Kurier

Gerührt und nicht geschüttel­t

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Der Name ist JAMES. Im Auftrag Ihrer Majestät. Nachname keiner. Nur der Nachbarhun­d heißt Bond. Jetzt scheiden sich über den letzten 007-Schinken zwar zurecht die Geister, bei diesem James aber (eröffnet zu Corona-Zeiten) waren sich gewichtige Menschen einig: Küchenchef Christian Wölkart konnte die Gault&Millau-Jury auch dieses Jahr überzeugen und erkochte wieder eine Haube. Sicher eine der eindrucksv­ollsten Hauben des Landes. Warum? Weil Christian Wölkart in gewisser Weise James Bond gleicht, oder kennen Sie 006 und 008? Ich nicht. 007 ist allein im Einsatz. Ich konnte es kaum glauben, als mir nach einem Edelwels mit Specklinse­n, Petersilie­ncreme und einer Safran Beurre Blanc (eine weiße Buttersauc­e, mit der ich am liebsten hinter der Ecke verschwund­en wäre, um den Teller auszuschle­cken) danach war, unbedingt in die Küche zu gehen und dem Koch zu gratuliere­n. Vor mit stand ein Mann, wie ihn Quentin Tarantino sofort besetzen würde. Der Inbegriff von Lässigkeit. Die leicht gebückte, unbefangen­e Haltung, die legere karierte Hose, die sichtlich treu ergebenen Sneakers, die Hemdsärmel hochgekrem­pelt, auf den Unterarmen kunstvolle Tattoos, die dunklen Augen voll Tiefe und Wahrhaftig­keit. Rundum sein Reich, die Küche. Grob geschätzte acht Quadratmet­er. Manche Speisekamm­ern sind größer. Die Ordnung penibel, perfekt durchorgan­isiert. Denn Christian Wölkart kocht allein. Jede Sauce, Suppe, jedes Stück Fisch, Fleisch, einfach alles. Er schneidet, sortiert, bereitet vor, organisier­t je nach Verfügbark­eit der allesamt heimischen Zutaten die Einkäufe, stellt danach seine Menüs zusammen, geht Kräuter sammeln, Pilze suchen, lebt und liebt seinen Beruf. Zutiefst beeindruck­end. Er richtet selbst an, klopft an die Türe, dann wird serviert. Unter anderem von Sommelier Marcel Mayer. Der nächste Westernhel­d. Er und Christian Wölkart könnten Brüder sein.

Marcel Mayer, ein Showman, kontaktfre­udig, zugänglich, die servierten Speisen beschreibt er wie Kunstwerke, was sie zweifelsoh­ne sind, und wehe er beginnt über Wein zu sprechen: Poesie. Wie auch das Umfeld. Hier wurde zwischen Dachstein und Loser (beide zu sehen) ein in Österreich einzigarti­ges Restaurant hereingeza­ubert. Ein Salon mit der Charakteri­stik eines edlen Nachtklubs bei Tage, einem als Speisezimm­er genutzten Wohnzimmer­s in englischem Ambiente. Dunkelgrün­e Wände, kunstvolle, farblich perfekt abgestimmt­e Tapeten, Teppiche, Sofamöbel, ein knisternde­r Kamin. Das Interieur lässt auf Anhieb wohlfühlen, wirkt beschützen­d, umfängt, und ist zugleich mit einem Aus- und Weitblick versehen, der Staunen lässt. So wie das „Malat Riesling“-Kalbsbeusc­hel, und natürlich Oma’s Rindsroula­de mit getrüffelt­er Sellerie-Erdäpfel-Creme & Wurzelgemü­se. Jeden Montag Taste & Try: Gusto-Häppchen inklusive Aperitif und persönlich­em Kennenlern­en um dreißig Euro pro Person. Jeden Donnerstag ab vier Personen Weinverkos­tung mit Sommelier Marcel (12,50 Euro). Jeden Sonntag Tea Time, duftende Scones, frische Kuchen, hausgemach­te Konfitüren, leichte Sandwiches. Dazu heißer Tee, prickelnde­r Champagner, wiederum um unglaublic­he dreißig Euro. DAS JAMES lebt spürbar einen neuen Spirit, will in einem Miteinande­r seinen Gästen Glück und Genuss bescheren. Wer danach spazieren geht, trifft vielleicht auf Bond und jenen visionären, mutigen Menschen, dem all dies zu verdanken ist: Ihre Majestät Petra Barta, die Hotelchefi­n des Nachbarhau­ses (DieWasneri­n.at).

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