Kurier

Effizient und sicher: Der Akku der Zukunft

Höhere Reichweite, keine Brandgefah­r und Schnelllad­en – das sind die Verspreche­n der E-Auto-Industrie bei der Entwicklun­g eines neuen Akkus. Der KURIER erklärt, wie er funktionie­rt

- VON FRANZISKA BECHTOLD

Elektromob­ilität ist die Antriebsar­t der Zukunft. Hinderniss­e sind für viele aber noch die vermeintli­ch geringe Reichweite und langen Ladezeiten der Fahrzeuge. Eine neue Batteriete­chnologie soll dabei helfen, diese Probleme aus der Welt zu schaffen: Feststoffa­kkus. Damit will der japanische Autobauer Nissan die E-Mobilität revolution­ieren. Bis 2028 sollen die ersten Autos mit der neuen Technologi­e vom Band laufen. Auch Unternehme­n wie BMW und Mercedes entwickeln solche Feststoffa­kkus. Der KURIER klärt auf, was es damit auf sich hat.

Wie unterschei­den sich

? Feststoff- von konvention­ellen Akkus?

Derzeit kommen in Elektroaut­os Lithium-Ionen-Akkus zum Einsatz. Hier gibt es eine positive und eine negative Elektrode und Lithiumion­en, die sich zwischen ihnen bewegen. Damit das funktionie­rt, ist eine leitfähige Substanz notwendig, das Elektrolyt. Das ist in momentan genutzten Akkus flüssig. In Feststoffa­kkus soll das, wie der Name schon sagt, aus Feststoff bestehen.

Was sind die Vorteile dieser

? Bauweise?

Die Batterien werden dadurch leichter und kompakter. „Lithium wird als Metall gespeicher­t, nicht als Ionen“, erklärt der Batterieex­perte Bernhard Gadermaier von der TU Graz im KURIER-Gespräch. Aktuelle Akkus nutzen etwa Grafit an der Anode, um die Lithiumion­en einzulaten­reaktion gern. Das braucht viel Platz. Bei Feststoffb­atterien fällt das weg, was die Bauweise deutlich schlanker gestaltet.

Warum ist das sicherer?

? Ein Feststoffa­kku fängt bei einem Unfall nicht Feuer. Statt der Flüssigkei­t wird eine Keramikstr­uktur verwendet, die nicht brennbar ist. „Die derzeit verwendete­n Lithiumsal­ze im flüssigen Elektrolyt tragen zu einer höheren Reaktivitä­t bei. Das sorgt bei einem Crash für einen Thermal Runaway, also eine Ketnach einem Kurzschlus­s“, erklärt Mario Hirz, Experte für Elektromob­ilität an der TU Graz. Dabei erzeugt ein beschädigt­er Akku so viel Wärme, dass er explosions­artig abbrennt und sich immer wieder entzünden kann. Deshalb werden beschädigt­e Elektroaut­os über einen langen Zeitraum in Wasser gelagert.

Wie viel effiziente­r soll

? das sein?

Das ist ein recht großes Mysterium. Der Batteriehe­rsteller QuantumSca­pe versprach etwa Anfang des Jahres, ein EAuto mit ihrer Feststoffb­atterie könne in 15 Minuten von zehn auf 80 Prozent geladen werden. Nach 400 Ladezyklen soll dieser Akku noch 80 Prozent seiner ursprüngli­chen Leistung haben.

Gegenüber Lithium-Ionen-Akkus soll außerdem die Speicherfä­higkeit der Feststoffa­kkus um den Faktor Zehn erhöht werden, erklärt Gadermeier. Die Hoffnung ist, die Batterien irgendwann so zu bauen, dass sie bei gleicher Größe doppelt so viel Reichweite bieten.

Welche Herausford­erungen

? gibt es noch?

Die größte Hoffnung ist auch das größte Hindernis: die Effizienz. Zwar sollen die Akkus schneller laden, länger halten und mehr Energie speichern – das ist aber alles noch nicht möglich. Flüssigkei­ten leiten besser und bisher konnte kein Akku außerhalb eines Labors an die Leistung eines LithiumIon­en-Akkus herankomme­n, so Hirz. Eine dünne KeramikStr­uktur mit einer so großen Oberfläche zu bauen, dass sie aktuelle Batterien übertrumpf­t, ist bisher noch nicht gelungen.

Wann kann man mit den

? ersten Feststoffa­kkus rechnen?

Trotz der Probleme sieht Hirz die Technologi­e als zukunftswe­isend. Einen Durchbruch bei der Entwicklun­g bis 2025, wie BMW ihn vorschlägt, hält er für zu optimistis­ch. Nissans angepeilte­s Jahr 2028 hingegen könne machbar sein.

 ?? ?? Feststoffa­kkus sollen E-Autos konkurrenz­fähiger gegen Benziner machen. Vor allem die Ladezeit soll auf wenige Minuten verringert werden
Feststoffa­kkus sollen E-Autos konkurrenz­fähiger gegen Benziner machen. Vor allem die Ladezeit soll auf wenige Minuten verringert werden

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