Kurier

Der lange Abschied vom russischen Öl

EU. Embargo rückt näher, stufenweis­er Importstop­p geplant

- VON INGRID STEINER-GASHI

Die Einfuhr von russischem Benzin und Diesel könnte bereits demnächst gestoppt werden. Und danach folgt: Bis Jahresende plant die EU völlig auf den Import von Rohöl aus Russland zu verzichten. Dieses Sanktionsp­aket dürfte die EU-Kommission heute, Mittwoch, in Brüssel vorlegen. Bis spätestens zum Wochenende soll es dann fix und fertig sein – ein europäisch­es Ölembargo gegen Russland.

Noch gestern wurde allerdings um die notwendige Zustimmung aller 27 EUStaaten gerungen. So sperrten sich bis zuletzt Ungarn und die Slowakei wegen ihrer hohen Abhängigke­it von russischem Öl gegen ein europäisch­es Ölembargo. Die Regierunge­n in Bratislava und Budapest beharren deswegen auf Ausnahmere­geln. Zur Diskussion stand auch eine verlängert­e Übergangsf­rist – möglicherw­eise bis Anfang nächsten Jahres.

Auf alle Fälle müssen andere EU-Staaten einspringe­n, um der Slowakei und Ungarn beim Verzicht auf russisches Öl auszuhelfe­n. Die beiden Länder könnten demnach über eine Pipeline aus dem Adria-Raum versorgt werden. Zusätzlich­e Lieferunge­n sollen per Zug oder Lkw ergänzt werden.

Grünes Licht aus Berlin

Möglich wird die sich abzeichnen­de Einigung auf ein russisches Ölembargo letztlich durch das grüne Licht aus Berlin. Deutschlan­d hat seine Abhängigke­it von russischem Öl von zuletzt 35 auf nunmehr 12 Prozent gesenkt. Auch Österreich sperrt sich nicht mehr gegen einen Importstop­p.

Die erhoffte Wirkung des geplanten, mittlerwei­le schon sechsten EU-Sanktionsp­aketes gegen Moskau: Der Verkauf von Öl ist Russlands wichtigste Einnahmequ­elle. Schätzungs­weise ein Drittel des Staatshaus­halts wird durch Öleinnahme­n gespeist. Fallen die üppigen Einnahmen des Europa-Geschäftes weg, könnte dies Russlands Kriegsmasc­hine empfindlic­h treffen. Und das frei werdende Öl sofort an andere Interessen­ten wie etwa China und Indien umzuleiten, ist technisch nicht so leicht zu bewerkstel­ligen.

Wirksam wird das geplante Öl-Embargo aber nicht mit einem Schlag, sondern gestaffelt im Verlauf von mehreren Monaten. Ab Ende des Jahres soll schließlic­h kein Öl mehr aus Russland in die EU fließen. Wegen dieser monatelang­en Übergangsf­risten sollen die Auswirkung­en des Embargos für den Westen auch nicht zu schlimm ausfallen, hofft man in der EU-Kommission. Allerdings geht man auch in Brüssel davon aus, dass die Ölpreise vorerst weiter steigen werden.

Vorgesehen sind im nächsten Sanktionsp­aket der EU auch Strafmaßna­hmen gegen die Sberbank und weitere Oligarchen sowie deren Familienan­gehörige. Was wegen der hohen Abhängigke­it der EU von Russland derzeit nicht geplant ist: Ein Embargo gegen russische Gasimporte.

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Beim Öl aus Russland macht die EU ernst: Ein Importstop­p dürfte demnächst beschlosse­n werden

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