Tu felix Austria
Nach zwei Jahren Pandemie bleibt die heimische Zufriedenheit ungebrochen
„Kriege lass andere führen, du, glückliches Österreich, heirate.“Der Vers aus der Barockzeit mag sich auf die Heiratspolitik der Habsburger bezogen haben, seine Kurzform „tu felix Austria“wird jedoch gerne verwendet, um den Österreicherinnen und Österreichern eine besonders glückliche Lebensart nachzusagen.
Auch heute, zwei Jahre nach dem Ausbruch von Covid-19 und obwohl es viele vielleicht anders vermutet hätten, zeigt sich die heimische Zufriedenheit beständig. „Die letzten zwei Jahre der Pandemie haben der Bevölkerung einiges abverlangt. Unsere Daten zeigen aber sehr deutlich, dass die Österreicherinnen und Österreicher resilient sind und ihre
Lebenszufriedenheit ungebrochen ist“, sagt Thomas Schwabl, Geschäftsführer des Online-Research-Instituts Marketagent. Laut den Umfragedaten würde sich heute jeder zweite im Land als „sehr glücklich“bezeichnen.
Geld und Gesundheit
Grund für das Glück sind die Zufriedenheit mit der Wohnsituation, der Familie und dem persönlichen Umfeld. Am wenigsten zufrieden ist man hierzulande mit der finanziellen Situation. Diese ist nur für etwa die Hälfte der Befragten zufriedenstellend. Personen mit einem Einkommen über 3.000 Euro geben außerdem öfter an, sehr glücklich zu sein, als Haushalte mit einem Nettoeinkommen unter 2.000 Euro. Als kaum zufrieden bezeichnen sich jedoch nur 1,6 Prozent der heimischen Bevölkerung.
Obwohl Glück etwas sehr Individuelles ist, gibt es doch Faktoren, bei denen sich die Österreicherinnen und Österreicher einig sind: Ganz oben auf der Liste steht für neun von zehn die Gesundheit. 86 Prozent brauchen Humor für ein glückliches Leben. Dass sie ein anderer Beruf oder ein jüngeres Aussehen zufriedener machen könnte, glauben jeweils nur zwei von zehn Befragten. Auch ihr Blick in die Zukunft ist optimistisch: 93 Prozent glauben, dass sie in fünf Jahren gleich glücklich oder sogar glücklicher sein werden als jetzt. Den anfangs zitierten Spruch scheint sich übrigens so mancher zu Herzen zu nehmen: Laut Marketagent sehen sich Verheiratete nämlich als die glücklichsten Menschen.
Resonanz. In meiner letzten Kolumne habe ich über Trennungen geschrieben, das hat Sie sehr bewegt. Selten habe ich so viele Zuschriften erhalten. Zwei der Geschichten möchte ich heute hier teilen. So schrieb mir Leser K. in einer sehr bewegenden Nachricht, dass er mit 40 dachte, das Leben wäre vorbei. Seine Frau hatte sich von ihm getrennt, er fiel in ein Loch. „Ich kann mich noch gut daran erinnern, als ich mit meinem Hund auf eine Berghütte gegangen bin, ihn beim Gipfelkreuz in die Arme genommen habe und geheult habe, wie noch nie in meinem Leben. Ich habe mich zurückgezogen und nur noch gearbeitet. Meine Mutter hat mich gezwungen, auf einen Schützenball zu gehen, damit ich unter die Leut komme. Da habe ich meine zweite und jetzige Frau kennengelernt. Wir haben nach vier Monaten geheiratet, zwei Kinder bekommen, die das größte Glück für uns waren und sind. Mein Leben hat mit 40 angefangen – das ist nicht nur so ein Spruch, sondern Realität.“
Eine weitere Nachricht erhielt ich von Leserin G., die auf einen völlig anderen Aspekt hinweist. Auch sie ist von einer Trennung betroffen, allerdings nicht als verlassene Frau, sondern als Schwiegermutter.
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„Mein Mann und ich hatten ein sehr gutes Verhältnis zu unserem Schwiegersohn. Für mich war es ein unvorstellbarer
Schmerz, er war wie ein Sohn für mich und mir kommen beim Schreiben wieder die Tränen. Auch wir Schwiegereltern haben einen Verlust erlitten. Sicher betrifft die Trennung eines Paares in vorderster Linie die beiden, jedoch darf man nicht vergessen, dass ein Paar nicht allein auf der Welt ist. Wir haben nicht nur einen Schwiegersohn verloren, sondern auch seine Eltern, Geschwister, seine ganze Verwandtschaft, die uns mit so großer Herzlichkeit in ihren Kreis aufgenommen hat.“
Vielen Dank für all Ihre Zuschriften!