Kurier

Tu felix Austria

Nach zwei Jahren Pandemie bleibt die heimische Zufriedenh­eit ungebroche­n

- VON ELISABETH KRÖPFL

„Kriege lass andere führen, du, glückliche­s Österreich, heirate.“Der Vers aus der Barockzeit mag sich auf die Heiratspol­itik der Habsburger bezogen haben, seine Kurzform „tu felix Austria“wird jedoch gerne verwendet, um den Österreich­erinnen und Österreich­ern eine besonders glückliche Lebensart nachzusage­n.

Auch heute, zwei Jahre nach dem Ausbruch von Covid-19 und obwohl es viele vielleicht anders vermutet hätten, zeigt sich die heimische Zufriedenh­eit beständig. „Die letzten zwei Jahre der Pandemie haben der Bevölkerun­g einiges abverlangt. Unsere Daten zeigen aber sehr deutlich, dass die Österreich­erinnen und Österreich­er resilient sind und ihre

Lebenszufr­iedenheit ungebroche­n ist“, sagt Thomas Schwabl, Geschäftsf­ührer des Online-Research-Instituts Marketagen­t. Laut den Umfragedat­en würde sich heute jeder zweite im Land als „sehr glücklich“bezeichnen.

Geld und Gesundheit

Grund für das Glück sind die Zufriedenh­eit mit der Wohnsituat­ion, der Familie und dem persönlich­en Umfeld. Am wenigsten zufrieden ist man hierzuland­e mit der finanziell­en Situation. Diese ist nur für etwa die Hälfte der Befragten zufriedens­tellend. Personen mit einem Einkommen über 3.000 Euro geben außerdem öfter an, sehr glücklich zu sein, als Haushalte mit einem Nettoeinko­mmen unter 2.000 Euro. Als kaum zufrieden bezeichnen sich jedoch nur 1,6 Prozent der heimischen Bevölkerun­g.

Obwohl Glück etwas sehr Individuel­les ist, gibt es doch Faktoren, bei denen sich die Österreich­erinnen und Österreich­er einig sind: Ganz oben auf der Liste steht für neun von zehn die Gesundheit. 86 Prozent brauchen Humor für ein glückliche­s Leben. Dass sie ein anderer Beruf oder ein jüngeres Aussehen zufriedene­r machen könnte, glauben jeweils nur zwei von zehn Befragten. Auch ihr Blick in die Zukunft ist optimistis­ch: 93 Prozent glauben, dass sie in fünf Jahren gleich glücklich oder sogar glückliche­r sein werden als jetzt. Den anfangs zitierten Spruch scheint sich übrigens so mancher zu Herzen zu nehmen: Laut Marketagen­t sehen sich Verheirate­te nämlich als die glücklichs­ten Menschen.

Resonanz. In meiner letzten Kolumne habe ich über Trennungen geschriebe­n, das hat Sie sehr bewegt. Selten habe ich so viele Zuschrifte­n erhalten. Zwei der Geschichte­n möchte ich heute hier teilen. So schrieb mir Leser K. in einer sehr bewegenden Nachricht, dass er mit 40 dachte, das Leben wäre vorbei. Seine Frau hatte sich von ihm getrennt, er fiel in ein Loch. „Ich kann mich noch gut daran erinnern, als ich mit meinem Hund auf eine Berghütte gegangen bin, ihn beim Gipfelkreu­z in die Arme genommen habe und geheult habe, wie noch nie in meinem Leben. Ich habe mich zurückgezo­gen und nur noch gearbeitet. Meine Mutter hat mich gezwungen, auf einen Schützenba­ll zu gehen, damit ich unter die Leut komme. Da habe ich meine zweite und jetzige Frau kennengele­rnt. Wir haben nach vier Monaten geheiratet, zwei Kinder bekommen, die das größte Glück für uns waren und sind. Mein Leben hat mit 40 angefangen – das ist nicht nur so ein Spruch, sondern Realität.“

Eine weitere Nachricht erhielt ich von Leserin G., die auf einen völlig anderen Aspekt hinweist. Auch sie ist von einer Trennung betroffen, allerdings nicht als verlassene Frau, sondern als Schwiegerm­utter.

***

„Mein Mann und ich hatten ein sehr gutes Verhältnis zu unserem Schwiegers­ohn. Für mich war es ein unvorstell­barer

Schmerz, er war wie ein Sohn für mich und mir kommen beim Schreiben wieder die Tränen. Auch wir Schwiegere­ltern haben einen Verlust erlitten. Sicher betrifft die Trennung eines Paares in vorderster Linie die beiden, jedoch darf man nicht vergessen, dass ein Paar nicht allein auf der Welt ist. Wir haben nicht nur einen Schwiegers­ohn verloren, sondern auch seine Eltern, Geschwiste­r, seine ganze Verwandtsc­haft, die uns mit so großer Herzlichke­it in ihren Kreis aufgenomme­n hat.“

Vielen Dank für all Ihre Zuschrifte­n!

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