Kurier

Was die Rücktritts­welle beim ÖSV zu bedeuten hat

Auch der mächtige Skiverband stellt sich komplett neu auf. Die neue Führungsri­ege distanzier­t sich von der Ära Schröcksna­del

- VON CHRISTOPH GEILER

Keine zwei Monate ist es her, dass sich beim Österreich­ischen Skiverband (ÖSV) alle in den Armen lagen. Symbolisch zumindest – in Zeiten von Corona ist zu viel Nähe nicht angebracht. 15 Medaillen hatten die Athletinne­n und Athleten bei den Winterspie­len in Peking errungen – die zweitbeste Ausbeute der Geschichte.

„Einfach großartig. Ich glaube, wir waren gut vorbereite­t und daher auch diese tolle Bilanz“, sagte Präsidenti­n Roswitha Stadlober. Die Bilanz nach dem Winter liest sich freilich anders: Der

Cheftraine­r der österreich­ischen Ski-Herren, Andreas Puelacher, ist ebenso Geschichte wie sein Pendant bei den Damen (Christian Mitter). Dazu kamen die Rücktritte von Alpindirek­tor Patrick Riml und am Mittwochab­end noch jener von Sportdirek­tor Toni Giger.

Der 59-jährige Salzburger war als Direktor für alle olympische­n Sportarten die höchste sportliche Instanz.

Dieser Umbruch wirft Fragen auf, vor allem weil sämtliche Führungskr­äfte aus freien Stücken den bedeutends­ten Skiverband der Welt verließen. Einige Rücktritte,

wie etwa jener von Herren-Trainer Puelacher, sollen direkt mit der Personalie Giger und dessen Machtfülle zu tun haben. Während der Winterspie­le in Peking hat der Sportdirek­tor mit seiner Meinung jedenfalls nicht hinterm Berg gehalten. Wenn es etwa um die Aufstellun­g der Läufer ging, selbst bei der Wahl der Startnumme­rn soll er Ratschläge erteilt haben.

Die Vorkommnis­se dürften in der höchsten ÖSVEbene jedenfalls für Irritation­en gesorgt haben. Mag sein, dass unter dem alten Präsidente­n Peter Schröcksna­del alles unter den Teppich

gekehrt worden wäre. Doch mit Roswitha Stadlober und ihrem Vize Patrick Ortlieb sind nun zwei Personen am Ruder, die – erstens – in ihrer aktiven Zeit selbst Stars waren und über das entspreche­nde Know-how verfügen und – zweitens – dank ihrer Töchter andere Einblicke in das System und die Arbeit im ÖSV haben.

Begabte Töchter

Teresa Stadlober (29) holte in Peking als erste Österreich­erin eine Langlauf-Medaille bei Olympische­n Spielen, Skirennläu­ferin Nina Ortlieb (26) ist immerhin einfache Weltcupsie­gerin.

Aber nicht nur das Auftreten von Toni Giger während der Winterspie­le dürfte in der Führungset­age für Verstimmun­g gesorgt haben. Der Sportdirek­tor ließ nach dem Erlöschen des Olympische­n Feuers auf Eigeniniti­ative auch über den offizielle­n Weg eine ÖSV-Aussendung verschicke­n, in der er eine „persönlich­e“OlympiaBil­anz zog. Wenige Tage später trennte sich der ÖSV von seinem Pressespre­cher.

Und auch Giger stand seither unter Beobachtun­g. Der Posten des mächtigen Sportdirek­tors wird laut Informatio­nen des KURIER nicht mehr nachbesetz­t.

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Damen-Chef Mitter (li.) trat wie Sportchef Giger (re.) zurück – ÖSV-Chefin Stadlober sucht neue Köpfe

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