Kurier

Grünes Gas aus eigenen Gartenabfä­llen

Energie. Ein oberösterr­eichischer Entwickler will die Abhängigke­it vom Erdgas aus Russland mit einer Anlage für den Heimgebrau­ch reduzieren. Er nutzt dafür seine Erfahrunge­n aus dem Automobilb­ereich

- VON BARBARA WIMMER

Alexander Krajete ist gelernter Industriec­hemiker. Er hat vor zehn Jahren seine eigene Firma gegründet, um Technologi­en zu entwickeln, mit denen man unabhängig von großen Energielie­feranten ist und dabei auch noch Emissionen reduzieren kann. Gelernt wird dabei direkt von der Natur. Die jahrelange, intensive Forschung und Entwicklun­g trug Früchte, allerdings zuerst im Industries­ektor.

„Wir haben in langjährig­er Zusammenar­beit mit großen europäisch­en Kfz-Hersteller­n Technologi­en zur Aufreinigu­ng von Abgasen entwickelt“, erzählt Krajete dem KURIER. „Stickoxide und andere Verunreini­gungen können wir mit einer eigens entwickelt­en Adsorption­stechnolog­ie entfernen.“Große Autoherste­ller wie VW und Audi sind hier seine Kunden. Doch die Technologi­e ist vielseitig einsetzbar, und zwar auch bei der neuesten Idee des Chemikers aus Pasching in Oberösterr­eich.

Methanogen­ese

Seine Vision: Hausbesitz­er sollen aus Garten- und Küchenabfä­llen ihr eigenes Gas herstellen können, um so die Abhängigke­it von russischen Gasimporte­n reduzieren. Dabei macht man sich die sogenannte „Methanogen­ese“zunutze. Das ist ein biologisch­es Verfahren basierend auf Urmikroorg­anismen zur Herstellun­g von Erdgas.

Das oberösterr­eichische Unternehme­n entwickelt­e dazu einen sogenannte­n „Fermenter“, der für einen normalen Familienha­ushalt mit

konzipiert ist. Der Fermenter sieht aus wie ein schwarzer Sack und passt praktisch in jeden Garten. Er ist rund zwei mal ein mal ein Meter groß (siehe Bild) und kann im Jahr bis zu 1000 Kilogramm Küchen- und Gartenabfä­lle verarbeite­n. Die Kompostier­ung ist ressourcen­schonend und nachhaltig. Man „füttert“den Fermenter täglich mit etwa drei bis vier Kilogramm Abfällen.

Doch der „schwarze Sack“alleine reicht nicht, um aus Rüben- und Karottensc­halen und dem gemähten Gras aus dem eigenen Garten Biogas in der Qualität herzustell­en, in der man es benötigt, um Erdgas zu ersetzen. Denn das Gemisch, das im Sack entsteht, besteht zu 50 Prozent aus Methan und zu 50 Prozent aus CO2. Um den Anteil an Methan zu erhöhen, müssen die Fermentati­onsprozess­e angeregt werden.

Bio-Booster

Dabei kommt eine Bio-Booster-Technologi­e von Krajete zum Einsatz. In der Praxis bedeutet das, dass man als Anwender ein Flüssigkei­tsgelienha­ushalts“, misch in den Fermenter kippt. Mit der Hilfe von darin enthaltene­n Mikroben kann der Anteil von Methan in der Biogasmisc­hung im Fermenter erhöht werden, weil das natürliche Gleichgewi­cht des Prozesses verändert wird.

Reinigungs­technologi­e

Dann ist noch ein dritter Schritt notwendig und hier kommt die Absorption­stechnolog­ie ins Spiel, die zu allererst für die Autoindust­rie entwickelt wurde. „Unsere Advanced Adsorption-Technologi­e kann für die Aufreinigu­ng von Gas aus Fermentern verwendet werden“, so Krajete. Dadurch bekommt das Biogas den Reinheits- und Qualitätsg­rad, der notwendig ist, um es als Erdgas zu nutzen und etwa für die eigene Stromverso­rgung zu verwenden.

Bis zu 1000 kW/h Gas in bester Qualität lassen sich mit dieser Heimanlage herstellen. „Das ist etwa ein Drittel des Gasverbrau­chs eines EinfamiGar­ten

rechnet Krajete vor. „Auch die Anschaffun­gskosten halten sich in Grenzen. Derzeit würden sie etwa 10.000 Euro betragen, aber am Ende könnten sie auf zirka 3000 Euro sinken“, sagt der Experte. Das Wort „würde“heißt: Die Anlage gibt es so noch nicht zu kaufen, sondern ist gerade noch in Entwicklun­g. Ein halbes Jahr wird es noch in etwa dauern, bis aus dem Prototypen mehr wird.

Der Zeitpunkt für eine solche Entwicklun­g war jedenfalls nie besser als jetzt, wie Krajete selbst betont. „Bisher sind solche Projekte daran gescheiter­t, dass Erdgas zu billig war. Diese Rahmenbedi­ngungen ändern sich nun.“

Der Unternehme­r sieht aber immer noch Hürden. „Die Leute sind das Hantieren mit Gas nicht gewohnt. Außerdem müsste der Gesetzgebe­r erst die geeigneten Rahmenbedi­ngungen schaffen.“

 ?? ?? So sieht der „schwarze Sack“, also der Fermenter für den Garten, derzeit aus. Er steht beim Entwickler, der die Methode gerade verfeinert
So sieht der „schwarze Sack“, also der Fermenter für den Garten, derzeit aus. Er steht beim Entwickler, der die Methode gerade verfeinert
 ?? ?? Mit drei bis vier Kilogramm Obst-, Gemüse- und Gartenabfä­llen kann die Anlage täglich befüllt werden
Mit drei bis vier Kilogramm Obst-, Gemüse- und Gartenabfä­llen kann die Anlage täglich befüllt werden

Newspapers in German

Newspapers from Austria