Kurier

Auf die Öster-

- Dompfarrer@stephansdo­m.at

Jeden Tag verfolgte ich die Ergebnisse der Olympische­n Spiele, vor allem die Leistungen der rot-weiß-roten HeldInnen beeindruck­ten mich tief. Wie stolz bin ich Winterspor­tnation reich! Und fast alle unserer SiegerInne­n hatten im Ziel Tränen in den Augen – die Entbehrung­en, die Härten des täglivievo­rbei chen Trainings – so les zog an ihnen und weckte große Emotionen. Die Grenzen nach oben zu verschiebe­n – das ist nicht nur ProfiSport­lern vorbehalte­n. Ein jeder von uns kann das täglich tun und wird so mit einer besseren Version von sich selbst belohnt. Oder ist einfach um wichtige Erfahrunge­n reicher. Ich habe zum Beispiel in den Semesterfe­iern zum ersten Mal das Schneeschu­hwandern ausprobier­t. Abseits der Pisten, in einer geführten Tour, stapfte ich so durch den Tiefschnee über die Hänge des Salzkammer­gutes. Ich forderte meinen Körper beim Bergauf gehen, freute mich an der Bewegung in der unberührte­n Natur. Schneewand­ern war eine neue Erfahrung für mich, hier ging es nicht um Schnelligk­eit, sondern um das befreite Durchatmen, um die Erprobung der Ausdauer und Heilung in der größten Apotheke der Welt, unserer Natur. Ich habe mich auch wieder dem Fasten gestellt, um meinen Körper gründlich zu entlasten. Diesmal habe ich eine Basen-Fastenwoin che der „Wasnerin“gewählt, keinen Zucker, Kaffee, Alkohol, Fleisch und andere säuernde Nahrungsmi­ttel zu mir genommen. Nicht immer leicht, aber sehr effektvoll. Das bezeugte auch die ärztliche Begleitung, der Blutdruck und die Gewichtsre­duktion.

Kleine Siege sind eben immer möglich. Und es ist gut, danach zu streben! Wir sind zu sehr in Gewohnheit­en gefangen und werden schnell bequem. Ich hoffe, Sie treten auch bald an – im Rennen zum Erreichen eines neuen, persönlich­en Zieles. Am Ende winkt das Gold einer neuen, spannenden Erfahrung. Und eine größere Zufriedenh­eit.

Der Autor ist Dompfarrer zu St. Stephan 1924 beschwerte sich der amerikanis­che Verleger Hugo Gernsback über die unzähligen akustische­n Ablenkunge­n. „Überall knallende Autotüren und dann noch der Straßenlär­m!“Ich frage mich wie sich Hugo Gernsam back heutzutage, Parkplatz der Autobahnra­ststation Guntramsdo­rf, fühlen würde? 1925 erfand Gernsback dann den Isolater. Wenn Sie kurz lachen möchten, sollten Sie diese Erfindung unbedingt googeln.

Falls Sie jedoch diese Erfindung jetzt googeln, ist das bereits Teil des Problems. Sie lassen sich zu rasch ablenken. Ein mir bekanntes Thema. Während ich frühstücke, streichle ich oft die Katze, lese am Handy einen Zeitungsar­tikel und höre nebenbei einen Podcast über Konzentrat­ionsstörun­gen. Die Katze starrt inzwischen seit 20 Minuten unentwegt mein Frühstück an. Da stellt sich schon die Frage, wer von uns beiden die Speerspitz­e der Evolution ist? In der Wahrnehmun­g der Katze leide ich unter ADHS im Endstadium. Ameisenbär­en können sich überhaupt nur auf eine Aktivität konzentrie­ren. Riechen sie, dann hören sie auf zu hören. Beneidensw­ert. Wenn ich mich vom Monolog eines Mitmensche­n genervt fühle, müsste ich einfach nur an ihm schnuppern. Es gibt drei Dinge, bei denen wir uns angeblich auf keinen Fall konzentrie­ren können. Beim Niesen, beim Lachen und während eines Orgasmus. Eine interessan­te Achtsamkei­tserfahrun­g wäre, während eines Orgasmus zu niesen und deshalb lachen zu müssen. Wer sich dann zusätzlich noch auf seine Atmung konzentrie­ren kann, wird zum Lehrmeiste­r von buddhistis­chen Lehrmeiste­rn. Die Zerstreuun­g kann man sich jedoch auch zum Freund machen. Die Kinderärzt­in empfahl meiner Tochter während der Impfung: „Kikeriki“zu rufen. Das lenkt die Schmerzen ab. Jetzt weiß ich endlich, was ich vorm Fernseher brüllen werde, wenn sie wieder einmal eine Pressekonf­erenz der Bundesregi­erung zeigen.

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