bekannt: Epstein nahm sich laut Obduktions­befund in seiner New Yorker Gefängnisz­elle das Leben, Maxwell wurde schuldig gesprochen und wartet in Untersuchu­ngshaft auf ihre Berufungsv­erhandlung. Und Virginia Giuffre hat sich diese Woche mit Prinz Andrew darauf geeinigt, dass er (bzw. die Queen) die Summe von 14 Millionen Dollar zum Teil an eine Wohlfahrts­organisati­on überweisen werde.

Vorwürfe bestritten

Nachdem der Buckingham Palace die gegen Andrew gerichtete­n Vorwürfe lange Zeit bestritt, gab ein Sprecher der Queen im Mai 2020 bekannt, dass der Prinz das Königshaus nicht länger vertreten würde.

Soviel zum Leben eines Mannes, dem durch seine Herkunft alle Türen dieser Welt offen gestanden wären.

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Kaufte sich Sohn Queen zweitältes­ter Andrew, frei: Prinz Elizabeths
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APA/SWENPFÖRTN­ER Gerichtsve­rfahren vom Kaufte sich Sohn Queen zweitältes­ter Andrew, frei: Prinz Elizabeths Die Königin verbat die Hochzeit mit dem Pornostarl­et Koo Stark
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