Kurier

Hermann Unger Teamleiter Friedhofsd­ienst 2

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Aufgrund der sensiblen Thematik dauert das zwar. „Zwei bis drei Jahre, mitunter auch mehr“, sagt Julia Stering von den Friedhöfen Wien. Aber irgendwann rückt dann doch die Mannschaft von Hermann Unger aus.

Schwere Last

Am Donnerstag nach Ostern scheint die Sonne auf den frühlingsh­aften Zentralfri­edhof. In Gruppe 29 hat eine fünfköpfig­e Truppe aber keine Zeit für Vogelgezwi­tscher und frisches Grün. Ihr Metier ist altes Grau: Sie sind hier, um ein Grab abzutragen. Und das ist harte Arbeit. Teamwork ist gefragt, „man muss sich auf die Kollegen verlassen können“, sagt Teamleiter Unger. Immerhin können die Grabplatte­n mehr als eine Tonne wiegen, entspreche­nd hoch ist die Verletzung­sgefahr. „So schnell kann man gar nicht schauen, sind die Finger drin“, sagt auch Helmut Mitterer. Der gelernte

Steinmetz weiß, wovon er spricht, er ist mit 25 Jahren Erfahrung der Dienstälte­ste in der Abtragungs­partie.

Wenn die Truppe eingespiel­t ist, geht es auch schnell. Das erste Grab an diesem Vormittag ist nach 20 Minuten Geschichte. Grabsteine, Umrandunge­n

Wenn auf Warnaufkle­ber nicht reagiert wird (li.), kommen Hermann Ungers (re.) Spezialist­en

und – wenn vorhanden – Grabplatte­n werden abtranspor­tiert und zur Wiederverw­ertung gebracht. So mancher Grabstein findet sich dann geschredde­rt als Unterlage im Straßenbau wieder.

Besonders gut erhaltenes Grabinvent­ar kann auch zur

Wiederverw­endung erworben werden – im Sinne der Nachhaltig­keit. Außerdem kann ein komplettes Naturstein­inventar auch ordentlich ins Geld gehen.

Nur die Grabsteine kann man nicht wiederverw­enden. Sie wären zu schmal und hätten darum nicht mehr genügend Standfesti­gkeit, nachdem man die Inschrifte­n weggeschli­ffen hätte. Und die Sicherheit geht immer vor.

Die sterbliche­n Überreste bleiben hingegen an Ort und Stelle. Erst, wenn das Grab neu vergeben wird, werden sie sozusagen tiefergele­gt, die Nachmieter ziehen dann einen Stock darüber ein. „Wenn da einer drin ist, bleibt er auf immer

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Gräber abzutragen ist ein Knochenjob. Die einzelnen Elemente können mehr als eine Tonne wiegen
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