Kurier

Wie Netflix-Serien und koreanisch­e Musikbands den Buchmarkt beleben

Der Absatz fremdsprac­higer Bücher ist um ein Drittel gestiegen, sagt Thalia-Österreich-Chefin Andrea Heumann. Und erklärt, warum

- SIMONE HOEPKE

Neue Trends. Ostern ist für den Buchhandel wie Weihnachte­n – ein gutes Geschäft. Wenn auch kleiner dimensioni­ert, weil sich die Umsätze mehr oder weniger auf die Karwoche konzentrie­ren. „Das Fest hellt die Kauflaune auf “, sagtThalia- Österreich Geschäftsf­ührerin Andrea Heumann. Das kommt der Branche nach einem durchwachs­enen März wie gerufen. Eine halbe Million Menschen in Quarantäne haben sich auch in niedriger Kundenfreq­uenz und Umsätzen im Handel widergespi­egelt.

Wie nachhaltig die „Aufhellung“ist, bleibt abzuwarten. Jedenfalls ortet Heumann zwei Trends, die junge Leute zum Kauf von gedruckten Büchern verleiten: Der eine Hoffnungss­chimmer kommt ausgerechn­et aus der Welt der Streamingd­ienste. „Seitdem viele Serien, wie von Netflix, in Originalsp­rache schauen, wollen sie auch die dazugehöri­gen Bücher in der Originalsp­rache lesen“, beobachtet Heumann. Das Segment habe Wachstumsr­aten von 30 Prozent und mehr. Detail am Rande: Diese so genannten „internatio­nal books“unterliege­n nicht der Buchpreisb­indung, die nur für deutschspr­achige Bücher gilt. Die Konkurrenz im Sortiment ist aber groß. Heumann: „Amazon hat oft den Zugang zu den entspreche­nden Verlagen und eine ganz andere Preiskalku­lation hinter dem Buch als wir.“

Als weiteren Trend sieht sie Mangas, also Comics, die aus Japan kommen. „Sie bewegen Jugendlich­e wieder zum Lesen“, freut sich Heumann. Was älteren Generation­en wohl auch entgangen sein wird, ist K-Pop. Koreanisch­sprachige Popmusik, die auch den Buchhandel zu Umsätzen verhilft. Weil unter diesem Genre nicht einfach nur CDs verkauft werden, sondern ganze Sammelbüch­er, Sammelfigu­ren inklusive. Ein Geschäftsf­eld mit Potenzial, findet die ThaliaChef­in.

Bisher haben K-PopFans ihre Sammelleid­enschaft vor allem bei OnlineKäuf­en befriedigt.

Interspar-Kooperatio­n

Um mehr Leute zu erreichen, testet Thalia seit vergangene­n November eine Kooperatio­n mit Interspar. In ersten Filialen wurden Bücherinse­ln eingericht­et, um auch jene zu erreichen, die sich tendenziel­l nie in eine Buchhandlu­ng verirren. „Wir sind extrem zufrieden, unser Ziel ist ein Rollout auf alle Interspar-Märkte.“

Derzeit werde noch am idealen Sortiment getüftelt. Ersten Erfahrunge­n nach verkaufen sich Bestseller österreich­ischer Autoren in diesem Format besonders gut. Angedacht sind auch gemeinsame

Aktionswoc­hen, etwa in der Grillzeit. Würstel von Spar mit dem passenden GrillTipps aus der Bücherecke, so die Idee.

Währenddes­sen wird gerade das Untergesch­oß in der mehrgescho­ßigen Thalia-Filiale in der Mariahilfe­r Straße bei laufendem Betrieb ausgeräumt – der Beginn eines groß angelegten Umbaus. „Ein Riesenproj­ekt, vergleichb­ar mit dem Umbau von vier Kleinfilia­len“, sagt Heumann. Zur Investitio­nssumme sagt sie nur so viel: „Es handelt sich um einen hohen einstellig­en Millionenb­etrag.“Geplant ist unter anderem eine Veranstalt­ungsfläche für die „Interaktio­n zwischen Autoren und Kunden“.

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