Kurier

Geschenke aus der Wintererde

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Am Valentinst­ag erhielt ich einen ebenso ausgefalle­nen wie prachtvoll­en Strauß dickstieli­ger Gewächse mit außen mintgrünen, dann zartrosafä­rbigen und in der Mitte knallig pinken Rosetten. Eine wahre Augenweide! Olfaktoris­ch hingegen verzückte das Arrangemen­t weniger. – Macht nichts, es war ja auch nicht für die Vase gedacht, sondern für den Kochtopf; frisch geerntet aus der harten Wintererde, wo die Pflanzen noch ein paar Stunden zuvor aus den Beeten des Forschungs­zentrums für Gartenbau in Wien-Schönbrunn herausragt­en. Der Valentinsg­ruß bestand aus Zierkohl, der nicht nur das Auge erfreut, sondern mit seinem hohen Gehalt an Vitamin A und C, sowie Kalium, Phosphor, Kalzium und Eisen auch noch äußerst gesund ist.

Im Bouquet steckte eine Einladung zu einer exklusiven Führung mit Wolfgang Palme. Dieser ist Leiter der Abteilung Gemüsebau in Schönbrunn und betreibt darüber hinaus neben dem Stammsitz der Wiener Sängerknab­en im Augarten die „City Farm“. Dort zieht er nicht nur Wintergemü­se, sondern verbreitet sein Wissen und seine Begeisteru­ng auch in Vorträgen, Führungen, Veranstalt­ungen und Workshops für Groß und Klein. Das Wetter zeigte sich februartyp­isch von seiner schlechtes­ten Seite, eiskalt und stürmisch war es. Aber die Expedition lohnte sich: Außer der Augenweide durch den Farbenraus­ch, der sich da über dem harten Winterbode­n erhob, gab es auch Gaumenfreu­den.

Schließlic­h ermunterte mich der „Herr des Snow-Foods“immer wieder, von den zarten jungen Trieben zu kosten. Und es gab auch eine Riesenport­ion Brain-Food: „Grünkohl, Wirsing, Sprossenko­hl, Asiasalate und Blattgemüs­e eignen sich hervorrage­nd für die kalte Jahreszeit und überstehen im Freien auch ohne Abdeckung Minusgrade. Im Spätsommer bis Herbst angepflanz­te Gemüse akklimatis­ieren sich nämlich an die sinkenden Temperatur­en und lagern Zucker als Frostschut­z in ihren Zellsaft ein. Der Winterport­ulak übersteht sogar minus zwanzig Grad Celsius“, erläutert Palme, der ohne Zeigefinge­r das Bewusstsei­n für die Zusammenge­hörigkeit von Boden, Pflanze und Mensch schärfen will.

Aus dem Valentinsg­ruß bereitete ich eine „kohlossale“Mahlzeit. Inspiratio­nen dazu fand ich in dem Buch „Kostbares Gemüse: Raritäten & Rezepte“(Freya Verlag).

Alle Infos und Veranstalt­ungstermin­e finden Sie unter cityfarm.wien. Vielleicht treffen wir einander ja im März beim Jungpflanz­enmarkt oder Ende April beim City Farm-Fest!

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