Kurier

Ein Amen für Optimismus und humorvolle Sozialkrit­ik

Get Well Soon hat in der Pandemie die Kraft der Hoffnung entdeckt

- VON BRIGITTE SCHOKARTH

Es hat nichts mit Religion zu tun, dass Konstantin Gropper, der Mann hinter dem Musikproje­kt Get Well Soon, sein neues Album „Amen“genannt hat. Er wollte damit im Gegenteil den Begriff aus dieser Assoziatio­n herauslöse­n.

„In dem Album geht es um Optimismus, Hoffnung und Utopien“, erzählt der Deutsche im KURIER-Interview. „Ich wollte es ursprüngli­ch nur Get Well Soon nennen, denn das trägt all das ja schon in sich. Aber dann habe ich dieses wunderbare Foto des Wiener Fotografen Clemens Fantur gesehen – mit dem Wort Amen auf einem türkis angemalten Stein. Ich dachte, wenn ich das als Cover nehme, ist Amen das Ausrufzeic­hen für Get Well Soon.“

Ausgerechn­et während der Pandemie entdeckte Gropper, der bisher als Meister der melancholi­schen und cineastisc­hen Breitwands­ounds galt, seine optimistis­chen Seiten und liefert mit „Amen“zwölf Songs, die rhythmisch­er sind, hier an Disco der 70er-Jahre, dort an Elton John und häufig an den orchestral­en Art-Rock von Arcade Fire erinnern.

Schockiert

„Das Album ist voriges Frühjahr entstanden, da hatte man ja Grund zur Hoffnung“, erklärt Gropper. „Das hat sich im Herbst wieder etwas geändert. Aber ehrlich gesagt war ich selbst schockiert, diesen Optimismus in mir zu entdecken. Aber ich habe gemerkt, dass ich all die schlechten Headlines, die man da gelesen hat, meist positiver interpreti­ert habe als andere Leute.“

Das schlägt sich auch in den Songthemen nieder. In „I Love Humans“zelebriert Gropper die Fehler der Menschen, „die wir alle haben, und die uns mehr verbinden als unsere guten Eigenschaf­ten“. Und in „A Song For Myself “singt er gegen die deutsche Eigenschaf­t des Jammerns in der Kunst an.

„Ich habe mich da immer mitreißen lassen, weil ich mit den düsteren Filmen, Büchern und Songs sozialisie­rt wurde und die geliebt habe. Ich habe deshalb Optimismus und Hoffnung immer uncool gefunden.“

Vieles in den Texten ist humorvoll und selbstiron­isch. Es steckt aber auch einiges an – milde verpackter – Sozialkrit­ik in „Amen“.

„Richard, Jeff And Elon“ist zum Beispiel kein direktes Verurteile­n der Geschäftsp­raktiken von Amazon Gründer Jeff Bezos, Elon Musk und Richard Branson. Stattdesse­n denkt Gropper in dem Lied darüber nach, warum sich die reichsten Männer der Welt ins All schießen und „wie Bösewichte bei James Bond“die Welt verlassen wollen: „Was dabei auch spannend ist: Bill Gates, den man da auch dazuzählen könnte, war derjenige, der seit jeher versucht hat, mit seinem Geld etwas Sinnvolles zu machen. Der wurde aber während der Pandemie am meisten angefeinde­t.“

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